Wirtschaftliche Entwicklung im Heimatgebiet im 19.
Jahrhundert
1891 wurde der Ort Groß Besten dem Chausseenetz
des Kreises angeschlossen und dadurch erlangte der alte Verkehrsweg
zwischen Mittenwalde und dem Beeskow-Storkower Lande neue verkehrswirtschaftliche
Bedeutung.
1896 wurde ein fester Damm angelegt und darauf eine Straße zwischen
Groß- und Klein Besten errichtet.
In diesen Jahrzehnten vor dem 1. Weltkrieg kam es durch die Bodenschatzfunde,
den Bau von Verkehrswegen und durch ein wirtschaftlich erstarktes Großbürgertum
(Unternehmertum - "Gründerjahre") zu einem großen
wirtschaftlichen Aufschwung in unserem Heimatgebiet. Hiermit einige
Beispiele für den Bodenschatzabbau in der näheren Umgebung
von Bestensee (Körbiskrug, Gräbendorf, Schenkendorf, Teupitz/Sputenberge
- heute zu Töpchin gehörend -) sowie für die Entwicklung
der Gutsbetriebe im Kreisgebiet:
Freudenthaler und Kameruner Tonlöcher bei Groß Besten und
Körbiskrug (jetzt Tonseen). Um 1900: Tonabbau, Formen und Brennen
zu Ziegelsteinen, in Ziegeleien, die an den Tonlöchern standen
und viele Arbeiter aus den umliegenden Orten beschäftigten. Auch
eingewanderte polnische Arbeiter arbeiteten hier für einen kümmerlichen
Lohn.
Brennofen der Pätzer Ziegelei |
Später: Bodenschatz nicht mehr ergiebig. Einstellung
des Abbaus und der Produktion. Grundwasser. Entstehung der Tonseen.
Zerfall der Ziegeleien. Es erinnern an die damalige Ziegelsteinproduktion
Bahndammaufschüttungen von der ehemaligen Ziegelsteintransportlinie,
die von den Tonlöchern ausgehend durch den Ort Körbiskrug
führend bis hin zur Hauptbahnstrecke der Bahnlinie Berlin/Görlitzer
Bahnhof - Königs Wusterhausen - Groß Besten - Halbe -Spreewald
- Cottbus - Görlitz.
Die Einmündung der "Tonbahn" in die Hauptbahnstrecke
war unmittelbar nördlich vor dem Bestenseer Bahnhof. Weitere Ziegeleien
waren bei Pätz und Gräbendorf. Der Waldweg (ehemaliger Bahndamm)
von der Fernverkehrsstraße B 179 in Richtung Gräbendorf (parallel
zur B 246) führend, läßt noch heute die Bahnstrecke
erkennen, die um 1900, die in der Umgebung von Gräbendorf befindlichen
Tongruben und Ziegeleien mit der seit 1866 bestehenden Haupteisenbahnlinie
Berlin-Görlitz verband. In darauffolgenden Jahrzehnten entstanden
dann die noch heute existierenden Bahnhöfe an dieser Haupteisenbahnlinie.
Diese Gräbendorfer Tonbahnlinie sowie auch die Pätzer Ziegeleibahn
mündeten ebenfalls nördlich des Bahnhofes Bestensee in die
Haupteisenbahnlinie Berlin-Görlitz. (Die alten Schienen der Pätzer
Ziegeleibahn sind noch auf der Straße vor der Motorradwerkstatt
Steffens in Bestensee zu erkennen.)
Im gesamten Heimatgebiet entstanden am Ende des 19. Jahrhunderts und
Anfang des 20. Jahrhunderts überall Tongruben, Ziegeleien,
Kiesgruben, Sägewerke, Bahnlinien und sogar bei Schenkendorf und
bei Teupitz/Sputenberge (heute Töpchin/Waldeck) Braunkohlengruben.
1875: Entdeckung von Braunkohle bei Schenkendorf in geringer Tiefe (Flöz
teilweise 9 m dick);
1883: Der Großunternehmer von Siemens erwarb das Flöz und
begann mit oberschlesischen Bergarbeitern den Kohleabbau (Braunkohlegrube
"Centrum").
Entstehung der noch bestehenden "Glück auf-Häuser"
aus rotem Backstein für Angestellte des Konzerns.
Außerdem Bau von Arbeiterhäusern (aus rotem Backstein - noch
heute erhalten) im Westteil des Ortes.
Glück-auf-Haus in Schenkendorf |
Braunkohlengruben (Tagebau) unmittelbar hinter den "Glück
auf"-Häusern. Bau einer Bahnlinie (Transport der Kohle) vom
Tagebau zum Nottekanal und zum Güterbahnhof Königs
Wusterhausen.
1896: Der Berliner "Zeitungskönig" Mosse (Zeitung "Morgenpost")
erwarb Tagebau sowie Rittergut mit Schloß.
Um 1900:
Abbaueinstellung (Bodenschatz nicht mehr ergiebig); allmähliches
Ausfüllen der Kohlengruben mit Grundwasser; Entstehung des Tagebau-Sees.
Erdgasströmungen in gewissen Boden- und Erdschichten sind in unserer
heutigen Zeit noch vorhanden.
Ständiges Anwachsen der Industrie-Arbeiterschaft im gesamten Kreisgebiet
(Tongruben, Ziegeleien, Kiesgruben, Sägewerke und andere kleinere
Werke und Fabriken).
Auf den Gütern setzte in dieser Zeit eine verstärkte Maschinisierung
ein (Dampflokomobile, Dreschmaschinen usw.). Viele Landarbeiter und
Tagelöhner waren auf den Gütern Marienhof bei Groß Besten,
Gräbendorf, Schenkendorf, Körbiskrug u.a. im Arbeitsverhältnis.
1866 war die Berlin - Cottbus - Görlitzer Eisenbahnlinie
entstanden. Sie führte durch unseren Heimatkreis. Die Personenbeförderung
erfolgte ab 13. September 1866 auf der Linie Berlin - Cottbus. Bahnhöfe
wurden zunächst in Königs Wusterhausen und Halbe erbaut. Im
Laufe der darauffolgenden Jahre wurden dann noch folgende Bahnhöfe
errichtet: In Baumschulenweg, Treptow, Wildau, Groß Besten und
Teupitz/Groß Köris. (Groß Besten 1878)
Bahnhof Groß Besten, ca. 1900 |
Um 1900 zählte man in Groß Besten 494 Einwohner
in 110 Haushaltungen.
Um 1900 kam es zur Gründung der "Schwartzkopff-Werke"
in Wildau durch den Unternehmer Louis Schwartzkopff. Um qualifizierte
Facharbeiter und Techniker an seiner Fabrik zu halten, ließ er
auch Arbeiterhäuser bauen, die heute noch bestehen.
Die Produktion bestand aus Erzeugnissen für die Eisenbahn (Lokomotivbau)
und für die Schiffahrt.
Im 1. Weltkrieg (1914-1918) wurde Kriegsmaterial (Torpedos für
die kaiserlichen U-Boote) hergestellt. Viele Arbeiter aus unserem Heimatkreis
arbeiteten dort (157 fielen im 1. Weltkrieg als Soldaten an den Kriegsfronten).
Leitende Amtspersonen in den Dörfern Groß Besten, Klein
Besten und Bestensee
Als Bürgermeister oder Gemeindevorsteher fungierten
in den vergangenen Jahrhunderten sogenannte Gerichts- oder Dorfschulzen.
Sie waren abhängig von den Feudalherren bzw. Landesherren und übten
nicht immer das Gerichtsamt aus. Die Niedere Gerichtsbarkeit"
wurde meistens von den herrschenden Feudaladligen im Kreisgebiet durchgeführt.
Die Hohe Gerichtsbarkeit" (richteten über Tod und Leben)
war das Privileg der Landesregierungsgerichte. Im 17. und 18. Jahrhundert
waren die Familiennamen der Gemeindevorsteher in Klein Besten und in
Groß Besten: Schultze.
Ab 1824 trat hier eine Änderung ein. Der Dorfschulze, der von 1824
bis 1849 das Amt in Groß Besten inne hatte, hieß Friedrich
Wilhelm Erdmann Jänicke.
Nach 1872 nannten sich die Dorfschulzen: Gemeinde- oder
Ortsvorsteher. 1893 starb der Gemeindevorsteher von Groß Besten
Carl Ferdinand Kerstan. Bis zum Jahre 1924 amtierte als Gemeindevorsteher
in Groß Besten Theodor Franz Krawczack.
Nach 1925 war die Bezeichnung der Orts- oder Gemeindevorsteher: Bürgermeister.
Bürgermeister Paul Sievers vor Amtsgebäude |
Bis zum Anfang der 30er Jahre war Paul Sievers Bürgermeister
in Groß Besten.
Die Einwohner vom heutigen Ort Bestensee haben ihm viel zu verdanken,
denn er war es, welcher die Parzellierung der Siedlungen entwickelte.
Auch die bauliche Entwicklung am Bahnhof, die Schaffung eines Sportplatzes
und der Badeanstalt am Todnitzsee sowie die weitere Entwicklung des
Straßen- und Häuserbaus sind seiner unermüdlichen Initiative
und seiner unternehmerischen Tätigkeit zuzuschreiben. Eine Straße
in Bestensee heißt Paul-Sievers-Straße und erinnert
dadurch die Einwohner an diesen tüchtigen Bürgermeister.
In der nationalsozialistischen Zeit amtierte als Bürgermeister
der NSDAP-Parteigenosse Hackbarth.
Am 01.04.1938 wurden die Gemeinden Groß- und Klein Besten zu einem
Gemeindebezirk unter dem Namen Bestensee vereinigt.
Nach dem Zusammenbruch der Nazi-Diktatur im Jahre 1945 waren in Bestensee
u. a. als Bürgermeister tätig:
Alex Stöpper, Herr Mühle, Franz Eschler, Ruth Fischer, Emil
Fitze, Herr Hofmann und Heinz Zeibig. Etwa ab 1961 war Richard Krespinski
und ab 1972 Wilhelm Rasch Bürgermeister in Bestensee. Der seit
etwa 1974 tätige Bürgermeister Hans Jurohs wurde von Anita
Neye abgelöst, die von 1975 bis 1990 Bürgermeisterin von Bestensee
war.
Von 1990 -1993 hatte Gerd Kruligk das Bürgermeisteramt inne.
Seit 1994 bis heute ist Klaus-Dieter Quasdorf Bürgermeister von
Bestensee.
Entwicklung bis zum Beginn des 1. Weltkriegs
Es erfolgte die Gründung von Gewerkschaften und Parteigruppen
der SPD im 1. Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in den Schwartzkopff-Werken.
In diesen Jahren, unmittelbar vor dem 1. Weltkrieg, begann auch die
Motorisierung (Kraftwagenverkehr) und die Elektrifizierung. Die Zeit
der Petroleumlampen ging vorbei. In Groß Besten, Klein Besten
und in anderen Orten unserer näheren Heimat erhellten Glühbirnen
in immer stärkerem Maße die Häuser unserer Vorfahren.
In Groß Besten wurde in jenen Jahren ein Strom-Umformerhaus am
westlichen Dorfausgang (Richtung Gallun) gebaut. Hier wurde der durch
Oberleitungen ankommende Starkstrom in Gebrauchsstrom für die Haushalte
der Ortsbewohner umgeformt. Groß- und Klein Besten vergrößerten
sich. In Groß Besten entstanden besonders östlich der Bahnstrecke
in Richtung Glunsbusch zahlreiche Landhäuser (Besitzer: Bürgerliche
- Mieter: oftmals Wildau-Arbeiter).
1925 hatte Groß Besten 1266 Einwohner in 184 Wohnhäusern.
1892 wurde in Klein Besten ein neuer Kommunalfriedhof am Südende
des Dorfes errichtet. 1893 wurde die alte Beerdigungsstätte (an
der Dorfkirche Groß Besten) für Erdbestattungen geschlossen
und ein neuer Kommunalfriedhof am Westende des Dorfes errichtet.
Diese Beerdigungsstätte ist noch heute unser Gemeindefriedhof für
Bestensee/Nord.
Als erster Verstorbener wurde am 26.2.1893 der Gemeindevorsteher Carl
Ferdinand Kerstan auf dem neuen Friedhof beigesetzt und somit wurde
die Beerdigungsstätte eingeweiht.
In Groß- und auch in Klein Besten entstanden noch vor dem 1. Weltkrieg
nicht nur Privathäuser sondern auch öffentliche Gebäude
und Geschäfte.
So zum Beispiel in Groß Besten das Postgebäude, die Gastwirtschaft
am Ostende des Dorfes - unmittelbar vor der Glunsgraben-Brücke,
und andere.
Schulgeschichte
Schüler, Schulen, Lehrer in der Vergangenheit
Zur schulischen Entwicklung in Groß- und Klein Besten
( ab 1938 Bestensee ) hiermit einige Aufzeichnungen.
Ungefähr ab 1600 gibt es Nachweise für Unterrichtstätigkeit
in diesen Heimatdörfern.
Die amtierenden Schuldiener, Schulhalter, Schulmeister oder auch Schullehrer
waren im 17., 18. und 19. Jahrhundert gleichzeitig Küster, unterstanden
der Kirche und übten vielfach neben der Unterrichtstätigkeit
noch einen Beruf aus.
So zum Beispiel: Von 1791 -1805 unterrichtete der Schullehrer und Küster
(Kirchendienst als Organist) Christian Friedrich Voegelke in Groß
Besten und arbeitete außerdem in seinem Beruf als Schneider.
Im gesamten Kreisgebiet gab es an vielen Orten Schulmeister, die neben
ihrer Unterrichtstätigkeit auch einen zweiten Beruf ausübten.
So zum Beispiel in den Jahren von 1810 bis 1840 waren folgende Schulhalter
auch handwerklich tätig:
|
in Niederlehme - |
Christian Mittelstädt (Garnweber) |
|
in Senzig - |
Friedrich Hindersin (Schneider) |
|
in Zeesen - |
Johann Heinrich Walter (Schneider) |
|
in Zeuthen - |
Jakob Witte (Schuhmacher) |
|
in Gräbendorf - |
Gottfried Geisler (Schneider) |
|
in Pätz - |
Christoph Krüger (Schneider) |
|
in Klein Köris - |
David Fevre (Kammacher) |
|
in Groß Köris
- |
Wilhelm Kolbatz (Schneider). |
Das Leben der Schulmeister war schwer. Die Besoldung war
dürftig.
Die Bauern mußten für die Naturalien (Verpflegung des Lehrers)
aufkommen, was dann sehr oft zu Ärgernissen führte.
Ein Schulmeister mußte 90 - 110 Schulkinder "beherrschen"
und unterrichten. Alle Jahrgänge befanden sich in einem armseligen
Schulstubenraum - wenig belichtet - fehlende Schulbänke und Kleiderhaken
- Staubluft.
Eine seminaristische Ausbildung der Lehrer war kaum vorhanden.
Die Pfarrer gaben den Schulmeistern teilweise eine gewisse "Vorbildung"
und Unterrichtshinweise. Die ersten Seminare und Ausbildungsstätten
für zukünftige Lehrer waren im Jahre 1745 in Köpenick
und erst 1810 in Potsdam entstanden. Ein Situationsbericht aus der damaligen
Zeit von Groß Besten zeigt unverkennbar, daß Lehrer und
Schulkinder ein schweres Leben hatten."Die Kinder mußten
sich von zu Hause eine Holzhutsche (Fußbank) zum Sitzen mitbringen,
weil es in der Schulstube keine Tische und Bänke gab. Die Schiefertafel
auf den Knien und in der Hand den Schiefergriffel, so saßen die
Kinder auf ihren Fußbänken.
Um 6 Uhr morgens ging die Schule los - im Winter ab 7 Uhr.
Die Petroleumlampe an der Decke spendete wenig Licht. Belüftung
und anderweitige Belichtung gab es kaum ( kleine oder manchmal auch
keine Fenster).
Vor der Roten Schule 1920 |
Die Kinder von Klein Besten, auch die kleinen sechsjährigen
Schulanfänger, mußten jeden Morgen, ob Sommer oder Winter,
nach Groß Besten zur Schule laufen. In der Schulstube von Groß
Besten saßen oftmals bis 100 Kinder.
Der Schulmeister dirigierte und beherrschte sie mit dem Rohrstock und
brachte ihnen somit trotz seiner geringen Lehrerbildung gewisse Lese-,
Schreib- und Rechenkenntnisse bei. Vor allen Dingen erzog er sie streng
zum Gehorsam.
Invalide oder alte Soldaten und Unteroffiziere wurden zur Zeit der Preußenkönige
Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. sehr oft auch in unseren Heimatdörfern
als Schulhalter eingesetzt. Die hatten in ihrer Armeezeit das Prügelsystem
auf den Potsdamer Exerzierplätzen (Spießrutenlauf usw.) besonders
gut kennengelernt, so daß sie somit die richtigen Prügelpädagogen
waren, um die Kinder unserer
Vorfahren zum "Staatsgehorsam" zu erziehen.
Die Vorgesetzten der Schullehrer waren bis zum 1. Weltkrieg die Kirchengeistlichen,
die adligen Grundbesitzer und die kurfürstliche, königliche
und zuletzt bis zum Jahre 1918 die kaiserliche Regierung.
Nach dem 1. Weltkrieg
2 Schulgebäude gab es in Groß Besten in jeder
Zeit, die Schule am Dorfplatz (Kastanie) mit 3 Klassenräumen und
die Schule neben der Kirche ("Rote Schule" - Backsteinbau)
mit zwei Klassenräumen und Lehrerwohnung. Heute befindet sich in
diesem Gebäude eine Arztpraxis.
In Klein Besten:
Rathenau-Schule |
- Rathenauschule (vor der Bahnstrecke Berlin - Görlitz)
mit zwei Klassenräumen und Lehrerwohnung.
Alle drei Schulgebäude werden jetzt nicht mehr für Unterrichtszwecke
genutzt. Der Schulunterricht war in der Weimarer Zeit - im Vergleich
zur Kaiserzeit - bedeutend besser geworden.
Die vorgesetzte Schulbehörde war nicht mehr die Kirche, sondern
der Staat.
8 Klassen hatte jeder Dorf -bzw. Stadtschüler unserer Heimatorte
zu durchlaufen.
Für die Kinder der wohlhabenden und reichen Bürger gab es
in Königs Wusterhausen die "Friedrich-Wilhelm-Oberschule"
mit dem Abiturabschluß (gegenüber dem "Achenbach-Krankenhaus").
Eine weitere höhere Schule war in Eichwalde. Der Besuch
dieser Schulen kostete monatlich Schulgeld.
Die Prügelstrafe war den Pädagogen bis 1945 weiterhin erlaubt.
Die Lehrer waren auch bedeutend besser besoldet als in vergangenen Jahrhunderten.
Ein Dorflehrer war in den 20er Jahren der Lehrer Schönemann.
1937/1938 : Der damalige nationalsozialistische Bürgermeister hatte
für treue Pflichterfüllung im Ort Bestensee 1 Million Reichsmark
von der Staatsregierung in Berlin bekommen, mit dem Auftrag, damit eine
neue große Schule bzw. Post zu bauen. Doch der Nazifunktionär
gab die 1 Million Reichsmark dem "Winterhilfswerk" (WHW -
getarnte Organisation zur finanziellen Kriegsvorbereitung). Dadurch
wurde sein Ansehen bei der Reichsregierung noch erhöht - doch die
Einwohner von Bestensee mußten auf einen Schulneubau verzichten.
Einige Lehrer in Bestensee unmittelbar vor dem 2. Weltkrieg waren der
Hauptlehrer Peste, die Lehrer Marquardt, Lehmann, Ritter und Hätscher.
Nach dem 2. Weltkrieg
Die Schulräume der Rathenauschule, der Schule an
der Kastanie und der Roten Schule sowie die Räume in dem ehemaligen
Müttergenesungsheim am Seechen lagen noch einige Wochen nach Kriegsende
voll mit verwundeten und sterbenden deutschen Soldaten.
Die Schulräume konnten jedoch im Juni für den nun wieder beginnenden
Schulunterricht genutzt werden.
Müttergenesungsheim 1940 |
Die Verwundeten wurden zum Gebäude am Seechen gebracht.
6 Lehrer unter der Leitung des Schulleiters Hans Marquardt (Nachfolger
war Bruno Panzner) begannen den Unterricht. Die sowjetische Kommandantur
in Königs Wusterhausen hatte dazu die Genehmigung erteilt.
Alle Lehrkräfte waren vor ihrem Dienstantritt gewissenhaft überprüft
worden. Die Kinder waren teilweise unterernährt und Schulmaterialien
waren nur wenig vorhanden.
Es mußte sehr oft auf Altpapier (Papierreste, Pappe usw.) geschrieben
werden. Die Lehrer gaben sich die größte Mühe um nun
die Kinder in einem neuen antifaschistischen Geist zu bilden und zu
erziehen. Unterricht wurde in der Rathenauschule, in der Schule an der
Kastanie und in der Roten Schule durchgeführt. In den 50er Jahren
auch noch in aufgestellten primitiven Holzbaracken am Landambulatorium.
Der neu gegründete Frauenausschuß (Volkssolidarität)
versuchte mit Unterstützung der gesamten Bevölkerung ( Parole:
"Helft den Kindern!") materiell zu helfen. So war es trotz
der schwierigen Versorgungslage möglich, für die Schüler
hin und wieder ein warmes Essen und ab Herbst 1945 sogar oftmals Trinkmilch
auszugeben.
Für die Einschulung (1. Klassen) wurde von den fleißigen
Frauen für die Kinder im Ort Obst gesammelt. Zum Weihnachtsfest
1945 nähten die Frauen aus gesammelten Stoffmaterialien (Stoffreste)
Kleidungsstücke, fertigten Spielzeug an und konnten sogar Kuchen
(Bestenseer Bauern spendeten Mehl) für die Kinder backen. Zum Weihnachtsfest
1946 konnte der Frauenausschuß durch die Organisierung und Durchführung
der sogenannten Löffelspenden im Ort den Kindern eine besonders
schöne Weihnachtsfreude bereiten.
Alle fortschrittlich eingestellten Frauen unterstützten auch weiterhin
in den folgenden Jahren auf materiellem wie auf kulturellem Gebiet die
Schule, und auch die gesamte Entwicklung des Jugendlebens im Dorf. Stellvertretend
für viele andere Frauen waren in den Nachkriegsjahren bei der selbstlosen
Arbeit und Unterstützung der Jugend und der Gemeinde von Bestensee
besonders aktiv:
Frau Bulicke, Frau Ullrich, Frau Kupgisch, Frau Kwasigroch, Frau Schenker,
Frau Reinl, Frau Haska u.a.
ehemalige Schule auf der Dorfaue |
In den 60er Jahren zog die Gemeindeverwaltung um in das
Schulgebäude an der Kastanie.
Die Klassenräume wurden nun von den Funktionären und Angestellten
der Bestenseer Gemeindeverwaltung (Rat der Gemeinde) als Arbeits- und
Büroräume genutzt.
Die alte Gemeindeverwaltungsbaracke am Landambulatorium am August-Bebel-Platz
wurde für den Schulunterricht genutzt.
In den 70er und 80er Jahren wurde in diesem Gebäude auch neben
der in 3 Klassenräumen durchgeführten Unterrichtsarbeit zusätzlich
der Schulhortbetrieb getätigt.
In den vergangenen Jahrzehnten bis zur Wende der politischen und wirtschaftlichen
Verhältnisse 1989/90 fungierten als tüchtige und umsichtige
Hortleiterinnen Frau Schulze, Frau Stöpper, Frau Lehmann und Frau
Möller. Die längste Beschäftigungsperiode hatte die immer
einsatzfreudige und fleißige Erzieherin Frau Acker.
Alte Schulbaracke am Bebel-Platz |
Im Schuljahr 1964/1965 waren in den Bestenseer Schulgebäuden
26 Lehrer tätig. Sie unterrichteten 519 Schüler.
1969 wurde nach Abriß der alten Schulbaracken neben dem Landambulatorium
der große Schulneubau beendet.
Am 01.9.1969 begann der Unterricht in der neuen zehnklassigen polytechnischen
"Rudi-Arnstadt-Oberschule". Der damalige Direktor der Schule,
Günter Herold, hatte sich bei seinem Einsatz für die rechtzeitige
Vollendung des Schulneubaus große Verdienste erworben. Von der
Teiloberschule in Pätz (schon vom Jahre 1966 an) kamen die Schüler
von der 4.Klasse ab und aus den Schulen in Töpchin und Motzen von
den 8.Klassen ab nach Bestensee zum Unterricht (Schülerbusverkehr)
bis zum Abschluß der 10. Klasse.
Gesamtschule am August-Bebel-Platz |
EOS-Schüler fuhren ab der 8.Klasse zur Erweiterten
Oberschule nach Königs-Wusterhausen zum Unterricht bis zum Abiturabschluß.
Die Schüler der 9. und 10. Klassen aus Zeesen, die Ende der 50er
und Anfang der 60er Jahre auch in Bestensee unterrichtet wurden, besuchten
dann in den darauffolgenden Jahren die polytechnische Oberschule in
Zeesen.
Im März 1987 war der zweite große Schulneubau beendet. Standort:
Unmittelbar nördlich der Waldstraße, die bis zum Jahre 1989
eine feste Betonstraße geworden war.
In diesem Jahr 1989 war auch an der Verlängerung der Waldstraße
eine neue große Verkaufsstelle für die Bevölkerung entstanden
mit einem betonierten Zugangsweg - für die Bürger der Rudi-Arnstadt-Siedlung,
der Friedensstraße und der weiteren Glunsbuschsiedlung - der von
der Friedenstraße ausgehend über das Wiesengelände und
über eine feste kleine Glunsgrabenbrücke bis hin zur Verkaufshalle
führt.
Grundschule in der Waldstraße |
Der Unterricht in dieser neuen Oberschule II in Bestensee
begann im Frühjahr 1987, Schüler und Lehrer kamen aus Bestensee
und Pätz. Die Vierklassen-Teiloberschule in Pätz, die
vier Jahrzehnte hindurch vom Direktor Siegfried Klink geleitet wurde,
schloß ihre Pforten für den Schulunterricht.
1989 wurden in der neuen Oberschule II Schüler größtenteils
aus der Rudi-Arnstadt-Siedlung, der Friedenstraße, der weiteren
Glunsbuschsiedlung und aus Pätz unterrichtet.
Die Schulleitung der dann als Grundschule umfunktionierten Oberschule
II hatte und hat noch heute der erfahrene und vielseitige Direktor Peter
Bodenstein.
Als Nachfolger des verstorbenen Direktors Günter Herold amtierte
viele Jahre als Direktor in der Rudi-Arnstadt-Oberschule (Oberschule
I) am August-Bebel-Platz Ulrich Remus bis zum Jahre 1989.
Von 1989 bis 1992 wurde die Schule von Frau Szuppa geleitet.
Diese Schule ist jetzt Gesamtschule. Frau Ebner ist die heutige Direktorin.
Eine Pädagogin, die von 1946 an bis zu ihrer Berentung in den 80er
Jahren aktiv und erfolgreich in Bestensee unterrichtete, war Frau Inge
Lehmann.
Die Rathenau- und die Rote Schule wurden nun nicht mehr für Unterrichtszwecke
genutzt.
Harry Schäffer mit Laienspielgruppe |
Im kulturellen Leben in Bestensee waren in den 60er, 70er
und 80er Jahren besonders die Tätigkeit, Einsätze und Veranstaltungen
des Männerchores und der Schullaienspielgruppe der "Rudi-Arnstadt-Oberschule"
wirksam. Die Veranstaltungs- und Arbeitswirksamkeit dieser Kulturgruppen
war - außer den Einsätzen im Heimatort - auch in anderen
Orten des Kreises Königs Wusterhausen und bei Kreis- und Bezirkskulturausscheiden
positiv vorhanden.
Nach dem Schulneubau im Jahre 1969 wurden die Räume und der große
Saal der ehemaligen Gaststätte Rodominski baulich umgestaltet zur
Nutzung für Großveranstaltungen und für die tägliche
Schulspeisung.
In der Waldstraße entstand fast gleichzeitig mit dem Schulneubau
(mit Turnhalle) und dem Neubau der Kaufhalle ein neuer großer
Kindergarten. 1989 gab es in Bestensee dadurch 4 Kindergärten (2
an der ebenfalls in den letzten Jahren entstandenen neuen Turnhalle
der Oberschule I - in der ehemaligen Roten Schule und bei der neuen
Kaufhalle an der Waldstraße) sowie eine Kinderkrippe beim Landambulatorium.