Orts-Chronik von Bestensee

(1) Germanen bis 19. Jahrhundert

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Bestwiner AmtsblattAus der Regionalgeschichte
Chronik von Bestensee

erarbeitet von Harry Schäffer


Vorwort:
Die Urzeit der Erde und des Lebens unter Einbeziehung von geologischen, geographischen, biologischen und historischen Fakten aus der Regionalgeschichte des jetzigen Landkreises Dahme-Spreewald

Die Voreiszeit vor mehr als einer Milliarde Jahren
bis zum Beginn der Eiszeit vor 600.000 Jahren.

In diesem gewaltigen Zeitraum hatte sich die Erdoberfläche durch Bewegungen der Erdrinde, bedingt durch tektonische Kräfte, wesentlich geformt und verändert. Vulkane brachen hervor. Gebirge entstanden, indem die Erdkruste Falten warf.


Große Meere und Wasserflächen, Steppen, Wüsten und Moore entstanden. Täler wurden vom Wasser ausgewaschen. Regen und Wind veränderten unmerklich Gebirge und Ebenen. Pflanzliches und tierisches Leben entwickelte sich. Vor vielen Millionen Jahren waren die ersten tierischen Lebewesen Wassertiere. In weiteren vielen Jahrtausenden kam es dann auch zur Entwicklung von Land- und Flugtieren. Die größten dieser Lebewesen waren die drachenartigen Saurier. Vor mehr als einer Million Jahren entstanden in unserem Heimatgebiet die Braunkohlelager bei Schenkendorf und bei Töpchin/Waldeck. Die Braunkohleflöze waren die Überreste von Braunkohlewäldern, die in dieser Zeit in dem heutigen Kreisgebiet vorherrschend wuchsen. Bedingt durch das damalige tropische Klima wuchsen in dem Braunkohlen-Urwald, riesige Mammutbäume, Akazien, Lorbeerbäume, Myrten und Zypressen. Eichen und Buchen standen im wilden Gemisch. Reben und Lianen rankten sich an ihnen empor. Den größten Teil der Braunkohlewälder machte jedoch die Sumpfzypresse aus.


Saurier

Reich und mannigfaltig war das Tierleben. Schmetterlinge umflatterten den Farbenrausch der großen Blüten. Paradiesvögel mit grellem Farbenschmuck mischten ihr Geschrei mit dem der kleinen Papageien. Pelikane waren auf den bestehenden Wasserflächen, und an ihren Rändern nisteten Flamingos und Ibisse. Wildschweine und tapierähnliche Tiere hielten sich in den Moorgebieten.
Nashörner mit mehreren oder einem oder ganz ohne Hörner stampften durch das Moor. Vierzähnige Elefanten brachen durch das Dickicht, Große Baumkatzen, Bären, Hyänen, Schakale und andere Raubtiere waren ständig auf Nahrungssuche und jagten Hirsche, Rehe und Antilopen. Funde im Erdboden sind Beweise für diese vorzeitlichen Lebewesen.
Die Braunkohleflöze im Schenkendorfer Erdboden senken sich von ihrer Spitze unter dem heutigen Tagebau-See nach den Seiten ab und reichen einerseits bis unter den Notte­Kanal, andererseits bis in die Teupitzer Gegend, in immer größere Tiefen.
Noch vollständige Baumstümpfe von Sumpfzypressen fanden Tagebauarbeiter beim Braunkohleabbau im Senftenberger Kohlenbecken, die im Märkischen Museum in Berlin, als Beweise für die Existenz der damaligen Braunkohlewälder, zu besichtigen sind.

Menschenähnliche Geschöpfe haben nachweislich, durch Funde bestätigt, in der jüngeren Voreiszeit speziell in Steppengebieten auf dem Erdball gelebt.
Von einem menschlichen Leben in unserem heutigen Heimatkreis in der Voreiszeit sind keine Fundbeweise vorhanden.


Die Eiszeiten und Zwischeneiszeiten vor 600.000 Jahren bis zum
Ende der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahren

Eiszeiten und Zwischeneiszeiten, oder auch Kaltzeiten und Warmzeiten genannt, wechselten miteinander ab. Es waren insgesamt 4 Vereisungen, dazwischen erfolgten 3 Warmzeiten in dem gewaltigen Zeitraum von vor 600.000 Jahren bis zum Ende der Eiszeit vor 12.000 Jahren. Diese Zeitspanne wird auch Altsteinzeit genannt. Die Eiszeiten und die Zwischeneiszeiten gaben unserem Heimatboden die Gestalt, die er im großen und ganzen heute noch zeigt.
Vor 600.000 Jahren fand eine Klimaverschlechterung statt. In allmählichen Temperatursenkungen verwandelte sich im Laufe von ungefähr 100.000 Jahren unsere Heimat aus einem feuchtwarmen Tropenland in eine Eiswüste. Im Norden fielen Nederschläge nur noch in Form von Schnee, der sich anhäufte und wegen fehlender Sonnenwärme nicht mehr schmelzen konnte. Die unteren Lagen wurden zu körnigem Eis. Jahrtausende ließen das Eis zu einer Mächtigkeit von vielen hundert Metern anschwellen und infolge des Druckes wurde es am Grunde plastisch und geriet in Bewegung. Die heutigen Länder Nordwegen, Schweden und Finnland hatten damals eine höhere Bodenlage als im heutigen Deutschland, sodass von dort das Eis in Form von gewaltigen Gletschern - die Felsgestein, Gesteinschutt, Lockerboden, zermahlenen Sand - Ton - Kalk und Granitmassen mitführten -allmählich über das Gebiet der heutigen Ostsee, Norddeutschland und somit auch über unser heutiges Heimatkreisgebiet vorrückte bis an die Höhenzüge und Erhebungen des Sauerlandes, des Harzes, des Thüringer Waldes, des Erzgebirges und der Sudeten.
Durch die dauernde Bewegung der Eismassen schliffen die mitgeführten Steine sich gegenseitig - und auch durch das harte Eis - allmählich ab und nahmen die rundlichen Formen an, in denen wir sie jetzt noch als sogenannte Findlinge auf dem Steinberg, Mühlenberg, Marienhofer Berg, im Sutschketal und auf vielen weiteren Feldern in der Umgebung finden.
In den Grundmauern und in den Seitenwänden der Kirche - als Pflaster der Hauptstraße im alten Bauerndorf Groß Besten sowie in vielen Gärten der heutigen Bestenseer Bürger sehen wir ebenfalls die steinernen Produkte der Eiszeit.
Weiteren Materialien die das Inlandeis als sogenannte Grundmoräne, dann nach ungefähr 100.000 Jahren als allmählich wieder eine wärmere Periode einsetzte und somit die erste Zwischeneiszeit begann - durch Abschmelzungsvorgänge hier in Deutschland ablagerten waren: Porphyre, Basalte samt ihren lehmigen Verwitterungsprodukte, Kalksteine, Kreidegestein, Feuersteine, Sandsteine, Tonschiefer, Sande, Kiese und Tone. So entstand unser heimischer Boden. Im jetzigen Heimatkreisgebiet - in der Umgebung von Bestensee entstand sandiger Mergelboden mit massenhaft eingebetteten Steinen. Durch Verwitterung bildeten sich aus dem Mergel auch Lehmschichten. So z. Bsp. die Lehmwand im Sutschke-Tal und die Lehmgrube in der Nähe des Friedhofs Bestensee/Süd.
Größere Teile von mitgebrachten Sand, Kies und Ton durch die Eisgletscher - blieben ebenfalls nach dem Abschmelzen des Eises in unserem Boden. Dadurch erklärt sich das Vorhandensein von vielen Sandflächen sowie auch Kies- und Tongruben in der näheren Umgebung. Nach dem Abbau dieser Bodenarten in den vergangenen letzten 100-150 Jahren sind heute Abbaugruben vielfach Seen.
Zum Bsp. die Kiesseen bei Bestensee/Süd, die Tonseen „Kamerun" und „Freudenthal", der Pätzer Tonsee sowie die Tonlöcher und Tonseen bei Gräbendorf und Motzen.

Durch den unterschiedlichen Druck der Eismassen von manchmal sogar 1.000 m Mächtigkeit auf die Erdoberfläche, kam es zum Eindrücken des Bodens bzw. zu Auffaltungen an den Seiten aber auch an den Stellen der Erdrinde, wo sie Eisgletscher geringere Mächtigkeit hatten. Täler, Niederungen, Seenbecken, Hügel und Hochflächen wurden somit geformt. Abgeschmolzenes Gletscherwasser füllte dann in der Zwischeneiszeit die eingedrückten und ausgeschürften Bodenvertiefungen aus und es entstanden so die Seen wie Pätzer Vorder- und Hintersee, Zeesener See, Krummer-See, Seechen, Klein Bestener See und Todnitzsee.


Sutschke-See

Diese Entwicklung war nach der letzten Eiszeit endgültig abgeschlossen. Die Schmelzwasser suchten sich außerdem damals an den Rändern des Eises in breiten Flußbetten der Urstromtäler einen Ablauf zum Meer. Die Kraft und der Druck der Gletscher hatten ebenfalls das in Nord-Süd Richtung verlaufende Sutschketal mit dem kleinen Sutschke-See entstehen lassen. Die unterschiedlichen Druckverhältnisse ergaben dann die östlichen Auffaltungen des Bodens in der Form des Steinberges und des Mühlenberges - und auf der Westseite des Tals die Auffaltung Marienhofer Berg. Als nördlichste Auffaltung besteht direkt am Krummen See die sogenannte Krummenseer Insel in der Dorfmitte des heutigen Ortes Krummensee. Eine noch bemerkenswerte Auffaltung durch die Kraft der Gletscher ist die Hügelbildung im Südosten des Ortes Pätz. Weitere Auffaltungen befinden sich an der Ostseite des Pätzer Hintersees bis hin zu den Radebergen mit der eingebetteten Kiesgrube, in der noch heute der abgelagerte Kies abgebaut wird.


Eiszeiten und Warmzeiten

Die weiteren Eiszeiten, besonders die 2. und 3. Eiszeit mit der dazwischen erfolgten Warmzeit von vor 480.000 Jahren bis vor 180.000 Jahren, erwirkten Veränderungen in der Bodengestaltung in der näheren Umgebung.
Die 3. Warmzeit und schließlich die darauf folgende letzte Vereisung in der Zeit von vor 180.000 Jahren bis vor 12.000 Jahren waren ebenfalls gravierend und verändernd für den heimatlichen Boden. Es könnte nun die Frage aufgeworfen werden, ob die heutige Zeitepoche nicht eine weitere Zwischeneiszeit sein könnte, der eine 5. Vereisung folgen wird ?!
In allen Warmzeiten stiegen die Temperaturen immer von Jahrzehnt zu Jahrzehnt an und allmählich stellte sich dann jedesmal mit dem Zurückweichen des Eises die Pflanzen- und Tierwelt ein.

In den Anfangsperioden der Warmzeiten waren es zunächst arktische Kräuter und Bäume. Bei weiterem Temperaturanstieg wurde dann die Flora und Fauna üppiger und vielseitiger. Nach der letzten Eiszeit waren das Klima und der Pflanzenwuchs unseren heutigen klimatischen und pflanzlichen Verhältnissen ähnlich. Die Tiere der damaligen Zeit waren: Großelefant, Mammut, Riesenhirsch, Nashorn, Wisent, Moschusochse, Wildpferd, Elch, Rentier und anderen. Knochenreste dieser Tiere hatte man in Ton- und Kiesgruben in vielen Gebieten des heutigen Deutschlands gefunden. So wurde z. Bsp. ein Mammutknochen in der Ziegelei Tongrube Pätz dem heutigen Tonsee gefunden. Urmenschliches Leben war ebenfalls, besonders in den Warmzeiten der Altsteinzeit, in einigen Gegenden unseres heutigen Vaterlandes vorhanden. Knochenfunde und erste Geräte und Waffenfunde aus Stein gaben den Beweis für ein menschliches Leben. So hatte man menschliche Knochenreste bei den heutigen Orten Steinheim und Heidelberg gefunden. Wissenschaftler berechneten das Alter der Heidelberg-Fundstücke auf mehr als 480.000 Jahre und der Steinheimer-Fundstücke auf mehr als 240.000 Jahre. Man nannte nach den Fundorten diese damals lebenden Urmenschen die Heidelbergmenschen und die Steinheimmenschen.


Leben in der Steinzeit

Im Jahre 1856 hatten Arbeiter in einer Höhle des Neandertals bei Düsseldorf Knochen und Schädelteile eines Urmenschen sowie Geräte und Waffen aus Stein gefunden. Wissenschafter berechneten das Alter dieser Fundstücke auf mehr als 120.000 Jahre. Nach dem Fundort wurde dieser Urmensch Neandertaler genannt. Das war ein weiterer eindeutiger Beweis vom Vorhandensein der Urmenschen, die als Jäger und Sammler in der älteren Steinzeit in einigen Ländern des heutigen Deutschlands lebten.
In unserem heutigen Heimatkreis gab es keine Fundbeweise für ein menschliches Leben in der Altsteinzeit bis vor 14.000 Jahren. Funde in der nähren Umgebung gaben aber den Beweis für menschliches Leben danach und in der Mittelsteinzeit, in der Jungsteinzeit sowie in der Bronzezeit auch hier bei uns im heutigen Landkreis Dahme-Spreewald.


Menschliches Leben in der Steinzeit von vor 14.000 Jahren bis vor 1.800 Jahren vor der Zeitrechnung im jetzigen Landkreis Dahme-Spreewald

Der Mensch zog in unsere Gegend erst ein, als das Inlandeis sich im Laufe von Jahrtausenden genügend weit nach Norden zurückgezogen hatte und ein wärmeres Klima mit dementsprechenden Pflanzenwuchs und Tierleben entstanden war. Die Steinzeitmenschen kannten noch keine Metalle. Alle ihre Waffen, Geräte und Werkzeuge waren aus Stein, Holz, Horn bzw. Knochen. Auf den frühesten Stufen der Entwicklung in der Urzeit hatte der Mensch wohl den ersten besten Stein aufgehoben, um damit zu schlagen, sich zu verteidigen, nach flüchtendem Wild zu werfen oder Nüsse zu öffnen. Fand er einen besonders handlichen, für diesen oder jenen Zweck gut brauchbaren Stein, mag er ihn sich aufgehoben haben. Schließlich kam er dahinter, durch Abschlagen der Ecken und Kanten dem Stein eine handliche Form zu geben. Einige Handsteine oder auch Faustkeile der damaligen Menschen wurden bei Erd- und Ausschachtungsarbeiten , als Beweise des menschlichen Lebens in der Steinzeit - in unserer nähren Umgebung gefunden. So wurden zum Beispiel zur Zeit der Weimarer Republik in den 20er Jahren bei Tonabbauarbeiten in der Pätzer Tongrube - dem heutigen Pätzer Tonsee, durch Ziegelarbeiter Faustkeile sowie auch ein Mammut-Backenzahn gefunden. Mammute waren damalige langhaarige Großelefanten, die von Sibirien kommend, hier bei uns eingewandert waren. Fachwissenschaftler des Berliner Märkischen Museums konnten diese Tonlochfunde eindeutig bestimmen und zeitlich einordnen.
Um 9.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung verstanden es dann schon die Menschen die Steine weiterhin zu formen, sie zu schärfen und somit Werkzeug und Waffen, wie Messer, Schaber, Bohrer, Speer- und Pfeilspitzen herzustellen.


Werkzeuge in der Steinzeit

Feuersteine, Holz, Horn und Tierknochen bildeten vielfach das Bearbeitungsmaterial. In der jüngeren Steinzeit bis vor 1.800 Jahren vor der Zeitrechnung, war dann schon eine gewisse hochstehende Steinzeitkultur vorhanden.
Messer, Sägen, Äxte. Pflugschare - kunstvoll geschliffen, geschärft und durchlocht - sowie Tongefäße sind Zeugen dieser Steinzeitkulturen. Zahlreiche weitere Funde in unserer Umgebung beweisen eindeutig, daß Menschen der Steinzeit unseren jetzigen Heimatkreis bevölkerten. So wurden bei Schenkendorf Scherben eines Tongefäßes und eine steinerne Hacke von einer großen, breiten Plättbolzenform mit Durchbohrung gefunden, sodass man dieses Stück schon als Pflug bezeichnen kann. Das war ein Beweis dafür, dass die Bewohner unserer Gegend in der Steinzeit nicht nur Jäger, Sammler und Fischer waren, sondern auch schon Ackerbau getrieben haben.
Außerdem wurden in Schenkendorf eine Felsgesteinaxt nördlich des Ortsausganges -150 m vom heutigen Schloß "Dracula" entfernt - im Garten gefunden und vom Dorfschullehrer Haupt sichergestellt zwecks Überweisung zum Museum nach Berlin. Im Garten von Franz Blume in Krummensee wurden beim Rigolen des Bodens unter der Mutterbodenschicht mehrere Pfostenlöcher entdeckt., die von Blockhäusern vorgeschichtlicher Zeit herrühren. Inmitten der Pfostenlöcher war eine Brandstelle. Daneben lag ein Faustkeil. Er war 15 cm lang, recht handlich zugeschlagen und gehört der mittleren Steinzeit an. Dieser Fund bezeugt, dass vor 9.000 Jahren schon Menschen am Krummen-See gewohnt haben. Eine vollendete steinerne Pflugschar in Gestalt einer riesigen Axt mit einem Loch zum Befestigen an einem hölzernen Pfluggestell wurde bei Königs Wusterhausen gefunden. Bei und in Teupitz fand man durch Ausgrabungen Feuersteinmesser, Gefäßscherben, zerbrannte Herdsteine, Knochenspitzen für Speere und Pfeile, Widerhaken für Knochen- und Hirschhorn-Harpunen, Angelgeräte aus Knochen, Steinäxte und ein Mahlstein zum Zerkleinern von geerntetem Getreide. Auch bei Deutsch Wusterhausen, Niederlehme, Gräbendorf, Neue Mühle, Töpchin, Groß Köris u. a. wurden ähnliche Funde gemacht. Alle diese Funde beweisen, dass die damaligen Steinzeitmenschen in unserem heutigen Kreisgebiet - Jäger, Fischer, aber auch schon Ackerbauern und im bescheidenen Umfang Viehhalter waren. Sie wohnten in Blockund Grubenhäusern, die mindestens zur Hälfte in der Erde standen. Abgedeckt wurden diese Grubenhäuser mit Holzstangen, Reisig oder Fellen, Moos, Baumrinde und Erde. In der Mitte befand sich ein Herd aus Feldsteinen.
In der nach der Steinzeit erfolgten Bronzezeit -von vor 1.800 Jahren vor unserer Zeitrechnung bis vor 800 Jahren vor der Zeitrechnung - wurde das menschliche Leben in unserem heutigen Landkreis Dahme Spreewald noch umfangreicher und vielseitiger.


Menschliches Leben in der Bronzezeit - 1.800 Jahre vor der Zeitrechnung bis 800 Jahre vor der Zeitrechnung - im heutigen Landkreis Dahme-Spreewald

In Gräbern des Mittelmeergebietes, die aus der Zeit nach 1.800 Jahren vor der Zeitrechnung stammen, fanden sich Geräte und Schmuckstücke aus Bronze. Die dort damals lebenden Menschen fanden Kupfer und Zinn als Erz in der Erde und schmolzen es im Feuer. Den flüssigen Metallbrei gossen sie in Formen aus Ton oder Stein. Aus der danach erkalteten Mischung von Kupfer und Zinn im Verhältnis von 9 : 1 stellten sie Waffen, Geräte und Schmuckstücke her, die spitzer, schöner und praktischer waren als diejenigen aus Stein und Knochen.
Bronze ist weicher als Eisen. Durch fremde Händler und Krieger kamen Bronzegegenstände und auch Kupfer- und Zinnerze in unsere Gegend. Um etwa 1.000 Jahre vor der Zeitrechnung mag Bronze Gemeingut der damaligen Bevölkerung unseres jetzigen Heimatkreises geworden sein. Aus dieser Zeit stammt eine Siedlung am Krummen-See.
Am Ende des Bergrückens, an dem heute das Dorf Krummensee liegt, ragt eine Bergnase in den See hinein. Dort wurden burgwallähnliche Bodengestaltungen festgestellt. Der Besitzer des dortigen Grundstückes hat einen Teil des Burgwalls abgetragen. Im Sommer 1939 wurde gelegentlich bei einer Heimatwanderung des Teltower Heimatmuseumsvereins der Garten dieses Grundstücks systematisch abgesucht. Hierbei fand man auf der Landseite des Burgwalls zahlreich Scherben von Tongefäßen. Auf der Seeseite des Walls fand Dr. Karl Hohmann typische Gefäßreste aus der jüngeren Bronzezeit um 800 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Diese Burgwallsiedlung - genauso wie die runde Form des Dorfkerns des Ortes Klein Besten (heute Bestensee/Süd) einen Wallschutzbau der Bronzezeitmenschen vermuten läßt - könnten damals als Schutzanlagen der Menschen gegen eventuelle feindliche Angriffe gedacht und vorgesehen gewesen sein.
Eine Verbindung der Bronzezeitmenschen vom Krummen-See mit den damaligen Menschen des heutigen Ortsteils Bestensee/Süd soll durch einen unterirdischen Gang - nach einer alten Sage -vorhanden gewesen sein. Ein Gräberfeld aus der gleichen Zeit ist südlich von Krummensee zwischen Marienhof und Sutschke-Tal entdeckt worden. Eine dort gefundene Urne enthielt Leichenbrand, sowie Reste eines Bronzeschwertes mit Griffzunge und ein Bronzerasiermesser. Eine Speerspitze und weitere Tongefäßreste aus der mittleren und jüngeren Bronzezeit sowie Reste eines Rades mit Nabe und Speichenansätzen von einem Totenwagen wurden gefunden. Die Wohnsiedlungen zu diesem Gräberfeld waren wahrscheinlich die Burgwallsiedlung am Krummen See - aber vermutlich auch eine Bronzezeitsiedlung auf der östlichen Seite des Sutschke-Tals - denn die Ansiedler dieser Zeit pflegten ihre Toten aus Gespensterfurcht immer jenseits eines Wasser beizusetzen. Dass die damaligen Bewohner unserer Heimat auf nicht zu niedriger Kulturstufe standen beweist der Fund des Rasiermessers in der Marienhofer Urne. Überreste von Siedlungen aus der Bronzezeit wurden außerdem unweit der heutigen Brandenburgischen Schule für Blinde und Sehbehinderte in Königs Wusterhausen - sowie links von der Straße zwischen Königs
Wusterhausen und Deutsch Wusterhausen am Notte-Kanal gefunden.
Der ehemalige Hauptlehrer Schwan aus Eichwalde fand auch hier am Notte-Kanal Übereste einer gepflasterten Furt. Auf der anderen nordwestlichen Seite des Kanals wurde ein Begräbnisplatz mit einigen Gräbern und zwei noch gut erhaltenen Urnen - mit Knochen und Sand gefüllt, gefunden. In einer Urne befand sich außerdem eine hohler Zahn mit Wurzeln.Alle diese Funde beweisen uns die Gegenwart der Menschen in der Bronzezeit vor dem Beginn der Zeitrechnung in unserem heutigen Landkreis Dahme-Spreewald.


Vom Leben der Germanen in unserem Heimatgebiet vor 2.100 Jahren bis zur
großen Völkerwanderung in der Zeit unmittelbar vor und nach 375 unserer
Zeitrechnung.

In den letzten Jahrtausenden vor dem Beginn der Zeitrechnung kam es in der Welt - wie zum Beispiel im Vorderen Orient und im Mittelmeergebiet - zu Bildungen von Völkern und schließlich zu Staaten unter der Führung von Fürsten oder Königen. In diesen Gebieten begann die Ablösung der Bronzezeit durch die Eisenzeit viele Jahrhunderte früher als in Deutschland.
Im heutigen Deutschland wuchsen in den letzten Jahrhunderten vor der Zeitrechnung viele Familien der Menschen zu Sippen und viele Sippen zu Stämmen und Völkerschaften zusammen. So lebten um 400 Jahre vor der Zeitrechnung im Süden und Westen unseres jetzigen Deutschland die Völkerschaften der Kelten und im Norden und Osten unseres Vaterlandes um 100 Jahre vor der Zeitrechnung und auch danach die Volksstämme der Germanen.
In unserem heutigen Heimatkreisgebiet war das Lebens- und Wohngebiet des Germanenstammes der Semnonen. In der Zeit des letzten Jahrhunderts vor der Zeitrechnung begann dann auch in den Semnonensiedlungen in dem jetzigen Landkreis Dahme-­Spreewald die Eisenzeit. Während bisher nur dürftiger Hackbau in unmittelbarer Nähe der menschlichen Wohnungen betrieben wurde, brachten die Semnonen den regelrechten Ackerbau in unsere Gegend. Sie kannten den Pflug, der von Zugtieren gezogen wurde. Sie bauten Getreide, Gemüse und Hülsenfrüchte an und hatten schon eine intensive Viehzucht. Ihre Siedlungen lagen immer im wiesenreichen Gelände und waren sogenannte Rundlinge. Das Vieh blieb auf der Wiese oder wurde auf der Dorfaue inmitten des Runddorfes zusammengetrieben. Ausgrabungsfunde bewiesen die Existenz eines Gerrnanendorfes im heutigen Ort Klein Köris.

Die Germanen waren auch geschickte Handwerker. Während bisher alle Gefäße aus freier Hand geformt wurden, fertigen sie nun Tongefäße mittels einer Drehscheibe an. In errichteten Schmelzöfen aus Steinen und Lehm schmolzen sie durch Holzkohlenhitze den, in ihren Wiesen gefundenen Raseneisenstein zu flüssigem Eisen. Gut entwickelt war auch ihre Eisen-Schmiedekunst. Beweise dafür lieferten Ausgrabungen eines Semnonendorfes in Königs Wusterhausen in unmittelbarer Nähe des Amtsgerichtes und besonders die Funde im Erdboden auf dem Wederberg bei Kablow.
Durch zahlreiche Ausgrabungsfunde von einem Semnonendorf bei Kablow konnte festgestellt werden, dass diese Semnonen hier- vom 1. Jahrhundert vor der Zeitrechnung bis zum 3. Jahrhundert nach der Zeitrechnung- gewohnt haben. 25 Hausgrundrisse konnten freigelegt werden.
Viermal ist das Dorf abgebrannt und immer wieder auf dem Brennschutt neu erstanden. Fachwissenschaftler des Märkischen Museums von Berlin begannen nach Information durch den Ortslehrer Rieger in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts mit den Ausgrabungsarbeiten am Wederberg bei Kablow. Die Ergebnisse der Ausgrabungen ergaben viele interessante wissenschaftliche Erkenntnisse vom Leben der Germanen in der damaligen Zeit in der näheren Umgebung unseres heutigen Heimatortes Bestensee.
Die Semnonen verließen unsere Gegend in der Mitte des 3. Jahrhunderts nach der Zeitrechnung in südwestlicher Richtung. Man glaubt, Reste von ihnen in den Schwaben und Schweizern zu erkennen. Nach ihnen wohnte der germanische Volksstamm der Burgunder für kurze Zeit im heutigen Land Brandenburg. Im Zuge der Völkerwanderung (Beginn 375 Jahre unserer Zeitrechnung) verließen die Burgunder unsere Heimatgebiete und zogen in Richtung Westen bis zum Rhein. Durch die Sage vom "Nibelungenlied" mit den Sagengestalten Siegfried, Gunther, Hagen, Brunhild und Kriemhild ist dieses Germanenvolk bei vielen Menschen wohlbekannt und unvergeßlich. Im 5. und 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung kamen slawische Volksstämme wie Sorben. Lutizen, Obodriten u.a. in das ostdeutsche Gebiet bis zur Elbe und Saale. Hier im heutigen Landkreis Dahme-Spreewald errichteten die Sorben bzw. Wenden ihre Siedlungen. Die Slawenzeit begann im jetzigen heimatlichen Kreisgebiet.


Einblicke in das Leben der Germanen vom 1. Jahrhundert vor der Zeitrechnung bis zum 3. Jahrhundert unserer Zeitrechnung - durch die Freilegung des Semnonendorfes auf dem Wederberg bei Kablow im heutigen Landkreis Dahme-Spreewald.

Die Ausgrabungsarbeiten ließen mehrere Hausgrundrisse von vielfach eingetieften Grubenhäusern erkennen. Die Schrägdächer erreichten an den Seiten den Erdboden. Jedes Haus hatte eine Grundrißgröße von 3 mal 4 Meter. In einigen Grubenhäusern wurden Spinnwirtel gefunden. Ein Zeugnis dafür, daß es in den Häusern Spinnstuben gab. Abdrücke von Leinengewebe auf gefundenen Tonscherben sowie auch eine Nähnadel mit einem zerbrochenem Öhr aus Bronze beweisen, daß die Semnonen durch Spinn-, Web- und Näharbeiten ihre Kleidungsstücke anfertigten. Über die Kleidung der Germanen berichten die besonders in Norddeutschland vorgekommenen Funde von Moorleichen. Die Gerbsäure der Moore hatten die Stoffe konserviert. Danach trugen unsere germanischen Vorfahren einen Leinenwams mit kurzen Ärmeln, der bis zu den Knien reichte. Darüber wurde ein gewebter Umhang getragen, der auf der Schulter oder der Brust mit einer Fibel- eine größere Form der heutigen Sicherheitsnadelzusammengehalten wurde. Weitere Funde waren ein Rasiermesser mit gebogener Klinge und Perlen, die wahrscheinlich von den Semnonenfrauen als Schmuck getragen wurden.


Germanenhaus in Köris

In einem Grubenhaus wurde eine Schmiede mit Schmelzofen gefunden. In diesem Schmelzofen wurde der- in der Nähe der Wiesen am Wederberg- vorkommende Raseneisenstein zu Eisen ausgeschmolzen. Der runde Schmelzofen - mit einem Durchmesser von 1,20m - hatte 2 Gebläseröhren und war aus Lehm und Feldsteinen hergestellt. Neben dem Schmelzofen lagen die Scherben eines tönernen Schmelztiegels sowie eine Eisengußmasse, die diesen Schmelztiegel gefüllt hatte. Im Schmelzofen fand man nach Entfernung von einer Sandhäufung schichtweise in mehreren Lagen Holzkohle und Raseneisenstein. Mittels eines Blasebalgs wurden die glühenden Holzkohlelagen zwischen den Rasensteinlagen- auf eine Hitze bis zu 1000° entfacht. Der Raseneisenstein schmolz, und das flüssige Eisen floß in einen unter dem Ofen stehenden Schmelztiegel, wie er in den Scherben neben dem Schmelzofen gefunden wurde. An der Seite stand der Amboß. Zwar ist ein solcher selbst nicht gefunden worden, - doch bezeugt sein Vorhandensein der in großer Menge gefundene Hammerschlag an dieser Stelle. Mit viel Körperkraft schmiedeten die Semnonen aus dem glühenden Eisen ihre Geräte und Waffen. In späteren Jahrhunderten nach der Zeitrechnung entstanden dann durch die Ausnutzung der Strömungskraft des Wassers in Bächen bzw. kleinen Flüssen sogenannte Hammerwerke, in denen das Eisenschmieden bedeutend verbessert wurde. An die frühere Raseneisensteingewinnung und Verarbeitung in Hammerwerken im Land Brandenburg erinnern heute noch Flurnamen, Flußnamen, Ortsnamen und Gebäudenamen- wie zum Beispiel „Försterei Hammer" in der näheren Umgebung der Stadt Märkisch Buchholz. In einem anderen ausgegrabenen Haus der Semnonensiedlung bei Kablow wurde ein Kalkofen freigelegt, in dem Wiesenkalk - der auch in Wiesen der Umgebung des Wederberges vorkommt- gebrannt wurde. Damit wurden die Wände der Häuser getüncht. Im 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung entstand- wieder bewiesen durch weitere Ausgrabungsfunde- nach einem großen Brand ein neues schönes Semnonedorf mit größeren, höheren, freistehenden Hallenhäusern,- die eine Grundrißgröße von 15 mal 5 Metern hatten. Mit Lehm oder auch mit anderen Materialien, ausgefüllte, doppelte Weidenflechtwerke bildeten die Hauswände zwischen starken Holzstammpfosten.- die das Vorhallendach und das Hausdach aus Schilf oder Stroh trugen und stützten. In den Brandschutt- Bodenschichten, des abgebrannten Dorfes wurden viele Beweise für die Tätigkeit der Germanen als Ackerbauern und Tierhalter entdeckt. So wurden gebrannte Körner von den Nutzpflanzen Weizen, Roggen, Gerste, Hirse- und Leinsamen sowie auch Tierknochen von den Haustieren Rind, Schwein, Schaf, Ziege und Pferd gefunden.
Auch der Hund als treuer Wächter war wahrscheinlich vorhanden. Wildknochen oder auch Fischgräten wurden wenig gefunden. Das wiederum war der Beweis, daß unsere germanischen Vorfahren damals im jetzigen Landkreis Dahme- Speewald durch Ackerbau und Viehzucht mehr Nahrung bekamen als durch die Jagd oder durch den Fischfang.


Die Besiedlung unseres heutigen Landkreis Dahme-Spreewald vom Jahre 500 unserer Zeitrechnung an durch slawische Volksstämme

Nach der Abwanderung der Germanen aus dem östlichen Deutschland während der Völkerwanderung kamen im 5. und 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung slawische Volksstämme aus dem Osten in das östliche Deutschland bis zur Elbe und bis zur Saale. In unserem jetzigen Kreisgebiet siedelten Familien der slawischen Volksstämme der Sorben bzw. Wenden.
Sie gründeten Wohnstätten und übernahmen vielfach verlassene Wohnplätze der abgezogenen Germanen. Mit zurückgebliebenen germanischen Semnonenfamilien lebte man friedlich zusammen. In unserem heutigen Ortsteil Bestensee/Süd siedelten damals wendische Familien. Am Ostufer des Klein Bestener Sees entstand so ein Dorf, das von den Slawen "Bestewyn" bzw. "Bestwin" genannt wurde. Der im 19. Jahrhundert lebende Heimatforscher Fidicin - einer der besten Kenner der märkischen Geschichte- erforschte aus der slawischen Sprache folgende Namensdeutungen : "Bestewyn" , "Bestwin" , „best Wyn", "bezowina" „Zwischen Wasser oder Seen gelegen" aber auch „Ansiedlung am Holunderbusch". Beide Deutungen sind realistisch. Der jetzige Ortsteil Bestensee/Süd (Klein Besten) liegt am Klein Bestener See und im Ostuferbereich des Sees gibt es heute noch Holunderbüsche.
Groß Besten wurde im 14. Jahrhundert zeitweise auch Melvendorf genannt.
Durch Bodenfunde nachgewiesen ist besonders die Gegenwart von Slawen in der damaligen Zeit in der Notteniederung. Hier fand man in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bei Erdarbeiten zahlreiche Scherben aus der wendischen Kulturzeit. Unversehrt wurde ein ganzes Tongefäß mit Knopfdeckel, Knochen und Eisengerät aus der Slawenzeit ausgegraben, das im Museum in Berlin aufbewahrt wird. Noch heute erhaltene wendische Flurnamen auf Feldmarken und deren slawische Hufenverfassung beweisen das Vorhandensein von noch weiteren wendischen bzw. sorbischen Siedlungen in unserem heutigen Kreisgebiet.


Backofen der Germanen

Die Slawen ernährten sich von Ackerbau, Viehzucht, Jagd, und Fischfang. Auch Handwerk und Handel waren schon bedeutend vorhanden. Durch Eheschließungen verschmolzen vielfach zurückgebliebene Germanenfamilien mit den Slawen. Im 6. Und 7. Jahrhundert wurden diese Vereinigungen von slawischen und germanischen / deutschen Familien noch intensiver. Daß dies wirklich der Fall war, beweisen geschichtliche Überlieferung, Sagen und manche Ausdrücke und Namen für Gegenstände und Spiele, die die Wenden von den Germanen bzw. Deutschen entlehnten. Drei Jahrhunderte lebten die Slawen mit den Germanen bzw. Deutschen friedlich zusammen. Vom 9. bis zum 12. Jahrhundert kam es dann durch die deutsche Ostexpansion zu kriegerischen Auseinandersetzungen.


Vom Leben der Slawen in vergangenen Jahrhunderten im Spreewaldgebiet und in der weiteren südlichen Umgebung

Vielfach gründeten die Wenden bzw. Sorben am liebsten ihre Wohnstätten an natürlichen Verkehrsstraßen - an Flüssen. So wurden der Spreewald und die Uferregionen der Spree vom 5. Jahrhundert unserer Zeitrechnung an slawische Siedlungsgebiete. Auch unsere heutige Kreisstadt Lübben sowie auch Lübbenau und noch andere Orte im Spreewaldgebiet müssen um diese Zeit entstanden sein.
Auf einer von den Slawen abgeholzten Fläche am Spreeufer errichteten sie ihre Blockhäuser und legten ihre Felder an, um Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Sie gaben dem entstandenen Ort den Namen "Lubin" - aus dem später Lübben entstanden ist.
"Lubin" - gedeutet in der slawischen Sprache - „das Tiefe, also in niedrigem Wiesengrund, am Flußlaufe entlang Erbaute".
In späteren Jahren war die Entwicklung des Ortes "Lubinnow" - Neu Lübben - das heutige Lübbenau.
Zwischen Lübben und Lübbenau erstreckte sich der alte wendische Opfer- und Begräbnisplatz, -der über 4 Hektare große "Barzelin". Viele Urnen mit Leichenbrand waren hier unter- und nebeneinander im Erdboden eingegraben.
Die slawische Sprache war neben der deutschen Sprache in vielen Jahrhunderten bei den wendischen Familien bis in die jüngste Vergangenheit - die tägliche Umgangssprache. Nach der Einführung des Christentums wurden manchen Kirchen bis zum 19. Jahrhundert die Gottesdienste in wendischer Sprache durchgeführt - wie zum Beispiel in Vetschau, Cottbus, Burg u. a.
Slawische Sprache und Kultur sind heute noch bei den Sorben im Gebiet um Bautzen vorherrschend. Im 9. und 10. Jahrhundert änderte sich die Situation grundlegend durch den Beginn der Ostexpansion.
Westdeutsche Feudalheere vom deutschen Königs- bzw. Kaiserreich zwischen Rhein und Elbe eroberten vom 9. bis zum 12. Jahrhundert das Slawenland zwischen Elbe, Saale und Oder. Danach kamen deutsche Kolonisten - Bauern, Kaufleute und Handwerker aus den Gebieten westlich der Elbe in unseren heutigen Landkreis Dahme-Spreewald.


Die deutsche Ostexpansion und die Entstehung von deutschen Dörfern und Städten in unserem heutigen Kreisgebiet

Durch die Ostexpansion im 10., 11. und 12. Jahrhundert wurde unser Heimatgebiet von deutschen Feudalherren mit ihren Kriegen erobert. Im 13. Jahrhundert kamen deutsche Siedler-Bauern, Handwerker und Kaufleute aus den Gebieten westlich der Elbe in das eroberte Slawenland. Es kam zur Gründung von deutschen Dörfern und Städten - auch in unserem heutigen Landkreis Dahme Spreewald.


Dorfteich

In den Jahren um 1280 entstand das Dorf Groß Besten und aus der slawischen Siedlung Bestwin wurde Klein Besten. Es waren in der Anlage sogenannte Runddörfer. In Klein Besten standen die Bauernhäuser und die Stallungen um die Dorfaue herum - an der Westseite bis an die Uferregion des Klein Bestener Sees hin erstreckend. In Groß Besten waren Bauernhöfe um den Dorfteich und um die Kirche herum entstanden. Der Dorfausgang im Westen befand sich rechts hinter der Kastanie. Der Ein- bzw. Ausgang war im Osten ungefähr 80 Meter vom Dorfteich entfernt. Die Kirche in Bestensee ist das älteste noch bestehende Bauwerk im Ort. Die Bauvollendung war 1375. Die Wetterfahne auf dem Kirchendach zeigt das Vollendungsjahr an.
Grundmauern und Seitenwände sind aus Findlingen im romanischen Baustil erbaut. Dicke Mauern und damalige kleine Fenster beweisen, dass das Gebäude im 14. Jahrhundert als Wehrkirche erbaut wurde. Das heißt, nicht nur für den Gottesdienst gedacht, sondern auch als Schutzbauwerk gegen feindliche Angriffe vorgesehen.


Kirche Groß Besten, ca. 1920

In späterer Zeit fand eine Vergrößerung der Kirche durch einen Anbau mit Holzturm statt.
Noch heute erinnern deutsche Ortsnamen mit der Endung "ow" an slawische Siedlungen vor der Ostexpansion in unserem Heimatgebiet - wie zum Beispiel die Orte Gussow, Bindow, Tornow, Teltow, Storkow, Beeskow u. a.
Heute leben Reste des slawischen Volksstammes der Sorben südlich des Spreewaldes im Gebiet um Bautzen. Mit den noch vorhandenen slawischen Bevölkerungsgruppen in unserer näheren Umgebung lebte man friedlich zusammen. Durch Eheschließungen vermischten sich vielfach deutsche und slawische Bevölkerungsteile. So geschah es auch in Bestwin ( Klein Besten).


Entstehungsbeginn des Schenkenländchens bis zur Entwicklung im 15. Jahrhundert

Einige Orte des Schenkenländchens im 14. und 15. Jahrhundert waren u. a. die Dörfer Halbe, Groß ­und Klein Köris, Egsdorf, Schwerin, Klein- und Groß Besten, Löpten, Tornow, Pätz, Wendisch Wusterhausen, Deutsch Wusterhausen, Hoher Lehmen, Senzig, Zeesen, Neue Mühle, Gräbendorf, Gussow, Zernsdorf und die Städte Teupitz und Buchholz. Die Stadt Mittenwalde gehörte nicht dazu.
Feudalherrensitze waren in Schenkendorf, Teupitz, Buchholz und zeitweilig auch auf dem Rittersitz in Wendisch Wusterhausen. Der ehemalige slawische Adelssitz Burg und Stadt Tupcz (Teupitz) wurde von deutschen Feudalherren als Lehen vom Brandenburgischen Markgrafen übernommen. Aus den Markgrafen wurden dann im 15. Jahrhundert Kurfürsten und schließlich ab 1701 Könige von Brandenburg/Preußen.
1375 wurden zum erstenmal die bestehenden Orte in unserem heutigen Kreisgebiet urkundlich im damaligen sogenannten Landbuch des deutschen Kaiseres Karl IV erwähnt. Die Aufzeichnungen in diesem Landbuch geben auch Auskunft über die Feudalabhängigkeit unserer Vorfahren. Die Abgaben (Zins) und die Fronarbeit für die in unserem Heimatgebiet herrschenden Feudalherren sowie auch die Abgaben an die Landesfürsten waren im 13. und 14. Jahrhundert noch in Maßen und erträglich. Das änderte sich im 15. und 16. Jahrhundert beträchtlich.

Einige damalige Feudalgewalten in unserem heutigen Landkreis Dahme Spreewald seien hiermit genannt. Um 1280 war der Herr in Schenkendorf Otto Schenk und um 1295 übten die Herren von Plotzig von der Burg und „Stetlein Tupcz" (Teupitz) ihre Macht aus. Im Jahre 1328 wurden die Edlen Schenken von Landsberg und Syda von einem Markgrafen mit dem Schloß und der Stadt Teupitz und 16 Umgebungsortschaften (Schenkenländchen) belehnt. Im gesamten 14. Jahrhundert herrschten die Schenken von Tups (Teupitz) sowie der Adlige Curd von Slyven von der Burg Wendisch Wusterhausen im Schenkenländchen. Curd von Slyven besaß außerdem einen Hof in Groß Besten. Im Jahre 1375 besaß Sigfried von Slyven einen Hof mit 6 Freihufen (damaliges Flur- und Feldmaß) in Groß Besten - aus dem sich später ein Rittergut am Nordufer des Klein Bestener Sees bildete, das aber schon vor 1584 „wüst" gewesen sein muss - da es eine Nachweisung aus diesem Jahr nicht mehr gibt. An dieser Stelle befindet sich heute der Wohnsitz der Familie Schulze. Seit dem 14. Jahrhundert war Klein Besten eingepfarrt in Groß Besten.


Klein Bestener See

Seit 1417 bildeten Orte unseres jetzigen Kreisgebietes mit der Stadt Teupitz den Feudalabhängigkeitsbereich des Adligen Albrecht Schenk von Landsberg auf Schloß "Tuptz". Im Jahre 1442 erhielt Heinrich Schenk von Landsberg - wiederum als Lehen die „Herrschaft Tuptz" im Schenkenländchen - diesmal vom Kurfürsten von Brandenburg Friedrich II.
Am Ende des 15. Jahrhunderts waren die Schenken von Landsberg zu Teupitz die Herren des Schenkenländchen mit ungefähr 30 Ortschaften unseres heutigen Kreisgebietes. Zentrale Aufenthaltsorte der Feudalherren waren also hauptsächlich in Teupitz aber auch zeitweise in Schenkendorf, in dem Städtchen Wendisch Buchholz und in Wendisch Wusterhausen.
Der Ort Wendisch Wusterhausen mit der Slawenburg hieß in der slawischen Sprache "wustrow". Übersetzt in die deutsche Sprache „Umflossener Ort". Die Slawenburgen am Teupitzer See und in der Notte-Niederung wurden von den Deutschen vielfach umgebaut und verändert. Sie dienten den sehr oft wechselnden, das Schenkenländchen beherrschenden Adelsfamilien in einigen Jahrhunderten des Mittelalters stets als Feudalherrensitze.


Feudalherren, Bürger und Bauern im 14.,15. und 16. Jahrhundert und die Reformation in unserm Heimatgebiet

Um 1377 hatte der Feudalherr Hanko von Mittenwalde zeitweilig die Herrschaftsrechte in der Burg und Siedlung Wendisch Wusterhausen und in einigen umliegenden Dörfern.
Der Ort Mittenwalde am Notte-Gewässer - im 13. Jahrhundert als Siedlung von eingewanderten deutschen Kolonisten aus dem Gebiet westlich der Elbe gegründet - hatte im Jahr 1249 das Stadtrecht vom Markgrafen des Brandenburgischen Landes bekommen und gehörte nicht zum Herrschaftsbereich der Feudalfamilien des Schenkenländchens.
Die dort in der Notte-Niederung schon ansässigen Slawenfamilien fügten sich friedlich in die deutsche Ortsgemeinschaft mit ein. Die Bürger dieser sich frühzeitig entwickelnden Stadt hatten als Schutz gegen feindliche Angriffe ihren Wohnort mit dem Bau einer Stadtmauer abgesichert.
Ein Stadttor mit Pechnase, ein Pulverturm, Reste der Stadtmauer sowie einige Fachwerkbauten der damaligen Stadtbevölkerung, der sogenannten Ackerbürger, sind heute noch erkennbar. Die Stadt wurde im Mittelalter beherrscht von den Ratsherren aus der reichen Oberschicht des Ortes. Patrizier der Stadt, reiche Kaufleute, Zunfthandwerksmeister, Werkstättenbesitzer, in der Stadt ansässige Adlige sowie Geistliche leiteten und regierten als Ratsherren vom Mittenwalder Rathaus aus die Stadt.
Um 1427 waren die Feudalherren Jürgen und Konrad von Schlieben die Herren in Wendisch
Wusterhausen. Ab 1475 waren die Besitzer der Herrschaft Wendisch Wusterhausen sowie auch aller anderen Orte im Schenkenländchen die adligen Familien der Schenken von Landsberg mit dem Hauptherrensitz in der Burg im Städtchen Teupitz. Noch heute erinnert in Teupitz die Gastwirtschaft „Schenk von Landsberg" an die große Machtausdehnung dieses märkischen Adelsgeschlechtes.
Ab 1500 verschwanden die letzten Bauernrechte und es fand eine allmähliche Erhöhung der Abgaben und Fronarbiet der damaligen feudalabhängigen Bauern unserer heutigen Heimatorte statt. Die bislang erträglichen Herrschaftsansprüche durch die Schenken von Landsberg sowie auch durch die Landesfürsten wurden bedeutend verschärft.
Die bisher zu leistende geringe Landsteuer - die Bede - wurde in höheren Zins umgewandelt. Der fast abgabenfreie Erblehnschulzenhof in Groß Besten - das ehemalige Rittergut der Adligen Curd von Slyven und Sigfrid von Slyven an der Norduferseite des Klein Bestener Sees - wurde jetzt völlig den Schenken untergeordnet. Wiesengelände-Teile im Sutschke-Tal - die sogenannte Allmende - konnten noch von den Bestener Bauern genutzt werden.
Die Nutzung der größeren Seen - wie die Pätzer Gewässer u. a. - wurden jetzt immer mehr von der Herrschaft der Schenken beansprucht.
Von den Ereignissen des deutschen Bauernkrieges 1524/25 blieb jedoch unser Heimatgebiet unberührt. Unwillensäußerungen von damaligen feudalabhängigen Bauern in unserem heutigen Landkreis Dahme-Spreewald - gegenüber ihren adligen Herren waren hin und wieder vorhanden, doch wesentliche Unruhen oder Auflehnungsmaßnahmen der Bevölkerung gegen die Erhöhung der Feudallasten sowie kirchliche Auseinandersetzungen in der Reformationszeit sind nicht bekannt.
Im Jahr 1517 erfolgte der Thesenanschlag Luthers an der Schloßkirche in Wittenberg. Martin Luther kritisierte damit die Mißstände der katholischen Papstkirche. In den darauf folgenden Jahren entstand neben der katholischen Papstkirche in Deutschland die neue reformierte, evangelische protestantische Lutherkirche in einigen Landesfürstentümern. So wurde vom Markgrafen und späteren Kurfürsten von Brandenburg/Preußen die neue reformierte Kirche in unserem heutigen Heimatgebiet als erstrangig und verbindlich für die Bevölkerung eingeführt.

Nach der Reformationszeit gab es zwischen den evangelischen Kirchen von Groß Besten und Schenkendorf im Jahre 1543 einen Streit um die Führungs- und Weisungsstellung. Der Streit konnte schließlich beendet werden mit der Entscheidung, dass in Zukunft die Schenkendorfer Kirche als „Mutterkirche" und die Groß Bestener Kirche als „Tochterkirche" eingeordnet wurden.


Der 30jährige Krieg und die Nachkriegszeit im jetzigen
Landkreis Dahme - Spreewald

Im 30jährigen Krieg von 1618 bis 1648 litten die Vorfahren in unserem Kreisgebiet sehr unter den Kriegsereignissen. Kaiserliche deutsche Landsknechteinheiten, schwedische Truppen zogen plündernd und mordend durch die Ortschaften unserer näheren Umgebung.
Im Jahre 1637 überfielen schwedische Söldner die Stadt Mittenwalde. Der damalige Geistliche der St. Moritzkirche, der Probst Gallus, bat für die Mittenwalder Bürger um Gnade. Er wurde deshalb von den Schweden vor der Kirche erschossen.
Die schwedischen Reiter plünderten, mordeten und brandschatzten in Mittenwalde. Nach dem Abzug der Schweden brachen in der Stadt Pest und Pocken aus. Viele Menschen starben. In der Hospital - Kapelle St. Georg - nördlich hinter dem heute noch erhaltenen sogenannten „ Berliner Stadttor " wurden während und nach der Pestepedemie die Pestleichen aufgestapelt. Erst nach dem Krieg fand dann die Erdbestattung der sterblichen Überreste der Seuchenopfer statt.
Kaiserliche Landsknechtstruppen raubten in Groß- und Klein Besten, sowie auch in noch weiteren Orten unseres heutigen Kreisgebietes. Häuser wurden abgebrannt - Vieh und Menschen getötet. Die Felder wurden verwüstet und dadurch waren die Ernten vernichtet. Der Hungertod, die Seuchen Pest und Pocken reduzierten die Bevölkerung erheblich, so daß am Ende des Krieges in vielen damaligen Ortschaften unseres heutigen Landkreises Dahme-Spreewald nur noch die Hälfte oder ein Viertel der Einwohner bzw. der rentablen Bauernwirtschaften im Vergleich zum Vorkriegsstand vorhanden waren. Im Kriegsjahr 1624 lebten in Groß Besten 13 Bauern, 1 Hirte und 1 Schmied.
Der Krieg wurde schließlich im Jahre 1648 durch den Westfälischen Frieden zu Osnabrück und Münster beendet. Nach dem Krieg im Jahre 1652 wohnten in Groß Besten nur noch 8 Hüfner und 2 Kossäten. Hüfner und Kossäten waren verarmte, abhängige und landarme Bevölkerungsteile.
In Klein Besten war es ähnlich. Erst allmählich nach dem Kriegsende normalisierte sich das Leben in Groß- und Klein Besten - sowie auch in den anderen Ortschaften der Umgebung. Die Bevölkerungszahlen und die Anzahl der Bauernwirtschaften stiegen langsam an. Das inzwischen wieder in Wirtschaft genommene ehemalige Rittergut der Adligen Curd und Sigfrid von Slyven in Groß Besten besaß kurze Zeit der Theologe Müller, der es von den inzwischen verschuldeten Schenken von Landsberg erworben hatte.


Landadlige und ihre Untertanen im 17. Jahrhundert in unserem heutigen Landkreis Dahme­-Spreewald

Nach dem 30jährigen Krieg, das Kriegsende war im Jahre 1648, wechselten die Besitzer von Wusterhausen und auch von anderen Ortschaften im heutigen Kreisgebiet sehr oft. Adelsfamilien von Jena, von Dankelmann, von Löben, von Puttlitz und andere kauften oder pachteten Orte im Schenkenländchen.
Im Jahre 1683 erwarb der Kurprinz Friedrich, der spätere Kurfürst Friedrich III das Amt Wusterhausen, das somit landesfürstlicher Besitz wurde. Bei den Friedensverhandlungen in Osnabrück und Münster, welche von 1645 bis 1648 stattfanden, hatte der Kurfürst vom Kurfürstentum Brandenburg/Preußen den Adligen Johann Friedrich Freiherr von Löben für gute Verhandlungsführung zu Gunsten des Kurfürstentums mit einem reichhaltigen Geldgeschenk belohnt.
Für 18.000,- Reichstaler erwarb dieser Freiherr im Jahre 1657 Schenkendorf und die Besitz- und Herrschaftsrechte einiger Orte in der Umgebung. So gelangten auch Groß- und Klein Besten, Krummensee, Körbiskrug in den Herrschaftsbereich der adligen Familie von Löben. Diese Ortschaften hatte der Freiherr von dem Theologen "Licensiaten" Friedrich Müller erworben. 1680 kaufte Adolf Maximilian Freiherr von Löben den Ort Pätz.
Die Schenkendorfer Herrschaft erhöhte in ihrem Herrschaftsbereich bedeutend die Abgaben und Fronarbeiten für die Bevölkerung.


In der Schenkendorfer Kirche waren noch bis zum 20. Jahrhundert die Särge mit den sterblichen Überresten von Familienmitgliedern der Adligen von Löben und mit der Leiche einer Freifrau sowie auch 20 Kindersärge in der Totengruft unter dem Kirchenanbau vorhanden. Ein unterirdischer Gang verband in den vergangenen Jahrhunderten die Totengruft mit dem Schloß auf dem Rittergutsgelände.


von Löben-Gruft in der
Schenkendorfer Kirche

Persönliche Anmerkung des Verfassers:
"Im Jahre 1953 zeigte mir der damals noch lebende Schenkendorfer Kantor und ehemalige Lehrer Haupt die Totengruft der Adelsfamilie von Löben. Etliche Kindersärge, zwei große Holzsärge sowie ein Kupfer- und ein Zinksarg waren dort zu sehen. Der Kantor Haupt öffnete einen Sarg. Die darin liegende mumifizierte Leiche der Ehefrau des Curt Hildebrands Freiherr von Löben war noch ziemlich gut erhalten und erkennbar. Sie lag in dem Sarg mit ihrem 21. Kind im Arm.
In den zum Teil sehr lädierten kleinen hölzernen Kindersärgen waren nur noch Knochenüberreste der Kinderleichen zu erkennen.
Nach mündlichen Angaben des Kantors Haupt sowie nach schriftlichen Eintragungen und Vermerken in der Schenkendorfer Chronik und in dem alten Schenkendorfer Kirchenbuch ergibt sich folgende bemerkenswerte Geschichte: "Alle Kinder, die die Freifrau von Löben zur Welt brachte, hatten stets nur eine kurze Lebensdauer. Die längste Lebensdauer eines Kindes waren 3 Jahre. Bei der Geburt des 21. Kindes soll der Freiherr geäußert haben: „Bleibt dieses Kind am Leben und entwickelt sich gut so daß ich einen gesunden und kräftigen Nachfolger habe, verspreche ich hiermit meinen hörigen Untertanen in Schenkendorf Abgabenfreiheit!" Die eventuelle Einhaltung dieses Versprechens muß stark angezweifelt werden. Die Freude der feudalabhängigen Bauern und Bürger über diesen Ausspruch war nur kurz, denn auch dieses Kind starb unmittelbar nach der Geburt. Während der Geburt des 21. Kindes starb mit dem Kind auch die Freifrau.“


Windmühlen, Mühlenbesitzer und Erddeponierungen vom 17. bis 19. Jahrhundert im jetzigen Landkreis Dahme-Spreewald

Die seit dem 14. Jahrhundert auf dem Mühlenberg­ nordwestlich von Groß Besten bestehende "Rudolfsmühle" war eine Bockwindmühle. Sie bekam nun in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts wieder genügend Korn von den Bauern der umliegenden Orte, so daß die Mehlversorgung unserer Vorfahren allmählich reichhaltiger wurde. Die Mühlenbesitzer vergruben oftmals ihre Mahlgeld-Einnahmen auf ihrem privaten Mühlengrundstück in Groß Besten. Auch die Bauern wandten diese Deponierungsmethode von Hartgeld oder auch wertvollen Sachdingen im Erdboden an. Natürlich bedeutend seltener, da die Bauern bei uns auf dem kargen, märkischen Sandboden oftmals nur sehr mäßige und geringe Ernteerträge hatten. Durch Abgaben an die Feudalgewalten, Steuern an die Landesregierung wurden sie kaum „wohlhabend" und konnten somit nur selten „Schätze" vergraben.
Diese Erddeponierungen­, besonders im 15., 16., 17., 18. und noch im 19. Jahrhundert wurden deshalb getätigt, weil es ja in diesen Jahrhunderten noch keine oder nur wenige Banken oder Sparkassen im Lande gab. Viele Sagen von „vergrabenen Schätzen" entstanden im Volksmund auf Grund dessen. So ist bis heute noch in Bestensee die Sage von einem „vergrabenen Schatz" aus der Franzosenzeit bei älteren Bestenseer Bürgern bekannt. Von 1806 bis 1813 hatten die napoleonischen Truppen das Königreich Preußen besetzt. Auf dem ehemaligen Mühlengrundstück - neben der alten „Roten Schule" und der jetzigen Arztpraxis in Bestensee - sollte so ein „Schatz" vergraben sein. Trotz Nachforschungen ist dieser Schatz bis zum heutigen Tag nicht gefunden worden.
Diese „Schatzsage" gibt es auch von anderen Ortschaften in unserem Kreisgebiet. Einige Mühlenbesitzer der Rudolfsmühle, die auch als „Lehrmühle" in vergangenen Jahrhunderten für andere Mühlen im Kreisgebiet fungierte, sollen hiermit nun auch genannt und aufgezeichnet werden:


Ziehme-Mühle auf dem
Mühlenberg, ca. 1900

Von 1570 bis 1610: Jakob Lehmann,
von 1669 bis 1685: Christoph Kuhl,
von 1752 bis 1757: Martin Gericke,
von 1820 bis 1844: Gottlob Schuster und
von 1873 bis 1902: Ernst Theodor Müncheberg/Ziehme.

Müncheberg verkaufte die Groß Bestener Rudolfsmühle auf Abriß. Damit endete die Mahltätigkeit auf dem Mühlenberg. Das Mühlengrundstück neben der ehemaligen „Roten Schule" und heutigen Arztpraxis verkaufte er an Frau Bäckermeister Johanna Emilie Krawczak.
6 weitere besonders produktionskräftige Mühlen im Heimatkreisgebiet waren in der damaligen Zeit - vor 1900 - folgende Mühlen:
Die Thieke Windmühle in Ragow,die Püttchenmühle in Mittenwalde, Krügers Windbock in Schöneiche, Fricks Windmühle in Gräbendorf und Borstels Windmühle in Brusendorf.


Der Besitz- und Machtwechsel im Schenkenländchen im 18. Jahrhundert
Erwerbung von Groß- und Klein Besten durch den preußischenKönig

Im Jahre 1701 entstand aus dem Kurfürstentum das Königreich Brandenburg/Preußen. Damit wurde das kurfürstliche Wusterhausen des Königs Wusterhausen durch den Preußenkönig Friedrich I.
Der König Friedrich Wilhelm I - der sogenannte „Soldatenkönig" - ließ 1717 den alten Herrensitz umbauen zum preußischen Jagdschloß, so wie es jetzt noch in der Anlage - Turmkonstruktion, Dachform und Wände - zu erkennen ist. Auch die schon im Jahre 1703 im Hofbereich entstandenen Kavaliershäuser und Nebengebäude mit der Stätte des Tabakskollegiums haben sich in ihrer Anlage und Form bis heute erhalten und kaum verändert. Das "Tabakshäuschen" im Schloßpark existiert jetzt nicht mehr.


Schloss in Königs Wusterhausen

Der damalige königliche Park, der sich bis zum Notte-Kanal hinzieht, erfuhr im Laufe der Zeit starke Veränderungen. Einige dort noch vorhandene dicke Laubbäume mögen jedoch schon damals - zur Zeit des Soldatenkönigs - als junge Bäume gestanden haben.
Ab 1717 hieß Wusterhausen: Königs Wusterhausen. Der königliche Herrschaftsbereich erstreckte sich nun noch auf andere Orte und Gebiete im Schenkenländchen. Im Jahre 1717 erwarb der Preußenkönig die Eigentumsrechte von der Stadt Teupitz.
Am 11.2.1717 kaufte der König zur Abrundung seiner Wusterhausener Besitzungen von Curt Hildebrand Freiherr von Löben die Herrschaft Schenkendorf mit den dazugehörigen Dörfern Groß- und Klein Besten, Krummensee, Pätz und Körbiskrug für 56.000 Taler. Im Jahre 1718 hatte Friedrich Wilhelm I die Besitzrechte vom Städtchen Buchholz und die Nutzungsrechte der Pätzer Seen und anderer größerer Seen im heutigen Kreisgebiet erworben. Alle anderen Orte und Teile des Schenkenländchens die noch die Schenken von Landsberg besaßen, wurden nun ebenfalls durch Kauf königliches Eigentum.
Der Kaufpreis, den der König für die letzten Besitzungen der Schenken im Schenkenländchen an Ludwig Alexander Schenk von Landsberg zahlte, betrug 54.000 Taler. Damit hörte das Schenkenländchen als kompaktes Gebilde auf zu existieren. 1720 starb das märkische Adelsgeschlecht der Schenken von Landsberg aus.


Preußische Hofjagden in vergangenen Jahrhunderten in der Umgebung von Groß- und Klein Besten

Im Jahre 1715 erwarb der Preußenkönig die letzten Jagdrechte der Herrschaft Schenkendorf von Curt Hildebrand Freiherr von Löben. Es waren die sogenannten „Niederjagd-Rechte". Die „Hohe Jagd" - die Jagd auf Hirsche, Rehe und Wildschweine - in der Umgebung der Dörfer der Schenkendorfer Herrschaft - hatte Johann Friedrich Freiherr von Uben schon im Jahre 1663 an den Großen Kurfürsten von Brandenburg/Preußen abgetreten.


Jagdszene

Von Königs Wusterhausen aus wurden nun während der Regierungszeit des Soldatenkönigs von 1713 bis 1740 von ihm und seiner Hof- ­und Jagdgesellschaft viele Dubrow-Jagden durchgeführt. Bauern aus Groß- und Klein Besten, Pätz, Gräbendorf u.a. fungierten als Treiber. Die erlegten Tiere - vor allem Wildschweine - mußten dann von den Bauern unserer Dörfer nach den Jagden mit bäuerlichen Fuhrwerken vom Dubrow-Jagdgebiet zum Königs Wusterhausener Jagdschloß gebracht werden. So manches Stück Wild landete dabei auch in den Haushalten unserer feudalabhängigen Vorfahren. Doch es kam stets mehr als genug in Königs Wusterhausen an. Im Schloßpark fanden dann sehr oft „königliche Spießbratenfeste" statt. Im Tabakskollegium saßen nach den Dubrow-Jagden der Monarch, seine Offiziere, Jägermeister und adligen Gäste in so mancher Nacht beim Alkohol- und Tabakgenuß.
Die nachfolgenden Preußenkönige vernachlässigten die Jagdschloßbesuche und die Dubrow-Jagd. Sie lebten vorwiegend in den Schlössern ihrer Residenzstädte Potsdam und Berlin. Erst ab 1863 begannen unter dem Preußenkönig Wilhelm I wieder Hofjagden im Dubrowgebiet. Nachdem 1871 aus dem deutschen Kleinstaatengebilde ein geeintes deutsches Kaiserreich entstanden war, hatte der letzte deutsche Monarch - Kaiser Wilhelm II - bis zum Beginn des 1. Weltkrieges im Jahre 1914 oftmals das Jagdschloß Königs Wusterhausen besucht. In jenen Jahren fanden viele kaiserliche Hofjagden in der Dubrow statt.


Vom entbehrungsreichen Leben unserer Vorfahren im Heimatgebiet

Im 17. und 18. Jahrhundert erfolgten erschwerte Belastungen im Leben der feudalabhängigen Bevölkerung. Es kam zu weiteren Erhöhungen der Abgaben und der Fronarbeit durch die Landadligen. Die Bauern von Groß- und Klein Besten, Krummensee, Schenkendorf und Pätz wurden verpflichtet -wöchentlich 3 Tage und während der Ernte täglich - Spanndienste für die Gutsherrschaft zu leisten.
Es mußte nun sogar Mahlgeld von der Mühle der Bestener Bauern auf dem Mühlenberg nordwestlich des Dorfes Groß Besten - an die Schenkendorfer Herrschaft gezahlt werden. Die Geldgier der Landadligen war bedingt durch ihre absolutistischen Herrschafts- und Lebensformen. Jeder Adlige wollte in der Pracht- und Prunkentfaltung nicht hinter seinem absoluten Landherrn - dem Kurfürsten bzw. dann dem König von Brandenburg/Preußen zurückstehen. Dieses „Bauernlegen" bzw. die 2. Leibeigenschaft in Ostelbien - hatte ebenfalls damals in unserem heutigen Kreisgebiet gravierende Auswirkungen. Einige Bauern verschuldeten und verarmten völlig. Sie verloren ihren Landbesitz und existierten dann als Häusler, Büdner, Kossäten sowie auch als Gutsarbeiter und Tagelöhner auf den Gütern Schenkendorf, Marienhof auf dem Marienhofer Berg bei Groß Besten, Körbiskrug, Gräbendorf u.a.


Zugbrücke in Prieros

Die preußische Regierung in Potsdam und Berlin verlangte nun noch -zusätzlich zu den königlichen Steuern - von der Bevölkerung Inlandzölle an Straßen und Flußübergängen. Regierungszollbeamte forderten im 18. und 19. Jahrhundert und sogar noch im 20. Jahrhundert an der Prieroser Dahmebrücke - die damals eine Zugbrücke war - von unseren Vorfahren, die die Brücke benutzen wollten, einen festgesetzten Brückenzoll. Dieses Brückengeld wurde unserer Bevölkerung bis zum Ende des deutschen Kaiserreiches im Jahre 1918­ abverlangt. Eine alte Holztafel mit aufgezeichneten Brückenzollabgaben aus der Zeit des deutschen Kaiserreiches befindet sich heute im Heimathaus in Prieros.


Unwetter und folgenschwere Naturereignisse bei unseren Vorfahren im 17. und 18. Jahrhundert

Hungersnöte brachen bei der damaligen Bevölkerung unserer Heimatorte aus, wenn zu den Abgaben und Dienstleistungen Unwetter oder besondere Naturereignisse ihre Ernteerträge schmälerten. Einige heimatgeschichtliche Beispiele sollen nun hiermit auch aufgezeichnet werden.
Im Jahre 1684 regnete es monatelang nicht. Infolge der Dürre war eine Mißernte. Die Bauern von Groß- und Klein Besten sowie auch von den Nachbarorten hatten kaum Ernteerträge und es entstand eine Hungersnot.
Am 17. August 1693 wurde die Umgebung Mittenwaldes von einem folgenschweren Unwetter heimgesucht. Ein gewaltiger Sturm mit Hagelschlag - die Hagelstücke, durchweg so groß wie Taubeneier bzw. wie Hühnereier- deckten Häuser und Scheunen ab. Alles Laub und Obst wurde von den Bäumen abgeschlagen - viele Bäume entwurzelt und zerbrochen. Vögel, Gänse und Enten wurden erschlagen -sowie waren Kähne und etliche Fische von einigen Seen in unserer näheren Umgebung 20 bis 30 Meter auf den Uferbereich geworfen worden. Die Windmühlen auf den Hügeln waren ganz niedergerissen - die Felder zum Teil verwüstet und die Ernten fast vernichtet.
Von 1701 bis 1744 mußten unsere Vorfahren durch Sperlingsplagen erheblichen Schaden und Ärger erdulden.
Am 26. Mai 1705 waren ein starker Schneefall und eine Winterkälte in Groß und Klein Besten und in der Umgebung. Die Schneemassen bedeckten die Getreidefelder der Groß Bestener Bauern - besonders am Südhang des Mühlenberges. Einige Bauern zogen mit langen Seilen den Schnee von den Getreidehalmen und Ähren. Diese Bauern hatten im Juli und August keine Ernte, denn die Ähren waren taub - d.h. es fehlten die Körner. Andere Bauern, die den Schnee nicht entfernten, wurden mit einer guten Getreideernte belohnt.
Viel Schaden bekamen die Einwohner von Groß- und Klein Besten und auch von anderen Ortschaften in der Umgebung in den Jahren von 1730 bis 1755 durch eine immer wieder auftretende Heuschreckenplage.
1739/40 erlebten unsere Vorfahren einen Rekordwinter. Flache Seen, wie der Klein Bestener See und der Todnitzsee waren fast bis zum Grund gefroren.
Von 1750 bis 1798 erlitten die Bauern große Tierverluste durch konstante Tierseuchen.
Die Landadligen aber auch die preußischen Könige halfen nach derartigen Naturereignissen ihren Untertanen die Not der Zeit leichter zu tragen. So gaben die Freiherren von Löben oftmals den geschädigten und fast ruinierten Bauern in ihrem Herrschaftsbereich aus den Vorratskellern des Schenkendorfer Gutshofes Brot und Saatkorn und stellten Zugvieh und Ackergeräte zur Verfügung. Die gutsherrlichen Dienste und Abgaben sowie auch die königlichen Steuern wurden nach den Naturkatastrophen zeitweise so lange verringert, bis sich die Notsituation wieder in ein einigermaßen normales Leben umgewandelt hatte und somit die Bevölkerung wieder in der Lage war - an die Krone, an den Adel und an die Gutsherren - voll ihre Dienst- und Abgabepflicht zu erfüllen.


Ereignisse des 7-jährigen Krieges bei unseren Vorfahren in
Groß Besten, Klein Besten und in den Umgebungsortschaften

Von 1756 bis 1763 führte der Preußenkönig Friedrich der Große Krieg gegen die Länder Österreich, Rußland, Frankreich und Sachsen. Das Kriegsgeschehen hatte Auswirkungen im Leben der Menschen in den Dörfern Groß- und Klein Besten und auch in anderen Orten der näheren Umgebung.
Durch das bereits vom König Friedrich Wilhelm I im Jahre 1733 erlassene Kantonreglement wurde das preußische Heer von einer Söldnertruppe zu einem Landesheer, das nun zum größten Teil aus preußischen Untertanen bestand. Bauernsöhne, Knechte und Handwerksgesellen im Alter von 14 bis 40 Jahren waren auf Musterlisten erfaßt und konnten zu jeder Zeit zur militärischen Ausbildung und zum Kriegsdienst im preußischen Heer eingezogen werden.
Die Erstellung des Offizierskorps erfolgte aus dem grundbesitzenden Adel. Aus den Dörfern Groß- und Klein Besten mußten hauptsächlich bäuerliche Kantonisten - besonders vor dem Kriegsbeginn - in der preußischen Armee als Soldaten dienen. Einige von ihnen wurden bei den Kriegskampfhandlungen getötet bzw. verwundet.

Im Oktober 1757 kamen österreichisch/ungarische Husaren in das Dahme­-Spreewaldgebiet und quartierten sich in den Ortschaften ein. Die Bevölkerung von Groß- und Klein Besten und auch von den benachbarten Orten hatten für die Verpflegung der Husaren und ihrer Pferde zu sorgen. Außerdem mußten noch sogenannte "Beköstigungsgelder" an die Eindringlinge gezahlt werden. Auch im September 1758 waren österreichische Truppen in den Umgebungsorten von Mittenwalde. Die Grundstückszäune der Dorfbewohner wurden verfeuert und die Früchte der Gärten von den Österreichern geraubt.
Nach der von Preußen verlorenen Schlacht bei Kunersdorf im Odergebiet drangen russische Truppeneinheiten in die Mark Brandenburg ein.


Kastanie auf der Dorfaue, ca. 1919

Am 1. Oktober 1760 kam ein größeres Kommando eines russischen Armeekorps - das bei Storkow lag - nach Groß Besten und besetzte auch alle Ortschaften in der Umgebung. Die Eroberer machten unter der Kastanie an der Dorfaue Halt und requirierten von den Dorfbewohnern Fleisch, Brot, Erbsen, Linsen, Hafer, Stroh, Heu, Bier und Branntwein zur Verpflegung des russischen Heeres. Die von Kosaken eskortierten schwer beladenen Beutewagen wurden unmittelbar vor dem Marienhofer Berg - Beginn des Sutschketals in nördlicher Richtung - von preußischen Husaren überfallen. Die russische Bedeckungsmannschaft floh und sämtliche Pferdefuhrwerke mit Bespannung und allem Beutegut fielen in preußische Hände und konnten danach ihren Eigentümern zurückgegeben werden.
Doch im Laufe des Oktober 1760 kam es zu weiteren Ortsbesetzungen und Requirierungsmaßnahmen durch österreichische und russische Truppen. Kleinere Gruppen von Kosaken überfielen bis zum 14. Oktober 1760 zeitweise Groß Besten, Klein Besten sowie auch andere Dörfer in der näheren Umgebung. Sie trieben Vieh zusammen und verkauften dieses Beutevieh wieder an preußische Bauern in anderen Ortschaften. Einige russische Offiziere verpflichteten - durch gute Lohnversprechungen - mehrere Bauern aus den besetzten Dörfern - auch von Groß- und Klein Besten - Fonragetransporte mit ihren eigenen bäuerlichen Pferdefuhrwerken für die russische Armee zu tätigen. Da sich die Armee ab 1760 nun immer weiter in Richtung Osten zurückzog, mußten die Bauern den Truppen folgen und kamen dann erst nach Wochen durch Flucht „bei Nacht und Nebel" unter Zurücklassung ihrer Pferde und ihrer Fuhrwerke in der Heimat an.
In alten Chronikaufzeichnungen ist von Gewalttätigkeiten gegen die damalige Bevölkerung oder Brandschatzungen in unserer Gegend nichts dokumentiert. In einigen Chronikberichten findet die gute Manneszucht der Österreicher und der Russen Erwähnung. Von allen wird den Russen humanes Wesen bescheinigt. Ihren Offizieren lag anscheinend viel daran, nicht als Barbaren zu gelten. Seit Oktober 1760 waren keine Fremdtruppen mehr im heutigen Kreisgebiet Dahme-Spreewald. Die preußische Armee konnte schließlich im Jahre 1763 den Krieg siegreich beenden. Nach dem Krieg waren bei Groß- und Klein Besten und bei den Umgebungsorten teilweise Ackerschäden vorhanden. In den Ortschaften mangelte es besonders an Rindvieh, Pferden und Fuhrwerken.
1765 befahl der König den Anbau der Kartoffeln im gesamten Königreich Preußen.


Fremde Soldaten in den Jahren von 1806 bis 1813 in Groß- und Klein-Besten

Im Jahre 1806 drangen französische Truppen nach der von Preußen verlorenen Schlacht bei Jena und Auerstedt in das Königreich Preußen ein. Die Einquartierung von französischen Soldaten erfolgte bei den Bauern in Groß- und Klein Besten. 1812 fanden Durchmärsche von bayrischen u. würtembergischen Truppen in unserem Heimatgebiet statt.
Diese Rheinbundtruppen gehörten mit zur "Großen Armee" Napoleons und nahmen im Juni 1812 am Überfall auf Rußland teil. Im Befreiungskrieg (Herbst 1813) wirkten Bauern aus Groß- und Klein Besten sowie auch aus anderen Orten unseres Heimatkreises mit im Widerstand gegen die napoleonischen Truppen, indem sie die militärischen Verteidigungsanlagen in der Notte-Niederung errichteten. In der evangelischen Kirche von Bestensee befindet sich eine Gedenktafel mit den Namen der Einwohner aus Groß- und Klein Besten, die während des Befreiungskrieges 1813-1815 als Soldaten in der Blücher-Armee für die Befreiung ihres Vaterlandes ihr Leben ließen.

 

 
            19. Jahrhundert bis 1918

 

  
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