Vorwort:
Die Urzeit der Erde und des Lebens unter Einbeziehung von geologischen,
geographischen, biologischen und historischen Fakten aus der Regionalgeschichte
des jetzigen Landkreises Dahme-Spreewald
Die Voreiszeit vor mehr als einer Milliarde Jahren
bis zum Beginn der Eiszeit vor 600.000 Jahren.
In diesem gewaltigen Zeitraum hatte sich die Erdoberfläche
durch Bewegungen der Erdrinde, bedingt durch tektonische Kräfte,
wesentlich geformt und verändert. Vulkane brachen hervor. Gebirge
entstanden, indem die Erdkruste Falten warf.
Große Meere und Wasserflächen, Steppen, Wüsten und Moore
entstanden. Täler wurden vom Wasser ausgewaschen. Regen und Wind
veränderten unmerklich Gebirge und Ebenen. Pflanzliches und tierisches
Leben entwickelte sich. Vor vielen Millionen Jahren waren die ersten
tierischen Lebewesen Wassertiere. In weiteren vielen Jahrtausenden kam
es dann auch zur Entwicklung von Land- und Flugtieren. Die größten
dieser Lebewesen waren die drachenartigen Saurier. Vor mehr als einer
Million Jahren entstanden in unserem Heimatgebiet die Braunkohlelager
bei Schenkendorf und bei Töpchin/Waldeck. Die Braunkohleflöze
waren die Überreste von Braunkohlewäldern, die in dieser Zeit
in dem heutigen Kreisgebiet vorherrschend wuchsen. Bedingt durch das
damalige tropische Klima wuchsen in dem Braunkohlen-Urwald, riesige
Mammutbäume, Akazien, Lorbeerbäume, Myrten und Zypressen.
Eichen und Buchen standen im wilden Gemisch. Reben und Lianen rankten
sich an ihnen empor. Den größten Teil der Braunkohlewälder
machte jedoch die Sumpfzypresse aus.

Saurier |
Reich und mannigfaltig war das Tierleben. Schmetterlinge
umflatterten den Farbenrausch der großen Blüten. Paradiesvögel
mit grellem Farbenschmuck mischten ihr Geschrei mit dem der kleinen
Papageien. Pelikane waren auf den bestehenden Wasserflächen, und
an ihren Rändern nisteten Flamingos und Ibisse. Wildschweine und
tapierähnliche Tiere hielten sich in den Moorgebieten.
Nashörner mit mehreren oder einem oder ganz ohne Hörner stampften
durch das Moor. Vierzähnige Elefanten brachen durch das Dickicht,
Große Baumkatzen, Bären, Hyänen, Schakale und andere
Raubtiere waren ständig auf Nahrungssuche und jagten Hirsche, Rehe
und Antilopen. Funde im Erdboden sind Beweise für diese vorzeitlichen
Lebewesen.
Die Braunkohleflöze im Schenkendorfer Erdboden senken sich von
ihrer Spitze unter dem heutigen Tagebau-See nach den Seiten ab und reichen
einerseits bis unter den NotteKanal, andererseits bis in die Teupitzer
Gegend, in immer größere Tiefen.
Noch vollständige Baumstümpfe von Sumpfzypressen fanden Tagebauarbeiter
beim Braunkohleabbau im Senftenberger Kohlenbecken, die im Märkischen
Museum in Berlin, als Beweise für die Existenz der damaligen Braunkohlewälder,
zu besichtigen sind.
Menschenähnliche Geschöpfe haben nachweislich,
durch Funde bestätigt, in der jüngeren Voreiszeit speziell
in Steppengebieten auf dem Erdball gelebt.
Von einem menschlichen Leben in unserem heutigen Heimatkreis in der
Voreiszeit sind keine Fundbeweise vorhanden.
Die Eiszeiten und Zwischeneiszeiten vor 600.000 Jahren bis zum
Ende der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahren
Eiszeiten und Zwischeneiszeiten, oder auch Kaltzeiten
und Warmzeiten genannt, wechselten miteinander ab. Es waren insgesamt
4 Vereisungen, dazwischen erfolgten 3 Warmzeiten in dem gewaltigen Zeitraum
von vor 600.000 Jahren bis zum Ende der Eiszeit vor 12.000 Jahren. Diese
Zeitspanne wird auch Altsteinzeit genannt. Die Eiszeiten und die Zwischeneiszeiten
gaben unserem Heimatboden die Gestalt, die er im großen und ganzen
heute noch zeigt.
Vor 600.000 Jahren fand eine Klimaverschlechterung statt. In allmählichen
Temperatursenkungen verwandelte sich im Laufe von ungefähr 100.000
Jahren unsere Heimat aus einem feuchtwarmen Tropenland in eine Eiswüste.
Im Norden fielen Nederschläge nur noch in Form von Schnee, der
sich anhäufte und wegen fehlender Sonnenwärme nicht mehr schmelzen
konnte. Die unteren Lagen wurden zu körnigem Eis. Jahrtausende
ließen das Eis zu einer Mächtigkeit von vielen hundert Metern
anschwellen und infolge des Druckes wurde es am Grunde plastisch und
geriet in Bewegung. Die heutigen Länder Nordwegen, Schweden und
Finnland hatten damals eine höhere Bodenlage als im heutigen Deutschland,
sodass von dort das Eis in Form von gewaltigen Gletschern - die Felsgestein,
Gesteinschutt, Lockerboden, zermahlenen Sand - Ton - Kalk und Granitmassen
mitführten -allmählich über das Gebiet der heutigen Ostsee,
Norddeutschland und somit auch über unser heutiges Heimatkreisgebiet
vorrückte bis an die Höhenzüge und Erhebungen des Sauerlandes,
des Harzes, des Thüringer Waldes, des Erzgebirges und der Sudeten.
Durch die dauernde Bewegung der Eismassen schliffen die mitgeführten
Steine sich gegenseitig - und auch durch das harte Eis - allmählich
ab und nahmen die rundlichen Formen an, in denen wir sie jetzt noch
als sogenannte Findlinge auf dem Steinberg, Mühlenberg, Marienhofer
Berg, im Sutschketal und auf vielen weiteren Feldern in der Umgebung
finden.
In den Grundmauern und in den Seitenwänden der Kirche - als Pflaster
der Hauptstraße im alten Bauerndorf Groß Besten sowie in
vielen Gärten der heutigen Bestenseer Bürger sehen wir ebenfalls
die steinernen Produkte der Eiszeit.
Weiteren Materialien die das Inlandeis als sogenannte Grundmoräne,
dann nach ungefähr 100.000 Jahren als allmählich wieder eine
wärmere Periode einsetzte und somit die erste Zwischeneiszeit begann
- durch Abschmelzungsvorgänge hier in Deutschland ablagerten waren:
Porphyre, Basalte samt ihren lehmigen Verwitterungsprodukte, Kalksteine,
Kreidegestein, Feuersteine, Sandsteine, Tonschiefer, Sande, Kiese und
Tone. So entstand unser heimischer Boden. Im jetzigen Heimatkreisgebiet
- in der Umgebung von Bestensee entstand sandiger Mergelboden mit massenhaft
eingebetteten Steinen. Durch Verwitterung bildeten sich aus dem Mergel
auch Lehmschichten. So z. Bsp. die Lehmwand im Sutschke-Tal und die
Lehmgrube in der Nähe des Friedhofs Bestensee/Süd.
Größere Teile von mitgebrachten Sand, Kies und Ton durch
die Eisgletscher - blieben ebenfalls nach dem Abschmelzen des Eises
in unserem Boden. Dadurch erklärt sich das Vorhandensein von vielen
Sandflächen sowie auch Kies- und Tongruben in der näheren
Umgebung. Nach dem Abbau dieser Bodenarten in den vergangenen letzten
100-150 Jahren sind heute Abbaugruben vielfach Seen.
Zum Bsp. die Kiesseen bei Bestensee/Süd, die Tonseen Kamerun"
und Freudenthal", der Pätzer Tonsee sowie die Tonlöcher
und Tonseen bei Gräbendorf und Motzen.
Durch den unterschiedlichen Druck der Eismassen von manchmal
sogar 1.000 m Mächtigkeit auf die Erdoberfläche, kam es zum
Eindrücken des Bodens bzw. zu Auffaltungen an den Seiten aber auch
an den Stellen der Erdrinde, wo sie Eisgletscher geringere Mächtigkeit
hatten. Täler, Niederungen, Seenbecken, Hügel und Hochflächen
wurden somit geformt. Abgeschmolzenes Gletscherwasser füllte dann
in der Zwischeneiszeit die eingedrückten und ausgeschürften
Bodenvertiefungen aus und es entstanden so die Seen wie Pätzer
Vorder- und Hintersee, Zeesener See, Krummer-See, Seechen, Klein Bestener
See und Todnitzsee.

Sutschke-See |
Diese Entwicklung war nach der letzten Eiszeit endgültig
abgeschlossen. Die Schmelzwasser suchten sich außerdem damals
an den Rändern des Eises in breiten Flußbetten der Urstromtäler
einen Ablauf zum Meer. Die Kraft und der Druck der Gletscher hatten
ebenfalls das in Nord-Süd Richtung verlaufende Sutschketal mit
dem kleinen Sutschke-See entstehen lassen. Die unterschiedlichen Druckverhältnisse
ergaben dann die östlichen Auffaltungen des Bodens in der Form
des Steinberges und des Mühlenberges - und auf der Westseite des
Tals die Auffaltung Marienhofer Berg. Als nördlichste Auffaltung
besteht direkt am Krummen See die sogenannte Krummenseer Insel in der
Dorfmitte des heutigen Ortes Krummensee. Eine noch bemerkenswerte Auffaltung
durch die Kraft der Gletscher ist die Hügelbildung im Südosten
des Ortes Pätz. Weitere Auffaltungen befinden sich an der Ostseite
des Pätzer Hintersees bis hin zu den Radebergen mit der eingebetteten
Kiesgrube, in der noch heute der abgelagerte Kies abgebaut wird.
Eiszeiten und Warmzeiten
Die weiteren Eiszeiten, besonders die 2. und 3. Eiszeit
mit der dazwischen erfolgten Warmzeit von vor 480.000 Jahren bis vor
180.000 Jahren, erwirkten Veränderungen in der Bodengestaltung
in der näheren Umgebung.
Die 3. Warmzeit und schließlich die darauf folgende letzte Vereisung
in der Zeit von vor 180.000 Jahren bis vor 12.000 Jahren waren ebenfalls
gravierend und verändernd für den heimatlichen Boden. Es könnte
nun die Frage aufgeworfen werden, ob die heutige Zeitepoche nicht eine
weitere Zwischeneiszeit sein könnte, der eine 5. Vereisung folgen
wird ?!
In allen Warmzeiten stiegen die Temperaturen immer von Jahrzehnt zu
Jahrzehnt an und allmählich stellte sich dann jedesmal mit dem
Zurückweichen des Eises die Pflanzen- und Tierwelt ein.
In den Anfangsperioden der Warmzeiten waren es zunächst
arktische Kräuter und Bäume. Bei weiterem Temperaturanstieg
wurde dann die Flora und Fauna üppiger und vielseitiger. Nach der
letzten Eiszeit waren das Klima und der Pflanzenwuchs unseren heutigen
klimatischen und pflanzlichen Verhältnissen ähnlich. Die Tiere
der damaligen Zeit waren: Großelefant, Mammut, Riesenhirsch, Nashorn,
Wisent, Moschusochse, Wildpferd, Elch, Rentier und anderen. Knochenreste
dieser Tiere hatte man in Ton- und Kiesgruben in vielen Gebieten des
heutigen Deutschlands gefunden. So wurde z. Bsp. ein Mammutknochen in
der Ziegelei Tongrube Pätz dem heutigen Tonsee gefunden. Urmenschliches
Leben war ebenfalls, besonders in den Warmzeiten der Altsteinzeit, in
einigen Gegenden unseres heutigen Vaterlandes vorhanden. Knochenfunde
und erste Geräte und Waffenfunde aus Stein gaben den Beweis für
ein menschliches Leben. So hatte man menschliche Knochenreste bei den
heutigen Orten Steinheim und Heidelberg gefunden. Wissenschaftler berechneten
das Alter der Heidelberg-Fundstücke auf mehr als 480.000 Jahre
und der Steinheimer-Fundstücke auf mehr als 240.000 Jahre. Man
nannte nach den Fundorten diese damals lebenden Urmenschen die Heidelbergmenschen
und die Steinheimmenschen.

Leben in der Steinzeit |
Im Jahre 1856 hatten Arbeiter in einer Höhle des
Neandertals bei Düsseldorf Knochen und Schädelteile eines
Urmenschen sowie Geräte und Waffen aus Stein gefunden. Wissenschafter
berechneten das Alter dieser Fundstücke auf mehr als 120.000 Jahre.
Nach dem Fundort wurde dieser Urmensch Neandertaler genannt. Das war
ein weiterer eindeutiger Beweis vom Vorhandensein der Urmenschen, die
als Jäger und Sammler in der älteren Steinzeit in einigen
Ländern des heutigen Deutschlands lebten.
In unserem heutigen Heimatkreis gab es keine Fundbeweise für ein
menschliches Leben in der Altsteinzeit bis vor 14.000 Jahren. Funde
in der nähren Umgebung gaben aber den Beweis für menschliches
Leben danach und in der Mittelsteinzeit, in der Jungsteinzeit sowie
in der Bronzezeit auch hier bei uns im heutigen Landkreis Dahme-Spreewald.
Menschliches Leben in der Steinzeit von vor 14.000 Jahren bis vor
1.800 Jahren vor der Zeitrechnung im jetzigen Landkreis Dahme-Spreewald
Der Mensch zog in unsere Gegend erst ein, als das Inlandeis
sich im Laufe von Jahrtausenden genügend weit nach Norden zurückgezogen
hatte und ein wärmeres Klima mit dementsprechenden Pflanzenwuchs
und Tierleben entstanden war. Die Steinzeitmenschen kannten noch keine
Metalle. Alle ihre Waffen, Geräte und Werkzeuge waren aus Stein,
Holz, Horn bzw. Knochen. Auf den frühesten Stufen der Entwicklung
in der Urzeit hatte der Mensch wohl den ersten besten Stein aufgehoben,
um damit zu schlagen, sich zu verteidigen, nach flüchtendem Wild
zu werfen oder Nüsse zu öffnen. Fand er einen besonders handlichen,
für diesen oder jenen Zweck gut brauchbaren Stein, mag er ihn sich
aufgehoben haben. Schließlich kam er dahinter, durch Abschlagen
der Ecken und Kanten dem Stein eine handliche Form zu geben. Einige
Handsteine oder auch Faustkeile der damaligen Menschen wurden bei Erd-
und Ausschachtungsarbeiten , als Beweise des menschlichen Lebens in
der Steinzeit - in unserer nähren Umgebung gefunden. So wurden
zum Beispiel zur Zeit der Weimarer Republik in den 20er Jahren bei Tonabbauarbeiten
in der Pätzer Tongrube - dem heutigen Pätzer Tonsee, durch
Ziegelarbeiter Faustkeile sowie auch ein Mammut-Backenzahn gefunden.
Mammute waren damalige langhaarige Großelefanten, die von Sibirien
kommend, hier bei uns eingewandert waren. Fachwissenschaftler des Berliner
Märkischen Museums konnten diese Tonlochfunde eindeutig bestimmen
und zeitlich einordnen.
Um 9.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung verstanden es dann schon die
Menschen die Steine weiterhin zu formen, sie zu schärfen und somit
Werkzeug und Waffen, wie Messer, Schaber, Bohrer, Speer- und Pfeilspitzen
herzustellen.

Werkzeuge in der Steinzeit |
Feuersteine, Holz, Horn und Tierknochen bildeten vielfach
das Bearbeitungsmaterial. In der jüngeren Steinzeit bis vor 1.800
Jahren vor der Zeitrechnung, war dann schon eine gewisse hochstehende
Steinzeitkultur vorhanden.
Messer, Sägen, Äxte. Pflugschare - kunstvoll geschliffen,
geschärft und durchlocht - sowie Tongefäße sind Zeugen
dieser Steinzeitkulturen. Zahlreiche weitere Funde in unserer Umgebung
beweisen eindeutig, daß Menschen der Steinzeit unseren jetzigen
Heimatkreis bevölkerten. So wurden bei Schenkendorf Scherben eines
Tongefäßes und eine steinerne Hacke von einer großen,
breiten Plättbolzenform mit Durchbohrung gefunden, sodass man dieses
Stück schon als Pflug bezeichnen kann. Das war ein Beweis dafür,
dass die Bewohner unserer Gegend in der Steinzeit nicht nur Jäger,
Sammler und Fischer waren, sondern auch schon Ackerbau getrieben haben.
Außerdem wurden in Schenkendorf eine Felsgesteinaxt nördlich
des Ortsausganges -150 m vom heutigen Schloß "Dracula"
entfernt - im Garten gefunden und vom Dorfschullehrer Haupt sichergestellt
zwecks Überweisung zum Museum nach Berlin. Im Garten von Franz
Blume in Krummensee wurden beim Rigolen des Bodens unter der Mutterbodenschicht
mehrere Pfostenlöcher entdeckt., die von Blockhäusern vorgeschichtlicher
Zeit herrühren. Inmitten der Pfostenlöcher war eine Brandstelle.
Daneben lag ein Faustkeil. Er war 15 cm lang, recht handlich zugeschlagen
und gehört der mittleren Steinzeit an. Dieser Fund bezeugt, dass
vor 9.000 Jahren schon Menschen am Krummen-See gewohnt haben. Eine vollendete
steinerne Pflugschar in Gestalt einer riesigen Axt mit einem Loch zum
Befestigen an einem hölzernen Pfluggestell wurde bei Königs
Wusterhausen gefunden. Bei und in Teupitz fand man durch Ausgrabungen
Feuersteinmesser, Gefäßscherben, zerbrannte Herdsteine, Knochenspitzen
für Speere und Pfeile, Widerhaken für Knochen- und Hirschhorn-Harpunen,
Angelgeräte aus Knochen, Steinäxte und ein Mahlstein zum Zerkleinern
von geerntetem Getreide. Auch bei Deutsch Wusterhausen, Niederlehme,
Gräbendorf, Neue Mühle, Töpchin, Groß Köris
u. a. wurden ähnliche Funde gemacht. Alle diese Funde beweisen,
dass die damaligen Steinzeitmenschen in unserem heutigen Kreisgebiet
- Jäger, Fischer, aber auch schon Ackerbauern und im bescheidenen
Umfang Viehhalter waren. Sie wohnten in Blockund Grubenhäusern,
die mindestens zur Hälfte in der Erde standen. Abgedeckt wurden
diese Grubenhäuser mit Holzstangen, Reisig oder Fellen, Moos, Baumrinde
und Erde. In der Mitte befand sich ein Herd aus Feldsteinen.
In der nach der Steinzeit erfolgten Bronzezeit -von vor 1.800 Jahren
vor unserer Zeitrechnung bis vor 800 Jahren vor der Zeitrechnung - wurde
das menschliche Leben in unserem heutigen Landkreis Dahme Spreewald
noch umfangreicher und vielseitiger.
Menschliches Leben in der Bronzezeit - 1.800 Jahre vor der Zeitrechnung
bis 800 Jahre vor der Zeitrechnung - im heutigen Landkreis Dahme-Spreewald
In Gräbern des Mittelmeergebietes, die aus der Zeit
nach 1.800 Jahren vor der Zeitrechnung stammen, fanden sich Geräte
und Schmuckstücke aus Bronze. Die dort damals lebenden Menschen
fanden Kupfer und Zinn als Erz in der Erde und schmolzen es im Feuer.
Den flüssigen Metallbrei gossen sie in Formen aus Ton oder Stein.
Aus der danach erkalteten Mischung von Kupfer und Zinn im Verhältnis
von 9 : 1 stellten sie Waffen, Geräte und Schmuckstücke her,
die spitzer, schöner und praktischer waren als diejenigen aus Stein
und Knochen.
Bronze ist weicher als Eisen. Durch fremde Händler und Krieger
kamen Bronzegegenstände und auch Kupfer- und Zinnerze in unsere
Gegend. Um etwa 1.000 Jahre vor der Zeitrechnung mag Bronze Gemeingut
der damaligen Bevölkerung unseres jetzigen Heimatkreises geworden
sein. Aus dieser Zeit stammt eine Siedlung am Krummen-See.
Am Ende des Bergrückens, an dem heute das Dorf Krummensee liegt,
ragt eine Bergnase in den See hinein. Dort wurden burgwallähnliche
Bodengestaltungen festgestellt. Der Besitzer des dortigen Grundstückes
hat einen Teil des Burgwalls abgetragen. Im Sommer 1939 wurde gelegentlich
bei einer Heimatwanderung des Teltower Heimatmuseumsvereins der Garten
dieses Grundstücks systematisch abgesucht. Hierbei fand man auf
der Landseite des Burgwalls zahlreich Scherben von Tongefäßen.
Auf der Seeseite des Walls fand Dr. Karl Hohmann typische Gefäßreste
aus der jüngeren Bronzezeit um 800 Jahre vor unserer Zeitrechnung.
Diese Burgwallsiedlung - genauso wie die runde Form des Dorfkerns des
Ortes Klein Besten (heute Bestensee/Süd) einen Wallschutzbau der
Bronzezeitmenschen vermuten läßt - könnten damals als
Schutzanlagen der Menschen gegen eventuelle feindliche Angriffe gedacht
und vorgesehen gewesen sein.
Eine Verbindung der Bronzezeitmenschen vom Krummen-See mit den damaligen
Menschen des heutigen Ortsteils Bestensee/Süd soll durch einen
unterirdischen Gang - nach einer alten Sage -vorhanden gewesen sein.
Ein Gräberfeld aus der gleichen Zeit ist südlich von Krummensee
zwischen Marienhof und Sutschke-Tal entdeckt worden. Eine dort gefundene
Urne enthielt Leichenbrand, sowie Reste eines Bronzeschwertes mit Griffzunge
und ein Bronzerasiermesser. Eine Speerspitze und weitere Tongefäßreste
aus der mittleren und jüngeren Bronzezeit sowie Reste eines Rades
mit Nabe und Speichenansätzen von einem Totenwagen wurden gefunden.
Die Wohnsiedlungen zu diesem Gräberfeld waren wahrscheinlich die
Burgwallsiedlung am Krummen See - aber vermutlich auch eine Bronzezeitsiedlung
auf der östlichen Seite des Sutschke-Tals - denn die Ansiedler
dieser Zeit pflegten ihre Toten aus Gespensterfurcht immer jenseits
eines Wasser beizusetzen. Dass die damaligen Bewohner unserer Heimat
auf nicht zu niedriger Kulturstufe standen beweist der Fund des Rasiermessers
in der Marienhofer Urne. Überreste von Siedlungen aus der Bronzezeit
wurden außerdem unweit der heutigen Brandenburgischen Schule für
Blinde und Sehbehinderte in Königs Wusterhausen - sowie links von
der Straße zwischen Königs
Wusterhausen und Deutsch Wusterhausen am Notte-Kanal gefunden.
Der ehemalige Hauptlehrer Schwan aus Eichwalde fand auch hier am Notte-Kanal
Übereste einer gepflasterten Furt. Auf der anderen nordwestlichen
Seite des Kanals wurde ein Begräbnisplatz mit einigen Gräbern
und zwei noch gut erhaltenen Urnen - mit Knochen und Sand gefüllt,
gefunden. In einer Urne befand sich außerdem eine hohler Zahn
mit Wurzeln.Alle diese Funde beweisen uns die Gegenwart der Menschen
in der Bronzezeit vor dem Beginn der Zeitrechnung in unserem heutigen
Landkreis Dahme-Spreewald.
Vom Leben der Germanen in unserem Heimatgebiet vor 2.100 Jahren bis
zur
großen Völkerwanderung in der Zeit unmittelbar vor und nach
375 unserer
Zeitrechnung.
In den letzten Jahrtausenden vor dem Beginn der Zeitrechnung
kam es in der Welt - wie zum Beispiel im Vorderen Orient und im Mittelmeergebiet
- zu Bildungen von Völkern und schließlich zu Staaten unter
der Führung von Fürsten oder Königen. In diesen Gebieten
begann die Ablösung der Bronzezeit durch die Eisenzeit viele Jahrhunderte
früher als in Deutschland.
Im heutigen Deutschland wuchsen in den letzten Jahrhunderten vor der
Zeitrechnung viele Familien der Menschen zu Sippen und viele Sippen
zu Stämmen und Völkerschaften zusammen. So lebten um 400 Jahre
vor der Zeitrechnung im Süden und Westen unseres jetzigen Deutschland
die Völkerschaften der Kelten und im Norden und Osten unseres Vaterlandes
um 100 Jahre vor der Zeitrechnung und auch danach die Volksstämme
der Germanen.
In unserem heutigen Heimatkreisgebiet war das Lebens- und Wohngebiet
des Germanenstammes der Semnonen. In der Zeit des letzten Jahrhunderts
vor der Zeitrechnung begann dann auch in den Semnonensiedlungen in dem
jetzigen Landkreis Dahme-Spreewald die Eisenzeit. Während
bisher nur dürftiger Hackbau in unmittelbarer Nähe der menschlichen
Wohnungen betrieben wurde, brachten die Semnonen den regelrechten Ackerbau
in unsere Gegend. Sie kannten den Pflug, der von Zugtieren gezogen wurde.
Sie bauten Getreide, Gemüse und Hülsenfrüchte an und
hatten schon eine intensive Viehzucht. Ihre Siedlungen lagen immer im
wiesenreichen Gelände und waren sogenannte Rundlinge. Das Vieh
blieb auf der Wiese oder wurde auf der Dorfaue inmitten des Runddorfes
zusammengetrieben. Ausgrabungsfunde bewiesen die Existenz eines Gerrnanendorfes
im heutigen Ort Klein Köris.
Die Germanen waren auch geschickte Handwerker. Während
bisher alle Gefäße aus freier Hand geformt wurden, fertigen
sie nun Tongefäße mittels einer Drehscheibe an. In errichteten
Schmelzöfen aus Steinen und Lehm schmolzen sie durch Holzkohlenhitze
den, in ihren Wiesen gefundenen Raseneisenstein zu flüssigem Eisen.
Gut entwickelt war auch ihre Eisen-Schmiedekunst. Beweise dafür
lieferten Ausgrabungen eines Semnonendorfes in Königs Wusterhausen
in unmittelbarer Nähe des Amtsgerichtes und besonders die Funde
im Erdboden auf dem Wederberg bei Kablow.
Durch zahlreiche Ausgrabungsfunde von einem Semnonendorf bei Kablow
konnte festgestellt werden, dass diese Semnonen hier- vom 1. Jahrhundert
vor der Zeitrechnung bis zum 3. Jahrhundert nach der Zeitrechnung- gewohnt
haben. 25 Hausgrundrisse konnten freigelegt werden.
Viermal ist das Dorf abgebrannt und immer wieder auf dem Brennschutt
neu erstanden. Fachwissenschaftler des Märkischen Museums von Berlin
begannen nach Information durch den Ortslehrer Rieger in den 30er Jahren
des 20. Jahrhunderts mit den Ausgrabungsarbeiten am Wederberg bei Kablow.
Die Ergebnisse der Ausgrabungen ergaben viele interessante wissenschaftliche
Erkenntnisse vom Leben der Germanen in der damaligen Zeit in der näheren
Umgebung unseres heutigen Heimatortes Bestensee.
Die Semnonen verließen unsere Gegend in der Mitte des 3. Jahrhunderts
nach der Zeitrechnung in südwestlicher Richtung. Man glaubt, Reste
von ihnen in den Schwaben und Schweizern zu erkennen. Nach ihnen wohnte
der germanische Volksstamm der Burgunder für kurze Zeit im heutigen
Land Brandenburg. Im Zuge der Völkerwanderung (Beginn 375 Jahre
unserer Zeitrechnung) verließen die Burgunder unsere Heimatgebiete
und zogen in Richtung Westen bis zum Rhein. Durch die Sage vom "Nibelungenlied"
mit den Sagengestalten Siegfried, Gunther, Hagen, Brunhild und Kriemhild
ist dieses Germanenvolk bei vielen Menschen wohlbekannt und unvergeßlich.
Im 5. und 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung kamen slawische Volksstämme
wie Sorben. Lutizen, Obodriten u.a. in das ostdeutsche Gebiet bis zur
Elbe und Saale. Hier im heutigen Landkreis Dahme-Spreewald errichteten
die Sorben bzw. Wenden ihre Siedlungen. Die Slawenzeit begann im jetzigen
heimatlichen Kreisgebiet.
Einblicke in das Leben der Germanen vom 1. Jahrhundert vor der Zeitrechnung
bis zum 3. Jahrhundert unserer Zeitrechnung - durch die Freilegung des
Semnonendorfes auf dem Wederberg bei Kablow im heutigen Landkreis Dahme-Spreewald.
Die Ausgrabungsarbeiten ließen mehrere Hausgrundrisse
von vielfach eingetieften Grubenhäusern erkennen. Die Schrägdächer
erreichten an den Seiten den Erdboden. Jedes Haus hatte eine Grundrißgröße
von 3 mal 4 Meter. In einigen Grubenhäusern wurden Spinnwirtel
gefunden. Ein Zeugnis dafür, daß es in den Häusern Spinnstuben
gab. Abdrücke von Leinengewebe auf gefundenen Tonscherben sowie
auch eine Nähnadel mit einem zerbrochenem Öhr aus Bronze beweisen,
daß die Semnonen durch Spinn-, Web- und Näharbeiten ihre
Kleidungsstücke anfertigten. Über die Kleidung der Germanen
berichten die besonders in Norddeutschland vorgekommenen Funde von Moorleichen.
Die Gerbsäure der Moore hatten die Stoffe konserviert. Danach trugen
unsere germanischen Vorfahren einen Leinenwams mit kurzen Ärmeln,
der bis zu den Knien reichte. Darüber wurde ein gewebter Umhang
getragen, der auf der Schulter oder der Brust mit einer Fibel- eine
größere Form der heutigen Sicherheitsnadelzusammengehalten
wurde. Weitere Funde waren ein Rasiermesser mit gebogener Klinge und
Perlen, die wahrscheinlich von den Semnonenfrauen als Schmuck getragen
wurden.

Germanenhaus in Köris |
In einem Grubenhaus wurde eine Schmiede mit Schmelzofen
gefunden. In diesem Schmelzofen wurde der- in der Nähe der Wiesen
am Wederberg- vorkommende Raseneisenstein zu Eisen ausgeschmolzen. Der
runde Schmelzofen - mit einem Durchmesser von 1,20m - hatte 2 Gebläseröhren
und war aus Lehm und Feldsteinen hergestellt. Neben dem Schmelzofen
lagen die Scherben eines tönernen Schmelztiegels sowie eine Eisengußmasse,
die diesen Schmelztiegel gefüllt hatte. Im Schmelzofen fand man
nach Entfernung von einer Sandhäufung schichtweise in mehreren
Lagen Holzkohle und Raseneisenstein. Mittels eines Blasebalgs wurden
die glühenden Holzkohlelagen zwischen den Rasensteinlagen- auf
eine Hitze bis zu 1000° entfacht. Der Raseneisenstein schmolz, und
das flüssige Eisen floß in einen unter dem Ofen stehenden
Schmelztiegel, wie er in den Scherben neben dem Schmelzofen gefunden
wurde. An der Seite stand der Amboß. Zwar ist ein solcher selbst
nicht gefunden worden, - doch bezeugt sein Vorhandensein der in großer
Menge gefundene Hammerschlag an dieser Stelle. Mit viel Körperkraft
schmiedeten die Semnonen aus dem glühenden Eisen ihre Geräte
und Waffen. In späteren Jahrhunderten nach der Zeitrechnung entstanden
dann durch die Ausnutzung der Strömungskraft des Wassers in Bächen
bzw. kleinen Flüssen sogenannte Hammerwerke, in denen das Eisenschmieden
bedeutend verbessert wurde. An die frühere Raseneisensteingewinnung
und Verarbeitung in Hammerwerken im Land Brandenburg erinnern heute
noch Flurnamen, Flußnamen, Ortsnamen und Gebäudenamen- wie
zum Beispiel Försterei Hammer" in der näheren Umgebung
der Stadt Märkisch Buchholz. In einem anderen ausgegrabenen Haus
der Semnonensiedlung bei Kablow wurde ein Kalkofen freigelegt, in dem
Wiesenkalk - der auch in Wiesen der Umgebung des Wederberges vorkommt-
gebrannt wurde. Damit wurden die Wände der Häuser getüncht.
Im 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung entstand- wieder bewiesen durch
weitere Ausgrabungsfunde- nach einem großen Brand ein neues schönes
Semnonedorf mit größeren, höheren, freistehenden Hallenhäusern,-
die eine Grundrißgröße von 15 mal 5 Metern hatten.
Mit Lehm oder auch mit anderen Materialien, ausgefüllte, doppelte
Weidenflechtwerke bildeten die Hauswände zwischen starken Holzstammpfosten.-
die das Vorhallendach und das Hausdach aus Schilf oder Stroh trugen
und stützten. In den Brandschutt- Bodenschichten, des abgebrannten
Dorfes wurden viele Beweise für die Tätigkeit der Germanen
als Ackerbauern und Tierhalter entdeckt. So wurden gebrannte Körner
von den Nutzpflanzen Weizen, Roggen, Gerste, Hirse- und Leinsamen sowie
auch Tierknochen von den Haustieren Rind, Schwein, Schaf, Ziege und
Pferd gefunden.
Auch der Hund als treuer Wächter war wahrscheinlich vorhanden.
Wildknochen oder auch Fischgräten wurden wenig gefunden. Das wiederum
war der Beweis, daß unsere germanischen Vorfahren damals im jetzigen
Landkreis Dahme- Speewald durch Ackerbau und Viehzucht mehr Nahrung
bekamen als durch die Jagd oder durch den Fischfang.
Die Besiedlung unseres heutigen Landkreis Dahme-Spreewald vom Jahre
500 unserer Zeitrechnung an durch slawische Volksstämme
Nach der Abwanderung der Germanen aus dem östlichen
Deutschland während der Völkerwanderung kamen im 5. und 6.
Jahrhundert unserer Zeitrechnung slawische Volksstämme aus dem
Osten in das östliche Deutschland bis zur Elbe und bis zur Saale.
In unserem jetzigen Kreisgebiet siedelten Familien der slawischen Volksstämme
der Sorben bzw. Wenden.
Sie gründeten Wohnstätten und übernahmen vielfach verlassene
Wohnplätze der abgezogenen Germanen. Mit zurückgebliebenen
germanischen Semnonenfamilien lebte man friedlich zusammen. In unserem
heutigen Ortsteil Bestensee/Süd siedelten damals wendische Familien.
Am Ostufer des Klein Bestener Sees entstand so ein Dorf, das von den
Slawen "Bestewyn" bzw. "Bestwin" genannt wurde.
Der im 19. Jahrhundert lebende Heimatforscher Fidicin - einer der besten
Kenner der märkischen Geschichte- erforschte aus der slawischen
Sprache folgende Namensdeutungen : "Bestewyn" , "Bestwin"
, best Wyn", "bezowina" Zwischen Wasser oder
Seen gelegen" aber auch Ansiedlung am Holunderbusch".
Beide Deutungen sind realistisch. Der jetzige Ortsteil Bestensee/Süd
(Klein Besten) liegt am Klein Bestener See und im Ostuferbereich des
Sees gibt es heute noch Holunderbüsche.
Groß Besten wurde im 14. Jahrhundert zeitweise auch Melvendorf
genannt.
Durch Bodenfunde nachgewiesen ist besonders die Gegenwart von Slawen
in der damaligen Zeit in der Notteniederung. Hier fand man in der 2.
Hälfte des 19. Jahrhunderts bei Erdarbeiten zahlreiche Scherben
aus der wendischen Kulturzeit. Unversehrt wurde ein ganzes Tongefäß
mit Knopfdeckel, Knochen und Eisengerät aus der Slawenzeit ausgegraben,
das im Museum in Berlin aufbewahrt wird. Noch heute erhaltene wendische
Flurnamen auf Feldmarken und deren slawische Hufenverfassung beweisen
das Vorhandensein von noch weiteren wendischen bzw. sorbischen Siedlungen
in unserem heutigen Kreisgebiet.

Backofen der Germanen |
Die Slawen ernährten sich von Ackerbau, Viehzucht,
Jagd, und Fischfang. Auch Handwerk und Handel waren schon bedeutend
vorhanden. Durch Eheschließungen verschmolzen vielfach zurückgebliebene
Germanenfamilien mit den Slawen. Im 6. Und 7. Jahrhundert wurden diese
Vereinigungen von slawischen und germanischen / deutschen Familien noch
intensiver. Daß dies wirklich der Fall war, beweisen geschichtliche
Überlieferung, Sagen und manche Ausdrücke und Namen für
Gegenstände und Spiele, die die Wenden von den Germanen bzw. Deutschen
entlehnten. Drei Jahrhunderte lebten die Slawen mit den Germanen bzw.
Deutschen friedlich zusammen. Vom 9. bis zum 12. Jahrhundert kam es
dann durch die deutsche Ostexpansion zu kriegerischen Auseinandersetzungen.
Vom Leben der Slawen in vergangenen Jahrhunderten im Spreewaldgebiet
und in der weiteren südlichen Umgebung
Vielfach gründeten die Wenden bzw. Sorben am liebsten
ihre Wohnstätten an natürlichen Verkehrsstraßen - an
Flüssen. So wurden der Spreewald und die Uferregionen der Spree
vom 5. Jahrhundert unserer Zeitrechnung an slawische Siedlungsgebiete.
Auch unsere heutige Kreisstadt Lübben sowie auch Lübbenau
und noch andere Orte im Spreewaldgebiet müssen um diese Zeit entstanden
sein.
Auf einer von den Slawen abgeholzten Fläche am Spreeufer errichteten
sie ihre Blockhäuser und legten ihre Felder an, um Ackerbau und
Viehzucht zu betreiben. Sie gaben dem entstandenen Ort den Namen "Lubin"
- aus dem später Lübben entstanden ist.
"Lubin" - gedeutet in der slawischen Sprache - das Tiefe,
also in niedrigem Wiesengrund, am Flußlaufe entlang Erbaute".
In späteren Jahren war die Entwicklung des Ortes "Lubinnow"
- Neu Lübben - das heutige Lübbenau.
Zwischen Lübben und Lübbenau erstreckte sich der alte wendische
Opfer- und Begräbnisplatz, -der über 4 Hektare große
"Barzelin". Viele Urnen mit Leichenbrand waren hier unter-
und nebeneinander im Erdboden eingegraben.
Die slawische Sprache war neben der deutschen Sprache in vielen Jahrhunderten
bei den wendischen Familien bis in die jüngste Vergangenheit -
die tägliche Umgangssprache. Nach der Einführung des Christentums
wurden manchen Kirchen bis zum 19. Jahrhundert die Gottesdienste in
wendischer Sprache durchgeführt - wie zum Beispiel in Vetschau,
Cottbus, Burg u. a.
Slawische Sprache und Kultur sind heute noch bei den Sorben im Gebiet
um Bautzen vorherrschend. Im 9. und 10. Jahrhundert änderte sich
die Situation grundlegend durch den Beginn der Ostexpansion.
Westdeutsche Feudalheere vom deutschen Königs- bzw. Kaiserreich
zwischen Rhein und Elbe eroberten vom 9. bis zum 12. Jahrhundert das
Slawenland zwischen Elbe, Saale und Oder. Danach kamen deutsche Kolonisten
- Bauern, Kaufleute und Handwerker aus den Gebieten westlich der Elbe
in unseren heutigen Landkreis Dahme-Spreewald.
Die deutsche Ostexpansion und die Entstehung von deutschen Dörfern
und Städten in unserem heutigen Kreisgebiet
Durch die Ostexpansion im 10., 11. und 12. Jahrhundert
wurde unser Heimatgebiet von deutschen Feudalherren mit ihren Kriegen
erobert. Im 13. Jahrhundert kamen deutsche Siedler-Bauern, Handwerker
und Kaufleute aus den Gebieten westlich der Elbe in das eroberte Slawenland.
Es kam zur Gründung von deutschen Dörfern und Städten
- auch in unserem heutigen Landkreis Dahme Spreewald.

Dorfteich |
In den Jahren um 1280 entstand das Dorf Groß Besten
und aus der slawischen Siedlung Bestwin wurde Klein Besten. Es waren
in der Anlage sogenannte Runddörfer. In Klein Besten standen die
Bauernhäuser und die Stallungen um die Dorfaue herum - an der Westseite
bis an die Uferregion des Klein Bestener Sees hin erstreckend. In Groß
Besten waren Bauernhöfe um den Dorfteich und um die Kirche herum
entstanden. Der Dorfausgang im Westen befand sich rechts hinter der
Kastanie. Der Ein- bzw. Ausgang war im Osten ungefähr 80 Meter
vom Dorfteich entfernt. Die Kirche in Bestensee ist das älteste
noch bestehende Bauwerk im Ort. Die Bauvollendung war 1375. Die Wetterfahne
auf dem Kirchendach zeigt das Vollendungsjahr an.
Grundmauern und Seitenwände sind aus Findlingen im romanischen
Baustil erbaut. Dicke Mauern und damalige kleine Fenster beweisen, dass
das Gebäude im 14. Jahrhundert als Wehrkirche erbaut wurde. Das
heißt, nicht nur für den Gottesdienst gedacht, sondern auch
als Schutzbauwerk gegen feindliche Angriffe vorgesehen.

Kirche Groß Besten, ca. 1920 |
In späterer Zeit fand eine Vergrößerung
der Kirche durch einen Anbau mit Holzturm statt.
Noch heute erinnern deutsche Ortsnamen mit der Endung "ow"
an slawische Siedlungen vor der Ostexpansion in unserem Heimatgebiet
- wie zum Beispiel die Orte Gussow, Bindow, Tornow, Teltow, Storkow,
Beeskow u. a.
Heute leben Reste des slawischen Volksstammes der Sorben südlich
des Spreewaldes im Gebiet um Bautzen. Mit den noch vorhandenen slawischen
Bevölkerungsgruppen in unserer näheren Umgebung lebte man
friedlich zusammen. Durch Eheschließungen vermischten sich vielfach
deutsche und slawische Bevölkerungsteile. So geschah es auch in
Bestwin ( Klein Besten).
Entstehungsbeginn des Schenkenländchens bis zur Entwicklung
im 15. Jahrhundert
Einige Orte des Schenkenländchens im 14. und 15.
Jahrhundert waren u. a. die Dörfer Halbe, Groß und Klein
Köris, Egsdorf, Schwerin, Klein- und Groß Besten, Löpten,
Tornow, Pätz, Wendisch Wusterhausen, Deutsch Wusterhausen, Hoher
Lehmen, Senzig, Zeesen, Neue Mühle, Gräbendorf, Gussow, Zernsdorf
und die Städte Teupitz und Buchholz. Die Stadt Mittenwalde gehörte
nicht dazu.
Feudalherrensitze waren in Schenkendorf, Teupitz, Buchholz und zeitweilig
auch auf dem Rittersitz in Wendisch Wusterhausen. Der ehemalige slawische
Adelssitz Burg und Stadt Tupcz (Teupitz) wurde von deutschen Feudalherren
als Lehen vom Brandenburgischen Markgrafen übernommen. Aus den
Markgrafen wurden dann im 15. Jahrhundert Kurfürsten und schließlich
ab 1701 Könige von Brandenburg/Preußen.
1375 wurden zum erstenmal die bestehenden Orte in unserem heutigen Kreisgebiet
urkundlich im damaligen sogenannten Landbuch des deutschen Kaiseres
Karl IV erwähnt. Die Aufzeichnungen in diesem Landbuch geben auch
Auskunft über die Feudalabhängigkeit unserer Vorfahren. Die
Abgaben (Zins) und die Fronarbeit für die in unserem Heimatgebiet
herrschenden Feudalherren sowie auch die Abgaben an die Landesfürsten
waren im 13. und 14. Jahrhundert noch in Maßen und erträglich.
Das änderte sich im 15. und 16. Jahrhundert beträchtlich.
Einige damalige Feudalgewalten in unserem heutigen Landkreis
Dahme Spreewald seien hiermit genannt. Um 1280 war der Herr in Schenkendorf
Otto Schenk und um 1295 übten die Herren von Plotzig von der Burg
und Stetlein Tupcz" (Teupitz) ihre Macht aus. Im Jahre 1328
wurden die Edlen Schenken von Landsberg und Syda von einem Markgrafen
mit dem Schloß und der Stadt Teupitz und 16 Umgebungsortschaften
(Schenkenländchen) belehnt. Im gesamten 14. Jahrhundert herrschten
die Schenken von Tups (Teupitz) sowie der Adlige Curd von Slyven von
der Burg Wendisch Wusterhausen im Schenkenländchen. Curd von Slyven
besaß außerdem einen Hof in Groß Besten. Im Jahre
1375 besaß Sigfried von Slyven einen Hof mit 6 Freihufen (damaliges
Flur- und Feldmaß) in Groß Besten - aus dem sich später
ein Rittergut am Nordufer des Klein Bestener Sees bildete, das aber
schon vor 1584 wüst" gewesen sein muss - da es eine
Nachweisung aus diesem Jahr nicht mehr gibt. An dieser Stelle befindet
sich heute der Wohnsitz der Familie Schulze. Seit dem 14. Jahrhundert
war Klein Besten eingepfarrt in Groß Besten.

Klein Bestener See |
Seit 1417 bildeten Orte unseres jetzigen Kreisgebietes
mit der Stadt Teupitz den Feudalabhängigkeitsbereich des Adligen
Albrecht Schenk von Landsberg auf Schloß "Tuptz". Im
Jahre 1442 erhielt Heinrich Schenk von Landsberg - wiederum als Lehen
die Herrschaft Tuptz" im Schenkenländchen - diesmal
vom Kurfürsten von Brandenburg Friedrich II.
Am Ende des 15. Jahrhunderts waren die Schenken von Landsberg zu Teupitz
die Herren des Schenkenländchen mit ungefähr 30 Ortschaften
unseres heutigen Kreisgebietes. Zentrale Aufenthaltsorte der Feudalherren
waren also hauptsächlich in Teupitz aber auch zeitweise in Schenkendorf,
in dem Städtchen Wendisch Buchholz und in Wendisch Wusterhausen.
Der Ort Wendisch Wusterhausen mit der Slawenburg hieß in der slawischen
Sprache "wustrow". Übersetzt in die deutsche Sprache
Umflossener Ort". Die Slawenburgen am Teupitzer See und in
der Notte-Niederung wurden von den Deutschen vielfach umgebaut und verändert.
Sie dienten den sehr oft wechselnden, das Schenkenländchen beherrschenden
Adelsfamilien in einigen Jahrhunderten des Mittelalters stets als Feudalherrensitze.
Feudalherren, Bürger und Bauern im 14.,15. und 16. Jahrhundert
und die Reformation in unserm Heimatgebiet
Um 1377 hatte der Feudalherr Hanko von Mittenwalde zeitweilig
die Herrschaftsrechte in der Burg und Siedlung Wendisch Wusterhausen
und in einigen umliegenden Dörfern.
Der Ort Mittenwalde am Notte-Gewässer - im 13. Jahrhundert als
Siedlung von eingewanderten deutschen Kolonisten aus dem Gebiet westlich
der Elbe gegründet - hatte im Jahr 1249 das Stadtrecht vom Markgrafen
des Brandenburgischen Landes bekommen und gehörte nicht zum Herrschaftsbereich
der Feudalfamilien des Schenkenländchens.
Die dort in der Notte-Niederung schon ansässigen Slawenfamilien
fügten sich friedlich in die deutsche Ortsgemeinschaft mit ein.
Die Bürger dieser sich frühzeitig entwickelnden Stadt hatten
als Schutz gegen feindliche Angriffe ihren Wohnort mit dem Bau einer
Stadtmauer abgesichert.
Ein Stadttor mit Pechnase, ein Pulverturm, Reste der Stadtmauer sowie
einige Fachwerkbauten der damaligen Stadtbevölkerung, der sogenannten
Ackerbürger, sind heute noch erkennbar. Die Stadt wurde im Mittelalter
beherrscht von den Ratsherren aus der reichen Oberschicht des Ortes.
Patrizier der Stadt, reiche Kaufleute, Zunfthandwerksmeister, Werkstättenbesitzer,
in der Stadt ansässige Adlige sowie Geistliche leiteten und regierten
als Ratsherren vom Mittenwalder Rathaus aus die Stadt.
Um 1427 waren die Feudalherren Jürgen und Konrad von Schlieben
die Herren in Wendisch
Wusterhausen. Ab 1475 waren die Besitzer der Herrschaft Wendisch Wusterhausen
sowie auch aller anderen Orte im Schenkenländchen die adligen Familien
der Schenken von Landsberg mit dem Hauptherrensitz in der Burg im Städtchen
Teupitz. Noch heute erinnert in Teupitz die Gastwirtschaft Schenk
von Landsberg" an die große Machtausdehnung dieses märkischen
Adelsgeschlechtes.
Ab 1500 verschwanden die letzten Bauernrechte und es fand eine allmähliche
Erhöhung der Abgaben und Fronarbiet der damaligen feudalabhängigen
Bauern unserer heutigen Heimatorte statt. Die bislang erträglichen
Herrschaftsansprüche durch die Schenken von Landsberg sowie auch
durch die Landesfürsten wurden bedeutend verschärft.
Die bisher zu leistende geringe Landsteuer - die Bede - wurde in höheren
Zins umgewandelt. Der fast abgabenfreie Erblehnschulzenhof in Groß
Besten - das ehemalige Rittergut der Adligen Curd von Slyven und Sigfrid
von Slyven an der Norduferseite des Klein Bestener Sees - wurde jetzt
völlig den Schenken untergeordnet. Wiesengelände-Teile im
Sutschke-Tal - die sogenannte Allmende - konnten noch von den Bestener
Bauern genutzt werden.
Die Nutzung der größeren Seen - wie die Pätzer Gewässer
u. a. - wurden jetzt immer mehr von der Herrschaft der Schenken beansprucht.
Von den Ereignissen des deutschen Bauernkrieges 1524/25 blieb jedoch
unser Heimatgebiet unberührt. Unwillensäußerungen von
damaligen feudalabhängigen Bauern in unserem heutigen Landkreis
Dahme-Spreewald - gegenüber ihren adligen Herren waren hin und
wieder vorhanden, doch wesentliche Unruhen oder Auflehnungsmaßnahmen
der Bevölkerung gegen die Erhöhung der Feudallasten sowie
kirchliche Auseinandersetzungen in der Reformationszeit sind nicht bekannt.
Im Jahr 1517 erfolgte der Thesenanschlag Luthers an der Schloßkirche
in Wittenberg. Martin Luther kritisierte damit die Mißstände
der katholischen Papstkirche. In den darauf folgenden Jahren entstand
neben der katholischen Papstkirche in Deutschland die neue reformierte,
evangelische protestantische Lutherkirche in einigen Landesfürstentümern.
So wurde vom Markgrafen und späteren Kurfürsten von Brandenburg/Preußen
die neue reformierte Kirche in unserem heutigen Heimatgebiet als erstrangig
und verbindlich für die Bevölkerung eingeführt.
Nach der Reformationszeit gab es zwischen den evangelischen
Kirchen von Groß Besten und Schenkendorf im Jahre 1543 einen Streit
um die Führungs- und Weisungsstellung. Der Streit konnte schließlich
beendet werden mit der Entscheidung, dass in Zukunft die Schenkendorfer
Kirche als Mutterkirche" und die Groß Bestener Kirche
als Tochterkirche" eingeordnet wurden.
Der 30jährige Krieg und die Nachkriegszeit im jetzigen
Landkreis Dahme - Spreewald
Im 30jährigen Krieg von 1618 bis 1648 litten die
Vorfahren in unserem Kreisgebiet sehr unter den Kriegsereignissen. Kaiserliche
deutsche Landsknechteinheiten, schwedische Truppen zogen plündernd
und mordend durch die Ortschaften unserer näheren Umgebung.
Im Jahre 1637 überfielen schwedische Söldner die Stadt Mittenwalde.
Der damalige Geistliche der St. Moritzkirche, der Probst Gallus, bat
für die Mittenwalder Bürger um Gnade. Er wurde deshalb von
den Schweden vor der Kirche erschossen.
Die schwedischen Reiter plünderten, mordeten und brandschatzten
in Mittenwalde. Nach dem Abzug der Schweden brachen in der Stadt Pest
und Pocken aus. Viele Menschen starben. In der Hospital - Kapelle St.
Georg - nördlich hinter dem heute noch erhaltenen sogenannten
Berliner Stadttor " wurden während und nach der Pestepedemie
die Pestleichen aufgestapelt. Erst nach dem Krieg fand dann die Erdbestattung
der sterblichen Überreste der Seuchenopfer statt.
Kaiserliche Landsknechtstruppen raubten in Groß- und Klein Besten,
sowie auch in noch weiteren Orten unseres heutigen Kreisgebietes. Häuser
wurden abgebrannt - Vieh und Menschen getötet. Die Felder wurden
verwüstet und dadurch waren die Ernten vernichtet. Der Hungertod,
die Seuchen Pest und Pocken reduzierten die Bevölkerung erheblich,
so daß am Ende des Krieges in vielen damaligen Ortschaften unseres
heutigen Landkreises Dahme-Spreewald nur noch die Hälfte oder ein
Viertel der Einwohner bzw. der rentablen Bauernwirtschaften im Vergleich
zum Vorkriegsstand vorhanden waren. Im Kriegsjahr 1624 lebten in Groß
Besten 13 Bauern, 1 Hirte und 1 Schmied.
Der Krieg wurde schließlich im Jahre 1648 durch den Westfälischen
Frieden zu Osnabrück und Münster beendet. Nach dem Krieg im
Jahre 1652 wohnten in Groß Besten nur noch 8 Hüfner und 2
Kossäten. Hüfner und Kossäten waren verarmte, abhängige
und landarme Bevölkerungsteile.
In Klein Besten war es ähnlich. Erst allmählich nach dem Kriegsende
normalisierte sich das Leben in Groß- und Klein Besten - sowie
auch in den anderen Ortschaften der Umgebung. Die Bevölkerungszahlen
und die Anzahl der Bauernwirtschaften stiegen langsam an. Das inzwischen
wieder in Wirtschaft genommene ehemalige Rittergut der Adligen Curd
und Sigfrid von Slyven in Groß Besten besaß kurze Zeit der
Theologe Müller, der es von den inzwischen verschuldeten Schenken
von Landsberg erworben hatte.
Landadlige und ihre Untertanen im 17. Jahrhundert in unserem heutigen
Landkreis Dahme-Spreewald
Nach dem 30jährigen Krieg, das Kriegsende war im
Jahre 1648, wechselten die Besitzer von Wusterhausen und auch von anderen
Ortschaften im heutigen Kreisgebiet sehr oft. Adelsfamilien von Jena,
von Dankelmann, von Löben, von Puttlitz und andere kauften oder
pachteten Orte im Schenkenländchen.
Im Jahre 1683 erwarb der Kurprinz Friedrich, der spätere Kurfürst
Friedrich III das Amt Wusterhausen, das somit landesfürstlicher
Besitz wurde. Bei den Friedensverhandlungen in Osnabrück und Münster,
welche von 1645 bis 1648 stattfanden, hatte der Kurfürst vom Kurfürstentum
Brandenburg/Preußen den Adligen Johann Friedrich Freiherr von
Löben für gute Verhandlungsführung zu Gunsten des Kurfürstentums
mit einem reichhaltigen Geldgeschenk belohnt.
Für 18.000,- Reichstaler erwarb dieser Freiherr im Jahre 1657 Schenkendorf
und die Besitz- und Herrschaftsrechte einiger Orte in der Umgebung.
So gelangten auch Groß- und Klein Besten, Krummensee, Körbiskrug
in den Herrschaftsbereich der adligen Familie von Löben. Diese
Ortschaften hatte der Freiherr von dem Theologen "Licensiaten"
Friedrich Müller erworben. 1680 kaufte Adolf Maximilian Freiherr
von Löben den Ort Pätz.
Die Schenkendorfer Herrschaft erhöhte in ihrem Herrschaftsbereich
bedeutend die Abgaben und Fronarbeiten für die Bevölkerung.
In der Schenkendorfer Kirche waren noch bis zum 20. Jahrhundert die
Särge mit den sterblichen Überresten von Familienmitgliedern
der Adligen von Löben und mit der Leiche einer Freifrau sowie auch
20 Kindersärge in der Totengruft unter dem Kirchenanbau vorhanden.
Ein unterirdischer Gang verband in den vergangenen Jahrhunderten die
Totengruft mit dem Schloß auf dem Rittergutsgelände.

von Löben-Gruft in der
Schenkendorfer Kirche |
Persönliche Anmerkung des Verfassers:
"Im Jahre 1953 zeigte mir der damals noch lebende Schenkendorfer
Kantor und ehemalige Lehrer Haupt die Totengruft der Adelsfamilie von
Löben. Etliche Kindersärge, zwei große Holzsärge
sowie ein Kupfer- und ein Zinksarg waren dort zu sehen. Der Kantor Haupt
öffnete einen Sarg. Die darin liegende mumifizierte Leiche der
Ehefrau des Curt Hildebrands Freiherr von Löben war noch ziemlich
gut erhalten und erkennbar. Sie lag in dem Sarg mit ihrem 21. Kind im
Arm.
In den zum Teil sehr lädierten kleinen hölzernen Kindersärgen
waren nur noch Knochenüberreste der Kinderleichen zu erkennen.
Nach mündlichen Angaben des Kantors Haupt sowie nach schriftlichen
Eintragungen und Vermerken in der Schenkendorfer Chronik und in dem
alten Schenkendorfer Kirchenbuch ergibt sich folgende bemerkenswerte
Geschichte: "Alle Kinder, die die Freifrau von Löben zur Welt
brachte, hatten stets nur eine kurze Lebensdauer. Die längste Lebensdauer
eines Kindes waren 3 Jahre. Bei der Geburt des 21. Kindes soll der Freiherr
geäußert haben: Bleibt dieses Kind am Leben und entwickelt
sich gut so daß ich einen gesunden und kräftigen Nachfolger
habe, verspreche ich hiermit meinen hörigen Untertanen in Schenkendorf
Abgabenfreiheit!" Die eventuelle Einhaltung dieses Versprechens
muß stark angezweifelt werden. Die Freude der feudalabhängigen
Bauern und Bürger über diesen Ausspruch war nur kurz, denn
auch dieses Kind starb unmittelbar nach der Geburt. Während der
Geburt des 21. Kindes starb mit dem Kind auch die Freifrau.
Windmühlen, Mühlenbesitzer und Erddeponierungen vom 17.
bis 19. Jahrhundert im jetzigen Landkreis Dahme-Spreewald
Die seit dem 14. Jahrhundert auf dem Mühlenberg
nordwestlich von Groß Besten bestehende "Rudolfsmühle"
war eine Bockwindmühle. Sie bekam nun in der 2. Hälfte des
17. Jahrhunderts wieder genügend Korn von den Bauern der umliegenden
Orte, so daß die Mehlversorgung unserer Vorfahren allmählich
reichhaltiger wurde. Die Mühlenbesitzer vergruben oftmals ihre
Mahlgeld-Einnahmen auf ihrem privaten Mühlengrundstück in
Groß Besten. Auch die Bauern wandten diese Deponierungsmethode
von Hartgeld oder auch wertvollen Sachdingen im Erdboden an. Natürlich
bedeutend seltener, da die Bauern bei uns auf dem kargen, märkischen
Sandboden oftmals nur sehr mäßige und geringe Ernteerträge
hatten. Durch Abgaben an die Feudalgewalten, Steuern an die Landesregierung
wurden sie kaum wohlhabend" und konnten somit nur selten
Schätze" vergraben.
Diese Erddeponierungen, besonders im 15., 16., 17., 18. und noch
im 19. Jahrhundert wurden deshalb getätigt, weil es ja in diesen
Jahrhunderten noch keine oder nur wenige Banken oder Sparkassen im Lande
gab. Viele Sagen von vergrabenen Schätzen" entstanden
im Volksmund auf Grund dessen. So ist bis heute noch in Bestensee die
Sage von einem vergrabenen Schatz" aus der Franzosenzeit
bei älteren Bestenseer Bürgern bekannt. Von 1806 bis 1813
hatten die napoleonischen Truppen das Königreich Preußen
besetzt. Auf dem ehemaligen Mühlengrundstück - neben der alten
Roten Schule" und der jetzigen Arztpraxis in Bestensee -
sollte so ein Schatz" vergraben sein. Trotz Nachforschungen
ist dieser Schatz bis zum heutigen Tag nicht gefunden worden.
Diese Schatzsage" gibt es auch von anderen Ortschaften in
unserem Kreisgebiet. Einige Mühlenbesitzer der Rudolfsmühle,
die auch als Lehrmühle" in vergangenen Jahrhunderten
für andere Mühlen im Kreisgebiet fungierte, sollen hiermit
nun auch genannt und aufgezeichnet werden:

Ziehme-Mühle auf dem
Mühlenberg, ca. 1900 |
Von 1570 bis 1610: Jakob Lehmann,
von 1669 bis 1685: Christoph Kuhl,
von 1752 bis 1757: Martin Gericke,
von 1820 bis 1844: Gottlob Schuster und
von 1873 bis 1902: Ernst Theodor Müncheberg/Ziehme.
Müncheberg verkaufte die Groß Bestener Rudolfsmühle
auf Abriß. Damit endete die Mahltätigkeit auf dem Mühlenberg.
Das Mühlengrundstück neben der ehemaligen Roten Schule"
und heutigen Arztpraxis verkaufte er an Frau Bäckermeister Johanna
Emilie Krawczak.
6 weitere besonders produktionskräftige Mühlen im Heimatkreisgebiet
waren in der damaligen Zeit - vor 1900 - folgende Mühlen:
Die Thieke Windmühle in Ragow,die Püttchenmühle in Mittenwalde,
Krügers Windbock in Schöneiche, Fricks Windmühle in Gräbendorf
und Borstels Windmühle in Brusendorf.
Der Besitz- und Machtwechsel im Schenkenländchen im 18. Jahrhundert
Erwerbung von Groß- und Klein Besten durch den preußischenKönig
Im Jahre 1701 entstand aus dem Kurfürstentum das
Königreich Brandenburg/Preußen. Damit wurde das kurfürstliche
Wusterhausen des Königs Wusterhausen durch den Preußenkönig
Friedrich I.
Der König Friedrich Wilhelm I - der sogenannte Soldatenkönig"
- ließ 1717 den alten Herrensitz umbauen zum preußischen
Jagdschloß, so wie es jetzt noch in der Anlage - Turmkonstruktion,
Dachform und Wände - zu erkennen ist. Auch die schon im Jahre 1703
im Hofbereich entstandenen Kavaliershäuser und Nebengebäude
mit der Stätte des Tabakskollegiums haben sich in ihrer Anlage
und Form bis heute erhalten und kaum verändert. Das "Tabakshäuschen"
im Schloßpark existiert jetzt nicht mehr.

Schloss in Königs Wusterhausen |
Der damalige königliche Park, der sich bis zum Notte-Kanal
hinzieht, erfuhr im Laufe der Zeit starke Veränderungen. Einige
dort noch vorhandene dicke Laubbäume mögen jedoch schon damals
- zur Zeit des Soldatenkönigs - als junge Bäume gestanden
haben.
Ab 1717 hieß Wusterhausen: Königs Wusterhausen. Der königliche
Herrschaftsbereich erstreckte sich nun noch auf andere Orte und Gebiete
im Schenkenländchen. Im Jahre 1717 erwarb der Preußenkönig
die Eigentumsrechte von der Stadt Teupitz.
Am 11.2.1717 kaufte der König zur Abrundung seiner Wusterhausener
Besitzungen von Curt Hildebrand Freiherr von Löben die Herrschaft
Schenkendorf mit den dazugehörigen Dörfern Groß- und
Klein Besten, Krummensee, Pätz und Körbiskrug für 56.000
Taler. Im Jahre 1718 hatte Friedrich Wilhelm I die Besitzrechte vom
Städtchen Buchholz und die Nutzungsrechte der Pätzer Seen
und anderer größerer Seen im heutigen Kreisgebiet erworben.
Alle anderen Orte und Teile des Schenkenländchens die noch die
Schenken von Landsberg besaßen, wurden nun ebenfalls durch Kauf
königliches Eigentum.
Der Kaufpreis, den der König für die letzten Besitzungen der
Schenken im Schenkenländchen an Ludwig Alexander Schenk von Landsberg
zahlte, betrug 54.000 Taler. Damit hörte das Schenkenländchen
als kompaktes Gebilde auf zu existieren. 1720 starb das märkische
Adelsgeschlecht der Schenken von Landsberg aus.
Preußische Hofjagden in vergangenen Jahrhunderten in der Umgebung
von Groß- und Klein Besten
Im Jahre 1715 erwarb der Preußenkönig die letzten
Jagdrechte der Herrschaft Schenkendorf von Curt Hildebrand Freiherr
von Löben. Es waren die sogenannten Niederjagd-Rechte".
Die Hohe Jagd" - die Jagd auf Hirsche, Rehe und Wildschweine
- in der Umgebung der Dörfer der Schenkendorfer Herrschaft - hatte
Johann Friedrich Freiherr von Uben schon im Jahre 1663 an den Großen
Kurfürsten von Brandenburg/Preußen abgetreten.

Jagdszene |
Von Königs Wusterhausen aus wurden nun während
der Regierungszeit des Soldatenkönigs von 1713 bis 1740 von ihm
und seiner Hof- und Jagdgesellschaft viele Dubrow-Jagden durchgeführt.
Bauern aus Groß- und Klein Besten, Pätz, Gräbendorf
u.a. fungierten als Treiber. Die erlegten Tiere - vor allem Wildschweine
- mußten dann von den Bauern unserer Dörfer nach den Jagden
mit bäuerlichen Fuhrwerken vom Dubrow-Jagdgebiet zum Königs
Wusterhausener Jagdschloß gebracht werden. So manches Stück
Wild landete dabei auch in den Haushalten unserer feudalabhängigen
Vorfahren. Doch es kam stets mehr als genug in Königs Wusterhausen
an. Im Schloßpark fanden dann sehr oft königliche Spießbratenfeste"
statt. Im Tabakskollegium saßen nach den Dubrow-Jagden der Monarch,
seine Offiziere, Jägermeister und adligen Gäste in so mancher
Nacht beim Alkohol- und Tabakgenuß.
Die nachfolgenden Preußenkönige vernachlässigten die
Jagdschloßbesuche und die Dubrow-Jagd. Sie lebten vorwiegend in
den Schlössern ihrer Residenzstädte Potsdam und Berlin. Erst
ab 1863 begannen unter dem Preußenkönig Wilhelm I wieder
Hofjagden im Dubrowgebiet. Nachdem 1871 aus dem deutschen Kleinstaatengebilde
ein geeintes deutsches Kaiserreich entstanden war, hatte der letzte
deutsche Monarch - Kaiser Wilhelm II - bis zum Beginn des 1. Weltkrieges
im Jahre 1914 oftmals das Jagdschloß Königs Wusterhausen
besucht. In jenen Jahren fanden viele kaiserliche Hofjagden in der Dubrow
statt.
Vom entbehrungsreichen Leben unserer Vorfahren im Heimatgebiet
Im 17. und 18. Jahrhundert erfolgten erschwerte Belastungen
im Leben der feudalabhängigen Bevölkerung. Es kam zu weiteren
Erhöhungen der Abgaben und der Fronarbeit durch die Landadligen.
Die Bauern von Groß- und Klein Besten, Krummensee, Schenkendorf
und Pätz wurden verpflichtet -wöchentlich 3 Tage und während
der Ernte täglich - Spanndienste für die Gutsherrschaft zu
leisten.
Es mußte nun sogar Mahlgeld von der Mühle der Bestener Bauern
auf dem Mühlenberg nordwestlich des Dorfes Groß Besten -
an die Schenkendorfer Herrschaft gezahlt werden. Die Geldgier der Landadligen
war bedingt durch ihre absolutistischen Herrschafts- und Lebensformen.
Jeder Adlige wollte in der Pracht- und Prunkentfaltung nicht hinter
seinem absoluten Landherrn - dem Kurfürsten bzw. dann dem König
von Brandenburg/Preußen zurückstehen. Dieses Bauernlegen"
bzw. die 2. Leibeigenschaft in Ostelbien - hatte ebenfalls damals in
unserem heutigen Kreisgebiet gravierende Auswirkungen. Einige Bauern
verschuldeten und verarmten völlig. Sie verloren ihren Landbesitz
und existierten dann als Häusler, Büdner, Kossäten sowie
auch als Gutsarbeiter und Tagelöhner auf den Gütern Schenkendorf,
Marienhof auf dem Marienhofer Berg bei Groß Besten, Körbiskrug,
Gräbendorf u.a.

Zugbrücke in Prieros |
Die preußische Regierung in Potsdam und Berlin verlangte
nun noch -zusätzlich zu den königlichen Steuern - von der
Bevölkerung Inlandzölle an Straßen und Flußübergängen.
Regierungszollbeamte forderten im 18. und 19. Jahrhundert und sogar
noch im 20. Jahrhundert an der Prieroser Dahmebrücke - die damals
eine Zugbrücke war - von unseren Vorfahren, die die Brücke
benutzen wollten, einen festgesetzten Brückenzoll. Dieses Brückengeld
wurde unserer Bevölkerung bis zum Ende des deutschen Kaiserreiches
im Jahre 1918 abverlangt. Eine alte Holztafel mit aufgezeichneten
Brückenzollabgaben aus der Zeit des deutschen Kaiserreiches befindet
sich heute im Heimathaus in Prieros.
Unwetter und folgenschwere Naturereignisse bei unseren Vorfahren
im 17. und 18. Jahrhundert
Hungersnöte brachen bei der damaligen Bevölkerung
unserer Heimatorte aus, wenn zu den Abgaben und Dienstleistungen Unwetter
oder besondere Naturereignisse ihre Ernteerträge schmälerten.
Einige heimatgeschichtliche Beispiele sollen nun hiermit auch aufgezeichnet
werden.
Im Jahre 1684 regnete es monatelang nicht. Infolge der Dürre war
eine Mißernte. Die Bauern von Groß- und Klein Besten sowie
auch von den Nachbarorten hatten kaum Ernteerträge und es entstand
eine Hungersnot.
Am 17. August 1693 wurde die Umgebung Mittenwaldes von einem folgenschweren
Unwetter heimgesucht. Ein gewaltiger Sturm mit Hagelschlag - die Hagelstücke,
durchweg so groß wie Taubeneier bzw. wie Hühnereier- deckten
Häuser und Scheunen ab. Alles Laub und Obst wurde von den Bäumen
abgeschlagen - viele Bäume entwurzelt und zerbrochen. Vögel,
Gänse und Enten wurden erschlagen -sowie waren Kähne und etliche
Fische von einigen Seen in unserer näheren Umgebung 20 bis 30 Meter
auf den Uferbereich geworfen worden. Die Windmühlen auf den Hügeln
waren ganz niedergerissen - die Felder zum Teil verwüstet und die
Ernten fast vernichtet.
Von 1701 bis 1744 mußten unsere Vorfahren durch Sperlingsplagen
erheblichen Schaden und Ärger erdulden.
Am 26. Mai 1705 waren ein starker Schneefall und eine Winterkälte
in Groß und Klein Besten und in der Umgebung. Die Schneemassen
bedeckten die Getreidefelder der Groß Bestener Bauern - besonders
am Südhang des Mühlenberges. Einige Bauern zogen mit langen
Seilen den Schnee von den Getreidehalmen und Ähren. Diese Bauern
hatten im Juli und August keine Ernte, denn die Ähren waren taub
- d.h. es fehlten die Körner. Andere Bauern, die den Schnee nicht
entfernten, wurden mit einer guten Getreideernte belohnt.
Viel Schaden bekamen die Einwohner von Groß- und Klein Besten
und auch von anderen Ortschaften in der Umgebung in den Jahren von 1730
bis 1755 durch eine immer wieder auftretende Heuschreckenplage.
1739/40 erlebten unsere Vorfahren einen Rekordwinter. Flache Seen, wie
der Klein Bestener See und der Todnitzsee waren fast bis zum Grund gefroren.
Von 1750 bis 1798 erlitten die Bauern große Tierverluste durch
konstante Tierseuchen.
Die Landadligen aber auch die preußischen Könige halfen nach
derartigen Naturereignissen ihren Untertanen die Not der Zeit leichter
zu tragen. So gaben die Freiherren von Löben oftmals den geschädigten
und fast ruinierten Bauern in ihrem Herrschaftsbereich aus den Vorratskellern
des Schenkendorfer Gutshofes Brot und Saatkorn und stellten Zugvieh
und Ackergeräte zur Verfügung. Die gutsherrlichen Dienste
und Abgaben sowie auch die königlichen Steuern wurden nach den
Naturkatastrophen zeitweise so lange verringert, bis sich die Notsituation
wieder in ein einigermaßen normales Leben umgewandelt hatte und
somit die Bevölkerung wieder in der Lage war - an die Krone, an
den Adel und an die Gutsherren - voll ihre Dienst- und Abgabepflicht
zu erfüllen.
Ereignisse des 7-jährigen Krieges bei unseren Vorfahren in
Groß Besten, Klein Besten und in den Umgebungsortschaften
Von 1756 bis 1763 führte der Preußenkönig
Friedrich der Große Krieg gegen die Länder Österreich,
Rußland, Frankreich und Sachsen. Das Kriegsgeschehen hatte Auswirkungen
im Leben der Menschen in den Dörfern Groß- und Klein Besten
und auch in anderen Orten der näheren Umgebung.
Durch das bereits vom König Friedrich Wilhelm I im Jahre 1733 erlassene
Kantonreglement wurde das preußische Heer von einer Söldnertruppe
zu einem Landesheer, das nun zum größten Teil aus preußischen
Untertanen bestand. Bauernsöhne, Knechte und Handwerksgesellen
im Alter von 14 bis 40 Jahren waren auf Musterlisten erfaßt und
konnten zu jeder Zeit zur militärischen Ausbildung und zum Kriegsdienst
im preußischen Heer eingezogen werden.
Die Erstellung des Offizierskorps erfolgte aus dem grundbesitzenden
Adel. Aus den Dörfern Groß- und Klein Besten mußten
hauptsächlich bäuerliche Kantonisten - besonders vor dem Kriegsbeginn
- in der preußischen Armee als Soldaten dienen. Einige von ihnen
wurden bei den Kriegskampfhandlungen getötet bzw. verwundet.
Im Oktober 1757 kamen österreichisch/ungarische Husaren
in das Dahme-Spreewaldgebiet und quartierten sich in den Ortschaften
ein. Die Bevölkerung von Groß- und Klein Besten und auch
von den benachbarten Orten hatten für die Verpflegung der Husaren
und ihrer Pferde zu sorgen. Außerdem mußten noch sogenannte
"Beköstigungsgelder" an die Eindringlinge gezahlt werden.
Auch im September 1758 waren österreichische Truppen in den Umgebungsorten
von Mittenwalde. Die Grundstückszäune der Dorfbewohner wurden
verfeuert und die Früchte der Gärten von den Österreichern
geraubt.
Nach der von Preußen verlorenen Schlacht bei Kunersdorf im Odergebiet
drangen russische Truppeneinheiten in die Mark Brandenburg ein.

Kastanie auf der Dorfaue, ca. 1919 |
Am 1. Oktober 1760 kam ein größeres Kommando
eines russischen Armeekorps - das bei Storkow lag - nach Groß
Besten und besetzte auch alle Ortschaften in der Umgebung. Die Eroberer
machten unter der Kastanie an der Dorfaue Halt und requirierten von
den Dorfbewohnern Fleisch, Brot, Erbsen, Linsen, Hafer, Stroh, Heu,
Bier und Branntwein zur Verpflegung des russischen Heeres. Die von Kosaken
eskortierten schwer beladenen Beutewagen wurden unmittelbar vor dem
Marienhofer Berg - Beginn des Sutschketals in nördlicher Richtung
- von preußischen Husaren überfallen. Die russische Bedeckungsmannschaft
floh und sämtliche Pferdefuhrwerke mit Bespannung und allem Beutegut
fielen in preußische Hände und konnten danach ihren Eigentümern
zurückgegeben werden.
Doch im Laufe des Oktober 1760 kam es zu weiteren Ortsbesetzungen und
Requirierungsmaßnahmen durch österreichische und russische
Truppen. Kleinere Gruppen von Kosaken überfielen bis zum 14. Oktober
1760 zeitweise Groß Besten, Klein Besten sowie auch andere Dörfer
in der näheren Umgebung. Sie trieben Vieh zusammen und verkauften
dieses Beutevieh wieder an preußische Bauern in anderen Ortschaften.
Einige russische Offiziere verpflichteten - durch gute Lohnversprechungen
- mehrere Bauern aus den besetzten Dörfern - auch von Groß-
und Klein Besten - Fonragetransporte mit ihren eigenen bäuerlichen
Pferdefuhrwerken für die russische Armee zu tätigen. Da sich
die Armee ab 1760 nun immer weiter in Richtung Osten zurückzog,
mußten die Bauern den Truppen folgen und kamen dann erst nach
Wochen durch Flucht bei Nacht und Nebel" unter Zurücklassung
ihrer Pferde und ihrer Fuhrwerke in der Heimat an.
In alten Chronikaufzeichnungen ist von Gewalttätigkeiten gegen
die damalige Bevölkerung oder Brandschatzungen in unserer Gegend
nichts dokumentiert. In einigen Chronikberichten findet die gute Manneszucht
der Österreicher und der Russen Erwähnung. Von allen wird
den Russen humanes Wesen bescheinigt. Ihren Offizieren lag anscheinend
viel daran, nicht als Barbaren zu gelten. Seit Oktober 1760 waren keine
Fremdtruppen mehr im heutigen Kreisgebiet Dahme-Spreewald. Die preußische
Armee konnte schließlich im Jahre 1763 den Krieg siegreich beenden.
Nach dem Krieg waren bei Groß- und Klein Besten und bei den Umgebungsorten
teilweise Ackerschäden vorhanden. In den Ortschaften mangelte es
besonders an Rindvieh, Pferden und Fuhrwerken.
1765 befahl der König den Anbau der Kartoffeln im gesamten Königreich
Preußen.
Fremde Soldaten in den Jahren von 1806 bis 1813 in Groß- und
Klein-Besten
Im Jahre 1806 drangen französische Truppen nach der
von Preußen verlorenen Schlacht bei Jena und Auerstedt in das
Königreich Preußen ein. Die Einquartierung von französischen
Soldaten erfolgte bei den Bauern in Groß- und Klein Besten. 1812
fanden Durchmärsche von bayrischen u. würtembergischen Truppen
in unserem Heimatgebiet statt.
Diese Rheinbundtruppen gehörten mit zur "Großen Armee"
Napoleons und nahmen im Juni 1812 am Überfall auf Rußland
teil. Im Befreiungskrieg (Herbst 1813) wirkten Bauern aus Groß-
und Klein Besten sowie auch aus anderen Orten unseres Heimatkreises
mit im Widerstand gegen die napoleonischen Truppen, indem sie die militärischen
Verteidigungsanlagen in der Notte-Niederung errichteten. In der evangelischen
Kirche von Bestensee befindet sich eine Gedenktafel mit den Namen der
Einwohner aus Groß- und Klein Besten, die während des Befreiungskrieges
1813-1815 als Soldaten in der Blücher-Armee für die Befreiung
ihres Vaterlandes ihr Leben ließen.