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14.4.: Radtour um den Pätzer Vorder- und Hintersee

Nach dem herrlichen und mit 23 °C warmen Ostersonntag überquerte uns am Montag eine Kaltfront, die uns nur noch 10 °C Höchsttemperatur bescherte. Trotzdem wollte ich am Dienstag das schhöne Wetter zu einer Radtour nutzen.
Vom Steakhaus in Bestensee ging es zunächst durch den Wald wieder an der Pätzer Kita vorbei und auf dem Uferweg bis zum Pätzer Badestrand, auf dem der Kinderspielplatz wegen der Virus-Pandemie gesperrt ist. Von hier war es nicht mehr weit bis zur Pätzer Dorfaue, auf der neben vielen beeindruckenden alten Bäumen auch einer steht, der schon bessere Tage erlebt hat. Er ist in großen Teilen hohl, aber jedes Jahr zeigt er wieder frische Triebe.
Schließlich erreichte ich das Naturschutzgebiet der Liepe, von der man an einer Stelle einen wunderschönen Blick auf den Pätzer Hintersee hat. Weiter ging es vorbei an den Wiesen der Liepe, bis ich schließlich die Pätzer Berge erreichte.
Mehrmals unterbrach ich meine Fahrt, um einen Blick über den Pätzer Hintersee mit der Insel Großer Horst zu werfen. Am Fuße des "Kahlkopfs", der mit 77 m die höchste Erhrbung im Ort ist, hielt ich an, um zu ihm hinauf zu steigen. Neben Kiefern und Eichen wuchsen dort zahlreiche Birken am Hang. Oben angekommen, versuchte ich, einen Blick auf den Hintersee zu werfen. Durch den starken Baumbewuchs sah man lediglich ein wenig von der im Sonnenlicht gltzernden Wasseroberfläche.
Vor ca. 100 Jahren trug der Kahlkopf seinen Namen noch zu Recht. Wie auf dem Foto von ca. 1930 zu sehen ist, war er damals wirklich fast kahl und Wacholder und Heidekraut säumten die Hänge. Das ist auch in der Wanderbeschreibung von Wilhelm Reichner 1925 am Ende dieses Textes sehr schön dargestellt.
Weiter ging es schließlich, vorbei an einer markant geformten Kiefer, die schon 1932 im Heimatkalender abgebildet war. So erreichte ich das südlichste Ende des Pätzer Hintersees und die langsam untergehende Sonne spiegelte sich auf dem Wasser.
Der weitere Rückweg war zunächst nicht sehr angenehm, weil ich durch die unlängst verlegte Erdgasleitung das Fahrrad durch den losen Sand schieben musste. Bei einem Blick zur Seite entdeckte ich in der Ferne ein Reh am Wiesenrand, neben dem nicht weit entfernt ein Kranich im Gebüsch verschwand.
Eine längere Strecke fuhr ich neben den Bahngleisen, um dann noch einen kurzen Abstecher zum See zu machen. Von dort hatte man eine schöne Aussicht auf die Pätzer Berge und die Insel Großer Horst, diesmal von der gegenüber liegenden Seite des Sees.
Weiter ging es, bis ich die Gaststätte "Am Seeblick" erreichte. Kurz davor versuchte eine Anglerin im Abendlicht ihr Glück. Der letzte Teil bis nach Hause, vorbei am noch nicht besetzten Storchennest, war dann nicht mehr weit. Gegen 19:30 Uhr war ich wieder zu Hause, völlig durchgefroren und es brauchte einige Zeit bis ich wieder "Betriebstemperatur" erreichte.

Wenn es auch viel Text ist, möchte ich Ihnen nachfolgend die im Jahre 1925 verfasste Wanderbeschreibung von Wilhelm Reichner mit der Route von den Pätzer Bergen über Pätz bis nach Groß Besten wiedergeben:

Wo die Pätzer Berge ansteigen, über vierzig Meter den See überragen, da ist ein Stückchen Heidelandschaft, wie sie schöner der Kreis nicht aufzuweisen hat. Heide, mit Wacholdern und Heckenrosen, mit windverwehten Eichen und Ebereschen, mit niedergeduckten Kiefern und Birkenbüschen. Das Heidekraut überzieht große Flächen und verdrängt das kniehohe Gras mehr und mehr. Wenn auch die Heide schon ihr Leuchten verloren, den roten Teppich in nüchternes Braun verwandelt hatte, so träumten wir uns doch beim Aufstieg in die Lüneburger Heide versetzt. Doch ein Umwenden genügte; da waren wir wieder in der Mark, im Kreise Teltow. Das Zusammenwirken von Heide und Wasser in diesem Maße kennt nur die Mark. Kilometerweit die blanke Fläche des Sees, in der große Inseln gebettet liegen; der Große und der Kleine Horst: Dahinter Wald; Wald und ferne Höhen. - Es ist eine Stelle unserer Heimat, der erlebt werden will, wo Worte und Bilder nicht ausreichen, die Schönheit vollkommen wiederzugeben, wo die Augen sich vollsaugen können, wo die Seele mitschwingt im Takt, der aus der Tiefe im Lichtwellenklang von Grün-Gelb-Blau aufsteigt, und dann in die Ferne gleitet, wo die Unrast gehemmt wird und Ruhe, Frieden einzieht in das wildpochende Herz.

Wacholder, in deren Bann wir uns niedergelegt hatten, drängten uns ihre Geschichte auf. Sie erzählten Sagen und Märchen, wussten von ihrem großen Herrn und Meister Merlin Wunderdinge zu berichten, freuten sich über ihre Gespielen im Walde, die die Menschen des Nachts so gern erschrecken und ihnen Wegelagerer vorzaubern, um dann plötzlich als harmlose Büsche zu erscheinen. Machandelbäume heissen sie in anderer Gegend; Reckholder, Quackelbusch, Kranewit. "Der Krametbaum heisst teutsch ein Wechalter und man spricht, das der Kramet helff für der Glieder müden und darumb so ettlich müd werden, so schlaffen sy unter des Baumes Schatten," weiss Konrad von Meyenberg in seinem "Buch der Natur" aus dem Vierzehnhundert zu berichten. Wer heut nicht schlafen kann, der greift vielleicht auch zum Wacholder, doch in Form eines Schnapses; der Genever ist ja bekannt als Sorgenbrecher.

Pätz hat die schönste Dorfaue - das konnten wir beim Betreten des Dorfes sofort feststellen -, und wird das ursprüngliche Bild durch kein Bauwerk in ihrer Mitte gestört. Rundherum reiht sich Haus an Haus, behütet von mächtigen Linden und Ulmen. Hier und da führt ein Weg zum Wasser hinunter und auch zur alten Fischerstelle, die freilich jetzt die ehemalige Bedeutung verloren hat und in einen Gastwirtschaftsbetrieb umgewandelt wurde. Aber das niedere Fachwerkhaus mit dem Rohrdach steht noch immer an der Stelle, wo vielleicht schon im frühesten Mittelalter slawische Fischer ihre Netze zum Trocknen aufhängten. Älter ist das Dorf bestimmt, als die Urkunden zu melden wissen, denn in die Geschichte rückt es erst im Vierzehnhundert als Besitzteil der Schenken von Landsberg auf Teupitz. Mit den Geschicken des "Schenkenländchens" ist es eng verbunden, doch fehlt dem Dorf die eigene Note im Laufe der Geschehnisse, wie allen Dörfern, die keinen Rittersitz hatten und nur verpflichtet waren, ihre Abgaben pünktlich dem Eigner zuzustellen. Den Schenken gehörte alles; Steuern, Hand- und Spanndienste, die Gerichtsbarkeit und auch der See Medewett. Diese Bezeichnung für den Pätzer Hintersee ist längst verloren; nur ältere Karten weisen noch den Namen Miethow-See auf, der aus Medewett und Medewede entstand. Dorf und See kamen im Jahre 1646 durch Kauf an Joachim Christoph von Sutterheim, später an die Familie von Löben und 1717 unter den Soldatenkönig zur Herrschaft Wusterhausen.

Die Zahl der Einwohner hat in den letzten hundert Jahren über das Dreifache zugenommen, was besonders in jüngster Zeit durch Anlage zahlreicher Sommerhäuser und Neuansiedlungen bedingt wurde. Denn die landwirtschaftliche Lage und die Nähe von Wald und Wasser locken förmlich zum Eigenbau. Das weiss auch schon jahrelang die Jugend von Großberlin. An Frühlingsabenden, wenn kaum die ersten Zugvögel aus dem Süden heimgekehrt sind, dann beginnt schon am Vordersee das Leben und Treiben. Zelte werden aufgeschlagen, Lagerfeuer brennen am Ufer, Lautensang und Reigentanz kommen zu ihren Rechten, und wenn es die Witterung nur einigermaßen erlaubt, dann geht es auch im Wasser laut und lustig zu; denn der Badestrand ist geradezu ideal. Sommerlang flackern und glimmen in den Nächten vor den Sonn- und Festtagen die Feuer am Ufer, bis dann die Zugvögel den wärmeren Ländern zueilen und die "Seelagerer" seltener die Stadt verlassen, wenigstens es nicht mehr wagen, am Uferrande die Nacht im Zelte zu verbringen.

Die Sonne war schon längst hinter Wald und Bergen niedergegangen, doch glühten noch zackige Wolkenränder in Purpurrot, spiegelten sich im Wasser, setzten violette, grellgelbe und smaragdgrüne Farben in Streifen und Klecksen dazwischen, aus denen sich die fernen Uferränder tiefdunkel abhoben. Der Wind, der uns von der Höhe vertrieben hatte, war erstorben; ruhig lag die Fläche im wechselnden, irisierenden Widerschein. Über den See klangen einige Lautenakkorde, erst verworren, dann zum Lied sich formend; ein Lied vom Scheiden: "Ade zur guten Nacht! Jetzt wird der Schluss gemacht, dass ich muss scheiden." Als wir die munteren Sänger erreicht hatten, da setzten sie sich in Bewegung, und ein Wanderlied nach dem anderen stieg auf, die alten, lieben Lieder, die immer wieder froh machen, und auch die neuen, die da locken zum Wandern und zum Schauen. Rottannen und Schwarzerlen beim alten Fischerhaus am Glunze-Bach hatten die Melodien aufgefangen; sie rauschten leise mit.

Tiefer Dämmer herrschte, nächtliche Schatten lagen auf dem Fließ und an seinen Rändern. Leise tropfte das Wassser am Stauwerk. Blätter taumelten nieder und schwammen der Todnitz zu, die hinter dem Erlenbruch liegt; viel Schönheit liegt da offen und versteckt. Da klangen wieder die Takte des Liedes vom Wege nach dem Bahnhof Groß Besten her: "Jetzt wird der Schluss gemacht!"

Zum Vergrößern die Vorschaubilder bitte anklicken, dann startet eine Diaschau, die auch angehalten und manuell vor- oder rückwärts geschaltet werden kann.

Sperrung des Kinderspielplatzes am Pätzer Vordersee.Sperrung des Kinderspielplatzes am Pätzer Vordersee. Dieser Baum auf der Pätzer Dorfaue hat die besten Tage hinter sich.Dieser Baum auf der Pätzer Dorfaue hat die besten Tage hinter sich. Blick von der Liepe auf den Pätzer Hintersee.Blick von der Liepe auf den Pätzer Hintersee. 20-04-14_05736a20-04-14_05736a 20-04-14_05741a20-04-14_05741a Sumpfgebiet auf der Liepe.Sumpfgebiet auf der Liepe. 20-04-14_05743a20-04-14_05743a Blick über einen Teil der Liepe.Blick über einen Teil der Liepe. Am Pätzer Hintersee mit Blick auf die Insel Großer Horst.Am Pätzer Hintersee mit Blick auf die Insel Großer Horst. 20-04-14_05756a20-04-14_05756a Kiefernwald am Hintersee mit Moosflächen.Kiefernwald am Hintersee mit Moosflächen. Auf diesem Wanderweg muss ein umgestürzter Baum überstiegen werden.Auf diesem Wanderweg muss ein umgestürzter Baum überstiegen werden. Rechts ragt die Insel Großer Horst in den Pätzer HinterseeRechts ragt die Insel Großer Horst in den Pätzer Hintersee 20-04-14_05764a20-04-14_05764a 20-04-14_05767a20-04-14_05767a Der Aufstieg zur höchsten Erhebung im Ort, dem 'Kahlkopf', mit 77 m.Der Aufstieg zur höchsten Erhebung im Ort, dem 'Kahlkopf', mit 77 m. 20-04-14_05774a20-04-14_05774a 20-04-14_05778a20-04-14_05778a Heute ist der Wacholder in den Pätzer Bergen eine Seltenheit, früher war er weit verbreitet.Heute ist der Wacholder in den Pätzer Bergen eine Seltenheit, früher war er weit verbreitet. Blick vom 'Kahlkopf' durch die Bäume auf den Hintersee.Blick vom 'Kahlkopf' durch die Bäume auf den Hintersee. Ca. 1930 war der 'Kahlkopf' wirklich fast kahl. Mit einem herrlichen Blick von oben auf den Hintersee wurde man belohnt.Ca. 1930 war der 'Kahlkopf' wirklich fast kahl. Mit einem herrlichen Blick von oben auf den Hintersee wurde man belohnt. Ein beliebtes Fotomotiv ist immer wieder diese markante Kiefer am Wanderweg.Ein beliebtes Fotomotiv ist immer wieder diese markante Kiefer am Wanderweg. Bereits 1932 war dieser Baum im Heimatkalender verewigt.Bereits 1932 war dieser Baum im Heimatkalender verewigt. Am südlichen Ende des Pätzer Hintersees.Am südlichen Ende des Pätzer Hintersees. 20-04-14_05792a20-04-14_05792a 20-04-14_05795a20-04-14_05795a 20-04-14_05797a20-04-14_05797a 20-04-14_05801a20-04-14_05801a Auf der Rückfahrt sah ich in der Ferne ein Reh am Rand der Wies stehen.Auf der Rückfahrt sah ich in der Ferne ein Reh am Rand der Wies stehen. Nicht weit entfernt verschwand ein Kranich im Gebüsch.Nicht weit entfernt verschwand ein Kranich im Gebüsch. 20-04-14_05814a20-04-14_05814a Blick im Abendlicht auf die Insel Großer Horst von der anderen Seeseite.Blick im Abendlicht auf die Insel Großer Horst von der anderen Seeseite. In der Ferne die Pätzer Berge.In der Ferne die Pätzer Berge. 20-04-14_05822a20-04-14_05822a Sumpflandschaft am Pätzer Hintersee.Sumpflandschaft am Pätzer Hintersee. 20-04-14_05825a20-04-14_05825a Blick auf den Pätzer Hintersee. Links ist die Insel Großer Horst zu sehen, rechts die Halbinsel Mercks Horst.Blick auf den Pätzer Hintersee. Links ist die Insel Großer Horst zu sehen, rechts die Halbinsel Mercks Horst. Eine Anglerin am Hintersee kurz vor Sonnenuntergang.Eine Anglerin am Hintersee kurz vor Sonnenuntergang. Der Hintersee gegenüber der Gaststätte 'Am Seeblick' im Abendlicht.Der Hintersee gegenüber der Gaststätte 'Am Seeblick' im Abendlicht.
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