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Zur
Grundsteinlegung des Seniorenzentrums der Berliner Stadtmission am
11.11.2002 in der Hauptstr. 11 wurde der St. Martins-Umzug aus der
Taufe gehoben. Seitdem ist er zu einer Tradition im Ort geworden, die
sich steigender Beliebtheit erfreut.
Startpunkt des Umzugs ist
immer das Kinderdorf in der Zeesener Str., vor dessen Eingang sich
die Kinder mit ihren Eltern, Großeltern oder Freunden mit
leuchtenden und schaukelnden Lampions versammeln.
Bis zum Jahr
2019 führte der Umzug jedes Jahr bis zum Seniorenzentrum der
Berliner Stadtmission an der Hauptstraße. Dann kam Corona,
Veranstaltungen waren verboten, und danach war es schwierig, das
Überqueren der Hauptstraße genehmigen zu lassen. Seitdem ist das
Mehrgenerationenhaus in der Waldstraße Endstation.
Bis 2019 wurde vor dem Seniorenzentrum auf einer kleinen Bühne die biblische Geschichte des St. Martin nachgespielt, und der Posaunenchor der ev. Kirche ließ anschließend weihnachtliche Melodien erklingen. Die ersten Male kam St. Martin sogar auf einem Pferd geritten, aber als es eines Tages scheute, spielte man wegen der Gefährdung ohne Pferd weiter.
Hier ein
kleiner Exkurs zu den Hintergründen des St. Martinstages: Martin,
316 oder 317 n. Chr. geboren, leistete in der ersten Hälfte seines
Lebens einen 25-jährigen Militärdienst im Römischen Reich ab,
widmete danach sein Leben dem christlichen Glauben und wurde 372 zum
Bischof von Tours geweiht.
Nach einer Überlieferung begegnete
der während seiner Armeezeit auf seinem Pferd reitende Martin an
einem Wintertag einem unbekleideten Bettler.
Martin hatte außer
seinen Waffen und seinem Militärmantel nichts bei sich. Der Bettler
tat ihm leid, Martin teilte seinen Mantel mit dem Schwert und gab
eine Hälfte dem Armen. In der folgenden Nacht ist ihm dann im Traum
Christus erschienen, bekleidet mit dem halben Mantel, den Martin dem
Bettler gegeben hatte. Nach dem Matthäusevangelium 25,35-40 – „Ich
bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet … Was ihr getan habt
einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“
– erweist sich Martin hier als Jünger Jesu. Das Resümee der
Geschichte lautet, dass man teilen sollte, wenn man mehr hat als
andere, die evtl. gar nichts haben.
Am 11.11.397 wurde Martin im
Alter von 81 Jahren unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in
Tours beigesetzt.
Sogar in der Gründungsurkunde von Bestensee
vom 11.11.1307, damals noch Bestwin genannt, erscheint zum Schluss
der Martinstag: "Dieser Brief ist gegeben in unserer Stadt
Spandau nach Gottes Geburt tausent Jahr, dreihundert Jahr in dem
siebenten Jahre, am St. Martinstage des heiligen Bischofs und
Beichtvaters."
Aber nun zum aktuellen Umzug. Strahlende Kinderaugen konnte man sehen, als die fast unendlich erscheinende Menschenschlange, angeführt von der kleinen Kapelle, los wanderte. Entlang der Strecke warteten immer wieder Gruppen mit Kindern, die sich dem Zug anschlossen.
Zunächst gingen mehrere hundert große und kleine Wanderer vom Kinderdorf Richtung Sportplatz entlang der Gartenstraße und zurück auf der Paul-Sievers-Str. wieder bis zum Kinderdorf. Von hier wanderten alle weiter auf der Zeesener Str., bogen dann in die Waldstraße ein, vorbei an der neuen Kita, der Bäckerei Wahl, und so erreichte schließlich die lange Schlange das Mehrgenerationenhaus. Und vorneweg spielte immer eine 3-köpfige Kapelle Kinderlieder. Abgesichert wurde der Zug von der Feuerwehr.
Am Ziel erwarteten die Großen und Kleinen eine Stärkung in fester oder flüssiger Form. Die Bratwurststände waren ständig belagert, aber auch Erbseneintopf, Waffeln oder Popcorntüten waren im Angebot. Flüssige Stärkung erhielt man in alkoholfreier Form durch Kinderpunsch, Kakao und weitere alkoholfreie Getränke, oder für die Großen Glühwein mit oder ohne Schuss und Bier. An anderer Stelle war das Stockbrot über einer Feuerschale gefragt.
Musikalische Untermalung gab es aus der „Konserve“.
Organisiert wurde der St. Martinstag von Anja Kolbatz-Thiel mit vielen Helfern vom Heimat- und Kulturverein, der Freiwilligen Feuerwehr, dem Mehrgenerationenhaus, dem Bauhof, und das Holz für die Feuerschalen besorgte Matthias Hentze.