Bestensee im Blick
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9.10.22:
Herbstwanderung
Petrus meinte es gut mit uns, als wir am 9. Oktober um 10 Uhr zu
unserer Herbstwanderung starteten. Bei herrlichem Sonnenschein begrüßte
Anja Kolbatz-Thiel am "Hühnerbrunnen" neben dem Bahnhof 28
Wanderfreunde.
Gut gelaunt liefen wir zunächst entlang der Waldstraße, vorbei an der
Baustelle der neuen Kindertagesstätte, am Hauptsitz der Bäckerei Wahl,
und dahinter durch den Wald Richtung Sportplatz. Wir überquerten die
"Schneewittchenberge", ein beliebtes Ziel des Kinderdorfes, und
erreichten den Badestrand am Todnitzsee, der früher wesentlich größer
war.
Weiter ging es auf dem Uferweg bis zur Elsenbrücke, die den
Glunzgraben, die Verbindung zwischen Pätzer Vordersee und Todnitzsee,
überquert. Hier bestaunten wir das gewaltige Heim eines Bibers, der in
der Nähe seine Spuren durch ab- oder angenagte Bäume hinterließ. Sogar
unmittelbar neben der Brücke hatte er einen Baum gefällt.
Als nächstes erreichten wir eine freie Stelle gegenüber vom Badestrand.
Auch hier gab es früher eine Badestelle, aber durch Einleiten von
Abwässern in den 1980er Jahren kippte der See um und wurde mit
Spezialbooten entschlammt. Zum Abtransport wurde an dieser ehemaligen
Badestelle eine aus Metallplatten errichtete Uferwand gebaut, an der
Lastwagen gefahrlos den Schlamm aufladen konnten.
Von hier ging es weiter Richtung Freudenthaler Tonsee, vorbei am
ehemaligen Reichsarbeitsdienst-Lager (RAD Abt. 7/92 „Werner von
Siemens“), in dem in der Nazi-Zeit Männer, im Krieg auch Frauen, zur
Vorbereitung des nahenden Krieges zunächst gemeinnützige Arbeiten
ausführen mussten. Später wurden sie auch an der Waffe ausgebildet.
Schließlich erreichten wir den Freudenthaler Tonsee, der durch den
Abbau von Ton und Verarbeitung in der Groß Bestener Ziegelei entstand.
Diese Ziegelei, wie auch die nebenan gelegene Kameruner, entstanden
1886/87, und wurden lt. eines Zeitungsberichtes 1920 abgerissen. Danach
füllten sich die Gruben zu den heute beliebten und klaren Badegewässern.
1928 siedelte sich am Freudenthaler Tonsee der Natur-Campingplatz
"Berliner Faustballfreunde" an, der in 6 Jahren seinen 100. Geburtstag
feiert.
Die Hälfte der Wanderstrecke war erreicht und es war Zeit für eine
Stärkung. Auf dem Campingplatz von Manfred Prosch durften wir Picknick
machen, und Anja Kolbatz-Thiel hatte mit Kay und Britta alles bestens
vorbereitet. Neben Bratwurst gab es noch leckeren Kuchen von Anett.
Allen ein großes Dankeschön! Natürlich gab es neben Kaffee auch verschiedene andere Getränke zur Auswahl.
Gestärkt begann die zweite Hälfte der Wanderung um den Kameruner
Tonsee. Übrigens, die Bezeichnung Kamerun und Freudenthal gibt es lt.
alter Aufzeichnungen schon seit dem Bau der Ziegeleien und Unterkünfte.
Erst in neueren Landkarten ist vom Großen (Kameruner) und Kleinen
(Freudenthaler) Tonteich die Rede. Oft geschieht so etwas aus
Unkenntnis der örtlichen Geschichte. Das trifft z. B. auch für den
Klein Bestener See zu, der nach dem früheren Ort Klein Besten benannt
wurde und in alten Karten so eingetragen ist. In neueren Karten liest
man dagegen Kleiner Bestener See. Es gibt aber weder einen kleinen noch
großen Bestener See. Auch für den Glunzgraben, benannt nach dem
Glunzbusch, ist oft die Bezeichnung Fanggraben zu finden.
Beim Umrunden des Kameruner Tonsees überquerten wir am Ostufer bald die
Gräbendorfer Gemarkungsgrenze, und im nördlichen Bereich die
Körbiskruger. Die Bestensee-Körbiskruger Gemarkungsgrenze teilt den See
in eine Nord- und Südhalfte. In diesem See machte Hobbytaucher Steffen
Wahl 2004 eine ungewöhnliche Entdeckung. Bei einem Tauchgang brachte er
einen Stein mit minäo-sabäischen Schriftzeichen ans Tageslicht. Das
Brandenburgische
Archäologische Landesmuseum in Wünsdorf
untersuchte den Stein und identifizierte die Zeichen als eine ca. 2.000
Jahre alte südarabische Schrift. Presse und der RBB berichteten
seinerzeit darüber. Auf die Frage, wie dieser Stein in den See gelangt
sein mag, gibt es bis heute keine zufriedenstellende Antwort.
Schließlich verließen wir den See, um über die B 179, vorbei an der
ehem. Gaststätte "Zur Ritterlichkeit", in die Straße am Todnitzsee
einzubiegen. Von dort ging es auf einem Waldweg am Seechen weiter bis
zur Neuen Straße.
Von dort unternahmen wir noch einen interessanten Abstecher zum Gelände
des früheren "Freiheitssender 904". Er warb zu DDR-Zeiten mit dem Motto
"Wir sind der einzige Sender der Bundesrepublik, der nicht unter
Regierungskontrolle steht". Der Sender stand an der Grenze in Burg bei
Magdeburg, aber das Programm stammte aus einem geheimen und
abgeschirmten Studio am Seechen. Heute ist von dem zuwachsenden Gebäude
leider nicht mehr viel zu sehen. In einem Interview und auch in einem
Buch äußerten sich die Verantwortlichen des Programms zum Sendeziel.
Die Politik der BRD sollte kritisch beleuchtet werden, und mit
Meldungen wie "Achtung Mäuse, der Hamster bohnert", oder "Wir rufen
Kaltmamsell, heute reichlich Paprika verwenden", oder "Achtung Nashorn,
das Känguru ist ausgebrochen" sollte der Eindruck erweckt werden, dass
verschlüsselte Nachrichten für Agenten übermittelt werden. In
Wirklichkeit hatte man sich einen Spaß mit diesen Durchsagen gemacht.
1971 wurde der Betrieb des Senders mit Beginn der Ost-West-Entspannung
eingestellt.
Die Gebäude auf diesem Gelände wurden vor einigen Jahren wunderschön
saniert, es entstanden auch neue, und heute ist es ein Wohngebiet.
Besonders eindrucksvoll ist das
ca. 1905 zunächst
als Gaststätte „Rünzel’s Waldheim“
erbaute Hauptgebäude mit dem langen und spitzen Dachaufbau.
Abschließend ging es auf der Puschkinstraße vorbei an einem weiteren Bibergelände zurück zum Bahnhof.
Ein großes Dankeschön allen Wanderfreunden! Es hat mir großen Spaß
gemacht und vielleicht bis zum nächsten Mal, Ihr Ortschronist Wolfgang
Purann
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