Bestensee im Blick
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5.2.:
Ausflug in die Sutschke
Am vorigen Abend hatte es etwas geschneit, und mich interessierte, ob
mittags im Naturschutzgebiet der Sutschke trotz leichten Tauwetters
noch etwas vom Schnee zu sehen war. Und an Stellen, die sonnengeschützt
waren, lag noch Weiß. Vor der Lehmwand waren viele weiße Tupfer zu
sehen. Es waren zahlreiche Kletten, die eine weiße Schneehaube trugen.
Die Sutschke erfährt z. Zt. große Veränderungen, der Wildwuchs wird
eingedämmt. Viele Bäume wurden gefällt, und ein Großteil des mittleren
Tals wurde von Büschen und Schilf befreit. Auch neue Info-Tafeln zur
Sutschke werden demnächst aufgestellt.
Wer bis zum Krummen See wandert, kann das Sumpfgebiet über die im
letzten Jahr eingeweihte neue Brücke überqueren, die mit Fördermitteln
des Europäischen Strukturfonds gebaut wurde. Auch die jetzt laufenden
Maßnahmen werden mit europäischen Fördermitteln durchgeführt.
Interessant
ist, dass sich die Bestenseer Gemarkungsgrenze zu Krummensee bis
zum östlichen Ufer des Krummen Sees erstreckt, und nur das sumpfige Tal in der Mitte und derWesthang
bis zum kleinen Sutschke-See gehören zu Krummensee.
Wer nicht im Tal, sondern oben auf der Westseite am Rand der Felder auf
dem Marienhofer Berg entlang läuft, kann mit etwas Glück Rehe
beobachten. Der Wind wehte heute Schnee von den Bäumen am Feldrand, und
so sah es aus, als ob es trotz Sonne schneite.
An mehreren Stellen bahnte sich Regenwasser in inzwischen kleinen Schluchten seinen Weg von den Feldern ins Tal.
Um Ihnen einmal zu zeigen, wie kahl die Sutschke in früheren Jahren,
von 1913 bis ca. 1950, aussah, finden Sie am Ende alte Ansichtskarten.
In der Mitte des Tals floss früher ein kleiner Bach.
Am oberen Hang neben der Lehmwand lebte in den 1930er Jahren ein
Einsiedler, der "Borstenkönig", der sich dort eine kleine Hütte gebaut
hatte, und in der wärmeren Jahreszeit hier den Sommer verbrachte.
"Borstenkönig" deshalb, weil er von den Bauern des Ortes Borsten von
den Tieren aufkaufte und sie zu Bürsten und Pinseln verarbeitete. Auch
Kräuter wurden von ihm gesammelt. In der kalten Jahreszeit zog er
wieder in seine Wohnung nach Berlin und widmete sich ganz der Apotheke,
die er dort mit Angestellten betrieb.
Eine Zeitzeugin berichtete mir von einem persönlichen Kontakt mit ihm.
Ca. 1935 unternahm ihre Klasse einen Schulausflug in die Sutschke. Mit
zwei Schulfreundinnen erklommen sie den Hang, der zum Borstenkönig
führte. Es war ein heißer Tag, sie hatten Durst und fragten den
Einsiedler, ob sie einen Schluck Wasser bekommen könnten. Er gab ihnen
zu trinken unter der Bedingung, dass sie seinen Eimer mit frischem
Wasser aus dem Bach im Tal wieder füllten. Das machten die Kinder,
setzten aber einen Frosch in den Wassereimer und stellten ihn vor den
Borstenkönig. Der sah den Frosch im Wasser, fluchte kräftig, und die Kinder suchten schnell das Weite.
Letzter Zeuge seiner Vergangenheit ist seine noch in der Erde existierende Betonbadewanne.
Die Deutung des Namens "Sutschke" führte nach mehreren Recherchen
bisher zu keinem eindeutigen Ergebnis. Angefragt hatte ich im
Sorbischen Institut Bautzen, im Potsdamer Institut für Slawistik, im
sorbisch-wendischen Institut der Leipziger Uni und bei einem Kenner der
wendischen Sprache. Ein Mitstreiter hatte sich auch bei einem in Prag
lebenden mit der sorbischen und wendischen Kultur befassten Professor
erkundigt. Die Deutungen gingen teilweise leider sehr weit auseinander.
Eine evtl. zutreffende Vermutung wurde aus dem wendischen Wort sut
ški
abgeleitet, das so viel wie Sumpflöcher bedeutet. Aber auch ein Ort mit
vielen Mücken, knorrigem Holz oder ein Echo erzeugendes Tal wurden in
Erwägung gezogen.
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