Bestensee im Blick
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20.3.2010:
Eröffnung des Königlichen Forsthauses
Am 20. März war nach ca. 2-jähriger umfangreicher Restaurierung
Eröffnung des Königlichen Forsthauses Gallunsbrück. Jetzt ist es eine
Gaststätte mit Ferienwohnungen im Nebengebäude. Nähere Informationen im
Internet unter
www.kgl-forsthaus.de.
1775, dem Jahr der ersten nachweislichen Erwähnung unseres
zweitältesten Gebäudes, des königlichen Forsthauses, bestand unser
heutiger Ort Bestensee noch aus den Ortschaften Groß Besten, Klein
Besten und dem Etablissement Gallunsbrück. In letzterem befanden sich
ein Fischer- und das Forsthaus mit Nebengebäuden.
Im Nachlass Bratring waren 1787 für diese Ansiedlung 10 Bewohner
aufgeführt: 1 Förster, 1 Fischer, 2 große Söhne, 1 große Tochter, 1
Tochter unter 10 Jahren, 1 Dienstjunge und eine Dienstmagd. An Tieren
wurden 1 Pferd, 4 Kühe, 7 Schweine und Federvieh gehalten. Ca. 1835
wurde Gallunsbrück Groß Besten angeschlossen. Am 1. April 1938 wurden
die Gemeinden Groß und Klein Besten schließlich zu Bestensee vereinigt.
Aber bereits 1755 gibt es einen Bericht von Gallunsbrück, als Posten
die Straße sperrten, um die Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche zu
verhindern. Das Haus wurde aber noch nicht erwähnt. Der Chronist Franz
Blume berichtete darüber:
„Sollten die Mittenwalder trotz der Warnung in die Dubrow fahren,
sollen ihnen die Wagen entzwei geschlagen und mit allem was darauf ist,
verbrannt, die Pferde aber ledig zurückgeschickt werden, damit die
Seuche nicht in davon noch frei seiende Dörfer verschleppt werde.“
Detaillierte Aufzeichnungen über das Forsthaus gibt es seit 1842 mit
der Ableistung des Eides vom 39 Jahre alten Jäger Carl Friedrich Ruben.
1847 wurden bei einer Übergabe das Forsthaus und dessen Nebengebäude
recht genau beschrieben. Das Wohnhaus, ein Fachwerkgebäude aus Lehm,
hatte die Abmessungen 12,55 x 9,41 m und war mit Ziegeln gedeckt. Durch
eine hölzerne Haustür und einen gepflasterten Flur gelangte man in die
Wohnstube, die von einem Ofen mit weiß glasierten Kacheln geheizt
werden konnte. Nach diesen Angaben wurde auch im heutigen Gastraum
wieder ein weißer Ofen installiert.
Neben einer Küche, Speisekammer, Keller, Hühnerboden und Kammer gab es
sogar ein „Jungfernzimmer“. Auf dem Dachboden existierte eine
Räucherkammer.
Weitere Gebäude auf dem Grundstück waren ein Pferde-, Federvieh- und
Schweinestall, eine Scheune, die 1891 völlig abbrannte, ein Brunnen,
ein Backofen, ein „Abtrittsgebäude“ (Toilette) und umgrenzt wurde das
Grundstück von einem Holzzaun.
In nur 1 km Entfernung führte die Straße von Königs Wusterhausen nach
Märkisch Buchholz vorbei, die der König und später auch der Kaiser für
ihre Treibjagden in der Dubrow nutzten. Einer Überlieferung zufolge
soll der König für eine kurze Besichtigung des Forsthauses einen
Abstecher nach Gallunsbrück gemacht haben.
Vom 1855 in Klein Besten geborenen August Gutke ist schriftlich eine
Geschichte überliefert, die sich in 1 km Entfernung ereignete. Er war
für eine Treibjagd des Kaisers in der Dubrow mit eingesetzt und nach
dem Ende wollte der Kaiser mit einem Grafen in dessen Kutsche zurück
zum Königs Wusterhausener Schloss fahren. Die kaiserliche Kutsche war
damit frei und Herr Gutke bekam die Erlaubnis, als erster mit der
Kutsche von der Försterei Hammer zurück zu fahren. Am Chausseehaus Groß
Besten gab er dem Kutscher von innen Klopfzeichen, um anzuhalten.
Schon damals mussten die Schulkinder, der Bürgermeister und Einwohner
samt Musikkapelle Spalier bilden und jubeln.
Die Kutsche fuhr langsam und hielt an. Alles jubelte – die Musikkapelle
spielte auf und Rufe waren zu hören: „Der Kaiser kommt, der Kaiser
kommt ...“. Aber nicht der Kaiser, sondern August Gutke stieg aus. Alle
amüsierten sich köstlich und den Rest bis nach Hause ging er zu Fuß,
vorbei am königlichen Forsthaus…
Durch die ca. 1886 eröffnete Groß Bestener Ziegelei am heutigen
Freudenthaler Tonsee und die ca. 1906 in Betrieb genommene Pätzer
Ziegelei am Pätzer Tonsee tangierte eine Ziegeleibahn (anfangs noch als
Pferdebahn ausgewiesen) die nördliche Seite des Forsthausgrundstückes
und über eine Brücke über den Glunzgraben wurde für den Ziegeltransport
eine Verbindung zur Hauptbahnstrecke Berlin-Görlitz hergestellt.
In den 1930er Jahren wurde das Forsthaus vermietet und nach dem Auszug
der letzten Mieter 1993 verfiel das Haus zusehends. Erst 2008 nach dem
Kauf durch Uwe Budach wurde das unter Denkmalschutz stehende Haus mit
großem Aufwand in seinem ursprünglichen Zustand wieder hergestellt und
erstrahlt heute im alten Glanz.
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